Chronik

Die Geschichte des Hamelner Schachvereins.

Wir hoffen, dass die letzten Jahre der Chronik in nächster Zeit vervollständigt werden können.

Die Jahre von 1920 – 1945

So beginnt das 1. Protokoll des Hamelner Schachvereins:
„Am Donnerstag, dem 19. August 1920, abends 8 Uhr, versammelten sich – durch eine Annonce des Herrn Neumann veranlasst – 15 Personen im Rattenfänger Café zur Gründung eines Schachvereins.“

Die Gründungsversammlung wählte Carl Neumann zum 1. Vorsitzenden. Gespielt wurde mittwochs ab 15 Uhr im Rattenfänger Cafe. Schon am 6.9.1920 wurde eine Damenabteilung gegründet, zu der sich zunächst 4 Damen anmeldeten. Leider ist nicht vermerkt, was aus dieser Damenabteilung geworden ist. Durch Inserate in der Tageszeitung wurde für den Verein geworben, und bereits 1922 zählte er 42 Mitglieder.

Im April 1921 wurde Paul Gadski zum 1. Vorsitzenden gewählt. Unter seiner Leitung wurde der Spielbetrieb intensiver. Im Sommer dieses Jahres wurde das erste Turnier ausgetragen. Leider ist nicht mehr zu erfahren, wer es gewonnen hat.

Von Anfang an wurde die Geselligkeit und Kameradschaft gepflegt, und im Herbst 1921 feierte man das 1. Stiftungsfest. In den ersten Jahren beschränkte sich der Spielbetrieb auf vereinsinterne Turniere. Der erste Mannschaftskampf wurde im Juli 1924 in Hildesheim ausgetragen und mit 9:3 gewonnen. Der Rückkampf kurze Zeit später in Hameln endete mit einem 15:7 Sieg. Am 5. Februar 1925 gab Schachmeister Mieses eine Simultanvorstellung an 25 Brettern. Er gewann 23 Partien, spielte eine remis und verlor eine gegen den Vorsitzenden Paul Gadski. Im selben Jahr wurde der Beitritt zum Niedersächsischen Schachverband beschlossen. 5 Mitglieder beteiligten sich an einem Vergleichskampf zwischen dem Westfälischen und dem Niedersächsischen Schachverband.

In den Jahren von 1926 – 1930 wurde der Spielbetrieb immer geringer. Erst 1931, mit Beginn der Weltwirtschaftskrise, als viele Menschen Ablenkung von den täglichen Sorgen suchten, begann ein Aufschwung für den Hamelner Schachverein. 1935 wurde er auf Weisung der damaligen Machthaber „gleichgeschaltet“. Der Vorsitzende wurde zum Führer ernannt. Das bedeutenste Ereignis dieser Zeit war eine Blind-Simultanvorstellung von Großmeister Sämisch. Er spielte an zehn Brettern, gewann acht und remisierte zwei. Aus Altergründen legte Paul Gadski 1937 den Vorsitz nieder. Aufgrund seiner Verdienste wurde er zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Zum neuen Vereinsführer wurde Hans Schuchard ernannt, der dem Vorstand als Kassierer und Schachwart bereits einige Jahre angehört hatte. Er berief Walter Reichert zum neuen Schachwart. Unter der Leitung dieser beiden jungen aktiven Spieler erlebte der Verein eine neue Blütezeit. Es kam zu mehreren Mannschaftskämpfen, und einige Spieler beteiligten sich auch an Turnieren auf höheren Ebenen. Dabei kamen Gustav Knopp, Dr. Blanke, Hans Schuchard und Walter Reichert zu schönen Erfolgen. Als 1939 der Krieg ausbrach, wurden nach und nach die aktiven Spieler eingezogen und der Spielbetrieb kam zum Erliegen. Damit endete das 1. Kapitel aus der Geschichte des Hamelner Schachvereins.

