Spielt noch jemand? Hameln ringt Hannover 96 nieder

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

Es gibt immer mal wieder legendäre Wettkämpfe. Und es gibt legendäre Spieler … diesmal war … so etwas wird man kaum vergessen. Da Adrian abkömmlich war, hatten wir Felix als Verstärkung bekommen. Da die Zweite ihren wichtigen Wettkampf ebenfalls gewann, wohl die richtige Entscheidung.

Schon am Vortag beim Training fragte mich meinen Mannschaftsführer Kai, wann wir uns eigentlich morgen treffen würden. „Kai, du hast doch die Mail verfasst.“ „Ja ich habe die Mail geschrieben, doch nicht gelesen.“ 😉 Glücklicherweise konnte Dennis aushelfen – um 09:45 Uhr sollten wir uns treffen.

Am Sonntag waren 7 Spieler am Treffpunkt, Frank fuhr direkt nach Hannover. Also alle schnell ins Auto und schon begann die Reise. Da es ein wenig neblig war und deutlich unter dem Gefrierpunkt, mahnte ich Kai vorsichtig zu fahren. Nach einer Weile auf der Bundesstraße: „Warum blenden die entgegenkommenden Fahrer ständig auf?“, fragte unser Fahrer. Willi, der vorne saß: „Vielleicht hast du das Licht nicht eingeschaltet?“. „Ne, das ist an.“ *Klick* *Klick * *Klick* „So, nun ist es an.“ Etwas später vor einer roten Ampel. Kai: „Ich habe den Wagen voll unter Kontrolle.“ Die Ampel wird Grün, Wagen abgewürgt und die Autos hinter uns hupen schon. 😉 Wir kamen dennoch sicher am Stadion von Hannover 96 an und parkten davor. Kai fragte: „Wo ist der Eingang?“ Wie Kai war auch ich schon mehrfach im Stadion. Rechts geht es zum Haupteingang, links zu den Nebeneingängen, wo sich auch der VIP Raum befindet. Daher Lutz: „Wir müssen nach links!“ Kai „Ne, nach rechts.“ Also alle nach rechts bis uns ein 2,5 Meter hoher Gitterzaun den Zugang verwehrte. Alles wieder zurück und nach links. Hoppla, der Nebeneingang ist offen. 🙂

Die Erfolgstruppe aus der Rattenfängerstadt Hameln (vlnr. Felix, Frank, Willi, Matthias, Yannick, Kai, Dennis und Lutz)
So sehen richtige Schach-Spiellokale aus – sehr angenehme Atmosphäre. 😉

Ein Blick auf die Aufstellung versprach einen spannenden Wettkampf. Vorne waren die Hausherren besser. Bei uns waren Kai und Felix die Favoriten am Brett. Der Wettkampf begann pünktlich um 11 Uhr. Und wie sage ich immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Also ran an die Partien OHNE Computerüberprüfung!

Hannover 96 (3,0) : (5,0) Hamelner SV

1. 2391 FM Vladimir Ivanov ½ : ½ FM Wilfried Bode 2339
2. 2304 Dr. Torben Schulze 1 : 0 FM Matthias Tonndorf 2189
3. 2233 Niels Piepho ½ : ½ Lutz van Son 2162
4. 2067 Daniel Schulz 0 : 1 Kai Renner 2177
5. 2194 Dr. Roubik Adibekian ½ : ½ Dennis Schmidt 2035
6. 2125 Vladimir Usachyi ½ : ½ Dr. Frank Gerstmann 2133
7. 2121 Alexander Kiselev 0 : 1 Yannick Koch 2089
8. 1799 Stefan Vu Richter 0 : 1 Felix-Hagen Jacobi 2085

Nach meiner letzten Niederlage wollte ich diesmal etwas Zählbares beitragen. Die Eröffnung war schon ordentlich und auf beiden Seiten schossen die Bauern nach vorne. Wohin mit dem König? Beide Monarchen blieben in der Mitte. Ich öffnete die h-Linie und konnte Druck auf den gegnerischen h-Bauern aufbauen. Mittelfristig hätte ich ihn sicher auch gewonnen, doch in der Zwischenzeit wäre das Zentrum gesprengt worden. Und das Figurenspiel des Gegner‘s sah gefährlich aus. Daher wurde ein Remis vereinbart.
0,5 – 0,5

Bei Wilfried’s Partie war die Risikobereitschaft auf beiden Seiten nicht sehr groß. Optisch sah es für Willi gut aus, doch ohne eine Stellungsöffnung wäre nichts Gefährliches passiert. Daher wurde auch hier relativ früh die Punkteteilung vereinbart.
1,0 – 1,0