Die Jahre von 1946 – 1965

Während der Kriegsjahre wurde kaum Schach gespielt. Aber kurz nach Kriegsende hatten einige Mitglieder begonnen, sich zwanglos zum Schachspielen im „Bremer Schlüssel“ einzufinden. Durch Zustrom von Flüchtlingen aus den Ostgebieten hatte sich die Einwohnerzahl der Stadt Hameln stark erhöht, und neue Mitglieder gesellten sich zum Stamm des alten Vereins. Am 31.8.1946 kam es zur Neugründung. 14 Herren waren im „Bremer Schlüssel“ zugegen und wählten Franz Heimann zum 1. Vorsitzenden. Es wurde eine neue Satzung ausgearbeitet und der Verein ins Vereinsregister neu eingetragen. Die schwierige wirtschaftliche und politische Situation im Nachkriegsdeutschland ließ viele Menschen im Schachspiel Ablenkung und Zerstreuung suchen. So begann ein reges Leben im Hamelner Schachverein. Die Mitgliederzahl stieg schnell auf über 30 Spieler an. Gespielt wurde Donnerstag-Abend im „Bremer Schlüssel“. Stark besetzte Stadt- und Kreismeisterschaften wurden ausgespielt. Bereits 1947 trug der Verein Freundschaftskämpfe gegen Göttingen, Rinteln, Hildesheim, Hannover und Hess. Oldendorf aus. Dass es dabei nicht so tierisch ernst zuging, beweist eine Eintragung in der Chronik, nach der die Schachfreunde aus Hess. Oldendorf nach Schluss der Kämpfe eine Runde Cognac anfahren ließen. Zwei Simultanveranstaltungen konnten durchgeführt werden. Der Deutsche Meister Ahues spielte an 30 Brettern. Er gewann 27 Partien, remisierte zwei und verlor eine. Meister Rellstab spielte an einigen Brettern blind. Leider ist das Ergebnis in den Büchern nicht vermerkt. Im Oktober 1947 wurden die Kreismeisterschaften ausgespielt und aus diesem Anlass der Schachbezirk Hameln ins Leben gerufen, da auch in den Orten der näheren Umgebung ein aktives Schachleben herrschte. Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Spielmaterial konnten durch großzügige Spenden einiger Mitglieder behoben werden. Erwähnt seien die Herren Schuchard und Möllenhoff. Ein anderes großes Problem war die Lokalfrage. Anfang 1948 wechselte der Verein zum „Kronprinzen“ über und spielte dort dienstags im Saal „ohne Bedienung“. Mannschaftskämpfe wurden im Hotel „Monopol“ durchgeführt.

Alfred Günter gelang es, eine Jugendgruppe aufzubauen. Erstmals konnte neben der Vereinsmeisterschaft der Senioren, die in drei Gruppen durchgeführt wurde, auch ein Jugendturnier gespielt werden. Der Verein beteiligte sich an Mannschaftsmeisterschaften des Niedersächsischen Schachverbandes mit zwei Senioren- und einer Jugendmannschaft. 1948 stieg die 1. Mannschaft in die Landesliga auf.

Sein 30-jähriges Bestehen beging der Verein 1950 mit einem Jubiläums-Festabend im „Rinnenkrug“. Die nächsten Jahre brachten für den Verein schwierige Probleme finanzieller Art. Die Unterhaltung der Jugendgruppe und die Beschaffung von Spielmaterial für die wachsende Teilnehmerzahl an den Turnieren, dazu die Saalmiete mit Heizungskosten, strapazierten den geringen Kassenbestand. Da Anfang der 50er Jahre auch die wirtschaftliche Situation vieler Mitglieder nicht allzu rosig war, konnten nur niedrige Beiträge erhoben werden. Sorgen bereitete auch hier die Lokalfrage. Teilweise wurde in drei Lokalen, nämlich im „Kronprinzen“ im „Bahnhofshotel“ und im „Cafe Kropp“ gespielt. Regelmäßig wurden in den nächsten Jahren Stadt-, Bezirks-, Kreis- und Jugendmeisterschaften ausgespielt. Erfolgreichste Spieler dieser Zeit waren die Herren Panke, Kropp, Schuchard, Reichert, Dr. Blanke und Günter. Kontakte, die der Bezirksvorsitzende Hans Schuchard anlässlich des Zonenturniers in Bad Pyrmont geknüpft hatte, führten zu einer Einladung einer Auswahlmannschaft nach Magdeburg und Leipzig. 13 Spieler, darunter acht Hamelner, traten im Juli 1951 die Reise an. In Magdeburg wurde gegen die sehr starke Mannschaft von Aufbau Börde 3:10 verloren. In Leipzig spielte man anlässlich der letzten gesamtdeutschen Jugendmeisterschaft, die der heutige Großmeister Uhlmann gewann. Leider konnte eine 3:10 Niederlage nicht vermieden werden.

In der Jugendgruppe entwickelten sich einige Spieler von beachtlicher Stärke. Es tauchten die Namen Pape und Wehking auf. Beide Spieler gehörten lange Zeit zu den Stützen unseres Vereins.

1952 schaffte die 1. Mannschaft den Aufstieg in die Niedersachsenliga, und zwar durch Siege in Aufstiegsspielen gegen Northeim und Lebenstedt. Die Mannschaft spielte in der Aufstellung Schuchard, Panke, Pape, Hampf, Möllenhoff, Wehking, Pirk und Dr. Blanke. Leider konnten sie sich in dieser Staffel nicht behaupten und mussten wieder absteigen. Im September 1952 wurde das Spiellokal gewechselt. Es wurde zunächst im „Ed – La – Cafe“ gespielt. Aber schon 1953 zog man weiter ins „Rattenfängerhaus“. Im September 1953 trug der Hamelner Schachverein einen Fernschreibwettkampf gegen den Hannoverschen Schachclub aus, der mit 2:4 verloren ging. Im gleichen Monat kam es zu einem Vorstandswechsel. Der 1. Vorsitzende Franz Heimann trat zurück und wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Jüngere Spieler rückten in den Vorstand auf. Hans Möllenhoff wurde die Vereinsführung übertragen. Ihm und seinen Vorstandskollegen fiel die Aufgabe zu, 1954 den Kongress des Niedersächsischen Schachverbandes in Hameln auszurichten. Bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung hat sich der zweite Vorsitzende Arthur Trenkner große Verdienste erworben. Vor allem sein Bemühen ist es zu verdanken, dass dieser Schachkongress zu einem glänzenden Höhepunkt im Hamelner Schachleben wurde. Tagelang hörte man im kleinen Haus der Weserbergland-Festhalle nur das Ticken der Schachuhren. 80 Schachspieler in den verschiedenen Turnieren kämpften um den Sieg. Das Meisterturnier gewann Heilemann vor Peters, Brandt, Dr. Dünhaupt und Hohlfeld. Pape und Möllenhoff als Vertreter Hamelns mussten sich mit dem 12. und 14. Platz zufrieden geben. Ein großer Festball, vorzüglich von unserem Tanzlehrer Trenkner organisiert, beschloss am Ostersamstag diesen Kongress, der allen Teilnehmern sicher noch lange in guter Erinnerung war und ist.

Im Herbst 1954 kam es zu dem seit langem geplanten Rückkampf gegen zwei Auswahlmannschaften aus Magdeburg und Leipzig. Gegen die starken Gäste gab es jeweils zwei deutliche Niederlagen. Angeknüpfte freundschaftliche Beziehungen wurden vertieft und man beschloss, die Begegnung fortzusetzen.