Yannick spielte eine schöne Partie und kam gut aus der Eröffnung heraus. Sein Gegner operierte ein wenig komisch am Damenflügel und Yannick’s Truppen konnten am Königs- und Damenflügel schön aufmarschieren. Es folgte eine kleine Kombination und die Dame wurde gewonnen. Toll gespielt. Yannick ist mit 4 Punkten aus 5 Partien unser Punktegarant.
2,0 – 1,0

Etwas weiter vom der Rest der Truppe wurde Felix’s Brett platziert. Wusste der Schiedsrichter etwas über das Brennen in den Augen, während der Partie? 😉 Auf jeden Fall war es eine Partie á la Felix. Nicht erst groß entwickelt, gleich mal einen Bauern genommen und rein in die komische Stellung. Hin und her, kreuz und quer. Und irgendwann hatte er seinen Gegner niedergerungen.
3,0 – 1,0

Das war im Prinzip die Vorentscheidung. Da auch die übrigen Bretter ganz brauchbar aussahen. Kai und Frank hatten einen Mehrbauern, Dennis hatte eine schöne Angriffsstellung und Matthias hatte auch die Stellung im Griff.

Frank konnte einem unfreiwilligen Bauernopfer seines Gegners nicht widerstehen und gewann den Landwirt. Nun musste seine Stellung ein wenig Druck aushalten. Das gegnerische Läuferpaar war schon nicht ohne. Die abnehmende Zeit war auch nicht Frank’s Freund. Doch nach der Zeitkontrolle sah es schon ganz gut aus. Der Gewinnerplan wollte allerdings nicht erscheinen und so einigte man sich auf Remis.
3,5 – 1,5

Dennis zeigte sich wieder sehr kreativ bei seiner Eröffnungswahl und hatte schnell Druck auf dem Kessel. Seine Schwerfiguren konnten die einzige freie Linie besetzen und auch sein Läuferpaar beherrschte das gegnerische Springerpaar. Es wurde getauscht und Dame und Turm drangen auf die 7. Reihe ein. Doch nun wurde sein König von der Seite vollgeschachert. Mit nur eine Minute auf der Uhr fand Dennis nicht den Gewinnweg und musste sich mit einer Punkteteilung zufrieden geben. Die Partie findet ihr folgend…
4,0 – 2,0

Matthias zeigte wieder eine energische Eröffnungsauswahl und konnte schnell Ausglich erzielen. Dann spielte Matthias allerdings ein wenig zu kompliziert und statt einer schlechten Bauernstruktur für den Gegner verlor er einen Bauern. Nun wurden seine Angriff noch wütender und die Leichtfiguren drangen in die feindliche Stellung ein. Doch hier zeigte der Gastgeber die Kunst der Verteidigung, wehrte alles ab und gewann. Sehr beeindruckend und lehrreich!
4,0 – 3,0

Bei Kai’s Partie wurde erstmal ein wenig Theorie gespielt. Dann opferte sein Gegner einen Bauern, allerdings ohne etwas Entscheidendes zu bekommen. Das Material wurde bis auf einen Springer für Kai und einem Läufer für seinen Kontrahenten getauscht. Nun hieß es die Überlegenheit des Springers gegenüber dem Läufer zu beweisen. Und seinen Mehrbauern zu verwerten. Also … ich könnte hier den Verlauf des Endspiels beschreiben, doch das würde den Rahmen springen. Nach 6,5 Stunden und knapp 150 Zügen hatte Kai seinen Gegner niedergerungen.
5,0 – 3,0

Alle anderen Bretter waren abgebaut, es war schon dunkel draußen. Im Prinzip waren die anderen Spieler schon angezogen, aber einen Brüller haben wir noch. Nachdem Kai seine 3 Partieformulare unterzeichnet hatte und aufstand, kam noch folgende Frage von ihm:

„Spielt noch jemand?“

Wir sind nicht die Besten der Liga, aber die Lustigsten. 🙂

Was ist noch in der Liga passiert?

Werder Bremen und Lister Turm sind weiterhin beide mit weißer Weste vorne. Wir haben uns mit 4 Mannschaftspunkten ins Mittelfeld abgesetzt und haben somit 4 Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz, da Lingen in der 2. Bundesliga Ernst macht und nicht absteigen wird. Hannover 96 bleibt mit 0 Mannschaftspunkten auf dem letzten Platz, davor befinden sich die SF Hannover und SV Hellern mit jeweils 2 Mannschaftspunkten. Nächstes Mal haben wir Hellern zu Gast und rechnen uns einiges aus. Alle richtig schweren Gegner haben wir hinter uns, nun heißt es nach vorne schauen und 4x gewinnen. Dann können wir noch Dritter werden. 😉

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