1955 stieg die Mitgliederzahl noch einmal an, da sich die Schachabteilung der Spielvereinigung Hameln 07 dem Schachverein anschloss. In den folgenden Jahren verlor der Verein einige starke Spieler. Vor allem machte sich der Austritt des Jugendwartes Günter bemerkbar. Mit ihm verlor der Verein nicht nur einen starken Spieler, sondern auch einen guten Schachlehrer. Da er nicht gleichwertig zu ersetzen war, ließ die Jugendarbeit in den nächsten Jahren stark nach. Das Vereinsleben litt unter der Zersplitterung, da noch immer in drei verschieden Lokalen gespielt wurde. In dieser schwierigen Situation fand sich keine geeignete Persönlichkeit für den Posten des 1. Vorsitzenden. Der Ehrenvorsitzende Franz Heimann stellte sich wieder zur Verfügung und wurde einstimmig in dieses Amt gewählt.

1957 spielte Großmeister Sämisch simultan an 18 Brettern. Er gewann 14, spielte dreimal unentschieden und verlor eine Partie gegen Röver. Ende Juni nahm eine Hamelner Mannschaft an einem Turnier in Magdeburg teil. Gegner waren drei starke Vereine Magdeburgs, darunter ein Oberligaclub. Es gelang den Spielern Schuchard, Werner, Pape, Pirk, Wehking, Röver, Friedrichs und Dumberg, gegen ihre renommierten Gegner den Wanderpokal nach Hameln zu entführen – einer der schönsten Erfolge in der Geschichte des Vereins. Schon im Herbst dieses Jahres kam eine Magdeburger Mannschaft zum Gegenbesuch nach Hameln. Die guten freundschaftlichen Beziehungen konnten erneuert werden, und den Gastgebern gelang ein 7:4 – Erfolg. Dafür gewannen die Gäste ein Mannschaftsblitzturnier, an dem mehrere Mannschaften aus Hameln und Umgebung teilnahmen.

In den Meisterschaftsspielen kämpfte die Mannschaft leider mit wechselndem Erfolg. Dem Aufstieg in die Niedersachsenliga folgte jeweils postwendend der Abstieg. Mangelnde Spielerfahrung, aber auch Besetzungsschwierigkeiten verhinderten jeweils den Klassenerhalt. Dagegen konnten in Freundschaftsspielen gegen starke Mannschaften von Werder Bremen und dem Dortmunder Schachclub achtbare Ergebnisse erzielt werden. Im September 1958 gelang es dann in Magdeburg, den im Vorjahr gewonnenen Pokal erfolgreich zu verteidigen. Gleichzeitig gewann Hameln damit die Kreismannschaftsmeisterschaft von Magdeburg. Die Aufnahme durch die Magdeburger Schachfreunde war so herzlich, dass sie allen Beteiligten noch heute in guter Erinnerung ist. Schon im April 1959 konnte der Hamelner Schachverein die Gäste aus Magdeburg in Hameln zum Rückkampf begrüßen. Diesmal gelang es den Schachspielern aus Mitteldeutschland, sich mit einem 7:3 – Sieg zu revanchieren. Ein Wettkampf im Oktober 1959 in Magdeburg endete 5:5.

Einen schönen Erfolg konnte in diesem Jahr Schach-Altmeister Schuchard erringen. Er gewann die offene Stadtmeisterschaft in Bad Pyrmont, die stark besetzt war, und wiederholte damit seinen Sieg von 1956. Im Jubiläumsjahr 1960 wurden einige starke Mannschaften zu Freundschaftsspielen eingeladen. Gegen Berlin Tegel und gegen den Dortmunder Schachclub gab es ein Unentschieden. Die Magdeburger wurden mit 7:4 geschlagen. 1961 spielte Großmeister Sämisch simultan mit dem Ergebnis +10 =5 -1. Anfang 1963 wechselte der Schachverein wieder das Spiellokal und spielte jetzt im Hotel „Zur Krone“. Erstmalig beteiligte sich der Verein mit zwei Mannschaften an den Punktspielen. Die Ligamannschaft erkämpfte den Klassenerhalt in der Landesliga. Die 2. Mannschaft errang in „internationaler“ Besetzung – mit Mr. Eddies aus London und Mr. George aus USA – einen eindrucksvollen 2. Platz in der Bezirksklasse.

1964 traten Franz Heimann und Wilhelm Bollermann von ihren Vorstandsposten zurück. Wilhelm Bollermann hatte dreißig Jahre das Amt des Schriftführers inne und sich besondere Verdienste um die Jugend im Verein erworben. Er wurde deshalb zum Ehrenmitglied gewählt.

An der Vereinsspitze vollzog sich ein Generationswechsel. Kurt Pape wurde zum Vorsitzenden und Franz Jünemann zum Schriftführer gewählt. Die Hauptaufgabe des neuen Vorstandes war es, den in den letzten Jahren verstärkt auftretenden Mitgliederschwund zu bremsen. Auch in den Orten der näheren Umgebung waren die Schachgruppen eingegangen. Dadurch waren Veranstaltungen auf Kreisebene unmöglich geworden. Immer mehr musste das Fernsehprogramm bei Terminplanungen berücksichtigt werden. Eine Mitgliederversammlung war wegen einer Fernseh-Krimifortsetzung so schlecht besucht, dass sie beschlussunfähig war. Der geringe Besuch der Spielabende erschwerte auch die Lokalfrage.

Einen schönen Erfolg errangen 1964 die beiden Hamelner Spitzenspieler Erwin Werner und Kurt Pape in der offenen Pyrmonter Stadtmeisterschaft. Sie belegten vor starker Konkurrenz den 1. und 2. Platz. Erwin Werner konnte diesen Erfolg im Jahr 1965 wiederholen.

In diesem Jahr gelang der 1. Mannschaft nach zwei Stichkämpfen gegen Goslar der Wiederaufstieg in die Landesklasse. Die Freude war nur von kurzer Dauer, denn trotz heftiger Gegenwehr konnte der Abstieg wiederum nicht verhindert werden.

Der Verein näherte sich seinem Tiefpunkt, der im Februar 1966 erreicht wurde. Zu einem Spielabend erschien nur ein Mitglied, das unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen musste. In dieser Zeit waren die Mannschaftskämpfe trotz der Misserfolge die Klammer, die den Stamm des Vereins zusammenhielt.

Die Jahre von 1966 bis 1970

Das Jahr 1966 wurde zum Wendepunkt. Einem verzweifelten Aufruf des Vorstandes zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung folgten die letzten Getreuen. Sie beschlossen, ins Rattenfängerhaus – an die Stätte der Gründung – zurückzukehren. Die neuen Pächter des Rattenfängerhauses, das Ehepaar Fricke, nahmen die Schachspieler wohlwollend auf. Der Verein hatte jetzt eine Heimstätte, in der sich alle Mitglieder wohlfühlten. Die Beteiligung an den Spielabenden stieg sofort an.

Im Sommer dieses Jahres schuf die Stadt Hameln im zentral gelegenen Bürgergarten ein Rasenschach, das bis heute vom Frühjahr bis zum Spätherbst ständig von Spielern und Zuschauern umlagert ist. Der Schachverein nutzte diese Gelegenheit zur Mitgliederwerbung, und hier war der zweite Vorsitzende Arthur Trenkner besonders erfolgreich. Seinen Bemühungen, die er durch eine vorbildliche Betreuung an den Vereinsabenden unterstützte, hat der Verein viele neue Mitglieder zu verdanken. Eine Simultanveranstaltung im Schiller-Gymnasium an 20 Brettern zeigte bei einigen Jugendlichen eine schon beachtliche Spielstärke und führte zur Bildung einer Jugendgruppe. Erstmalig seit vielen Jahren wurde wieder eine Jugendstadtmeisterschaft ausgetragen. Aus 12 Teilnehmern ging Ulrich Schmidt als Sieger hervor. Zur Hebung der Spielstärke der neuen Mitglieder und der Jugendlichen wurden jeweils vor den Spielabenden Übungsstunden am Demonstrationsbrett abgehalten. Es wurde eine Schachbibliothek eingerichtet, die zeitweise bis zu 50 Bände umfasste.

Im Frühjahr 1967 wurden mit Werner Lucas und Rolf Tödter zwei Vertreter der inzwischen zahlreichen „Neuen“ in den Vorstand gewählt. Der aus Altersgründen zurückgetretenen Otto Rannefeld erhielt für seine langjährige Mitarbeit als Kassenwart die goldene Ehrennadel des Vereins.

Das Vereinsturnier wurde mit der Rekordzahl von 31 Teilnehmern begonnen, von denen 29 das Turnier bis zum Ende durchspielten. Auf dem Osterkongress 1967 in Hannover gelang der Vierer-Pokalmannschaft im Endspiel ein Sieg gegen Limmer. Der Wanderpokal des Verbandes wurde für ein Jahr in die Rattenfängerstadt entführt. Kurz darauf schaffte die erste Mannschaft nach spannenden Ausscheidungsspielen den Aufstieg in die Landesklasse. Viele Freundschaftsspiele wurden durchgeführt, um den jüngeren Spielern Erfahrungen zu vermitteln. Besonders zu erwähnen aus dieser Zeit, ist ein Kampf gegen die starke Oberliga-Mannschaft von Werder Bremen, der nur knapp mit 6:9 verloren ging. Unter der Leitung von Arthur Trenkner fand ein Vergleichskampf zwischen der Hamelner Schachjugend und dem Hamburger Johanneum an 34 Brettern statt. Mit 26:8 siegten die erfahreneren und durchweg älteren Jungen aus der Hansestadt.

Das Jahr 1967 brachte mit 20 Zugängen den größten Mitgliederzuwachs seit Bestehen, und zweifellos hat die gute Atmosphäre im Spiellokal und das gute Verständnis zwischen den langjährigen Mitgliedern und den „Neuen“ dazu wesentlich beigetragen. Im Herbst 1967 meldete der Verein erstmalig in seiner Geschichte drei Mannschaften zu den Punktekämpfen. Die Erste konnte in der Landesklasse einen guten Mittelfeldplatz behaupten, die Zweite sicherte sich in der Bezirksmeisterklasse, und die Dritte spielte im Bezirk erfreulich stark.

Nach langen mühevollen Verhandlungen gelang es dem Vorstand, die Verbindung zu den Magdeburger Schachfreunden wieder herzustellen, die seit 1961 ruhte. Ende Oktober fuhr eine 11köpfige Mannschaft nach Magdeburg und unterlag den sehr starken Gastgebern mit 3:8. Die Aufnahme war überaus herzlich, und man vereinbarte einen Rückkampf in Hameln. Die Beteiligten denken noch heute gern an die schönen Stunden in der Elbestadt zurück.

1968 stieg die Mitgliederzahl auf über 50. Das Vereinsturnier wurde mit 40 Teilnehmern in vier Gruppen ausgetragen. Zum Höhepunkt dieses Jahres wurde der Besuch der Magdeburger im Juni. Der Wettkampf ging knapp mit 5:6 verloren, im Blitzturnier aber blieben die Hamelner Sieger. Zwei Tage bei herrlichem Sommerwetter in unserer schönen Stadt werden sicher auch unseren Gästen in guter Erinnerung geblieben sein. Im August 1968 folgte der HSV einer Einladung des Schachklubs Kreuzberg nach Berlin. Erstmalig wurde als Transportmittel das Flugzeug benutzt. An die vielen schönen Stunden, eine deutliche 3:9 Niederlage und ein Malheur auf dem Rückflug – ein Jugendlicher war in Tempelhof verloren gegangen und wurde von PAN AM später „nachgeliefert“ – erinnerten sich noch alle Teilnehmer lange Zeit.

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Das Foto zeigt die Reisetruppe: Klaus Metzing, Hans-Joachim Plesse, Werner Ott, Elfi Stutzke, Horst Wedell, Johanna Lunow, Kurt Pape (Vorsitzender des Schachklubs in Hameln), Heinz Lunow, Horst Metzing, Ewald Linke, Hans-Peter Borchardt.

Neben der Vereinsmeisterschaft (Januar – April) als Rundenturnier wurden 1968 erstmalig noch zwei weitere Turniere im Verein veranstaltet, und zwar ein Pokalturnier nach K.O. – System (Mai – Juni) und ein Herbstturnier nach dem Schweizer System. Alle drei Wettbewerbe waren stark besetzt und haben gezeigt, dass das Schachinteresse am besten durch Turniere wachgehalten werden kann. Außerdem wurde 1968 wieder eine Jugendstadtmeisterschaft ausgetragen, die F.-K. Hebeker gewann. Inzwischen waren an zwei Hamelner Volksschulen Schachgruppen ins Leben gerufen worden, die von Arthur Trenkner betreut wurden. Der gesellige Teil des Vereinslebens wurde durch Blitzturniere, Preisskats und Mannschaftsfeiern gefördert. Im Frühjahr setzte ein gut besuchtes Karnevalsvergnügen die Tradition früherer Feste fort.

Der hohe Mitgliederbestand und das große Interesse an Mannschaftskämpfen veranlasste den Vorstand, für die Spielzeit 1968/69 erstmalig vier Mannschaften zu melden. Die erste Mannschaft konnte nach sehr schwachen Start mit einem gewaltigen Endspurt wieder einen Mittelfeldplatz in der Landesklasse erobern. Die zweite Mannschaft verpasste in der Bezirksmeisterklasse den Klassenerhalt nur knapp und musste absteigen, während sich die dritte und vierte Mannschaft in der Bezirksklasse ebenfalls mit hinteren Plätzen begnügen musste.

Im August 1969 nahmen einige Hamelner Spieler an den offenen Pyrmonter Meisterschaften teil. Kurt Pape gelang mit dem 3. Platz bei starker Konkurrenz hinter Ludwig Rellstab und Reinhold Sölter ein schöner Erfolg. Kurze Zeit später fuhren zwei Vierermannschaften des Vereins zu einem Internationalen Schnellturnier nach Hamburg. Die erste Mannschaft in der Besetzung Schulz, Pape, Röver, Schuchard und Lucas belegte einen hervorragenden 5. Platz bei den nichtgesetzten Teams.

Zu den Mannschaftskämpfen der Saison 1969/1970 wurden wegen des Abstiegs der zweiten Mannschaft in die Bezirksklasse nur drei Mannschaft gemeldet. Durch eine Aufstockung der Landesmeisterklasse von 5 auf 9 Mannschaften war die erste Mannschaft dieser höchsten Spielklasse in Niedersachsen zugeteilt worden. Nach drei Niederlagen zierte sie das Tabellenende und sah wie der sichere Absteiger aus. Gute Leistungen in den nächsten Spielen sicherten dann aber doch noch den 5. Platz. An diesem bisher größten Mannschaftserfolg waren die Spieler Lucas, Möllenhoff, Pape, Reichert, Röver, Scherneck, Schuchard, Schulz, Wehking und Wlodasch beteiligt. Die zweite Mannschaft belegte in der Südstaffel im Bezirk den zweiten Platz hinter Tempo Göttingen II, punktgleich mit dem Sieger; jedoch hatten die Universitätsstädter das bessere Brettpunktverhältnis. Die dritte Mannschaft spielte in der Nordstaffel nicht so erfolgreich und erreichte einen 6. Platz.

Die erfreuliche Entwicklung der letzten Jahre lässt den Hamelner Schachverein mit Ruhe in die Zukunft blicken. Die Mitgliederzahl ist weiter gestiegen und hat einen Höchststand erreicht. Das Interesse ist groß, und viele Mitglieder konnten ihre Spielstärke beachtlich steigern. Das gute Klima, das in dieser Gemeinschaft herrscht, ist eine sichere Grundlage für einen erfolgreichen Weg in die Zukunft.