Die Rattenfänger verschlugen sich in Nordhorn am holländischen Käse

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

Am neunten Spieltag mussten wir in die Nähe der holländischen Grenze nach Nordhorn fahren. Unser Mannschaftsführer gab Dennis spielfrei und konnte mit dem kommenden Vereinspokalsieger Felix einen gleichwertigen Ersatz beschaffen. Gut ausgeruht und mit einer 10 minütiger Verspätung (Jan muss eindeutig einen besseren Wecker kaufen oder sich von seiner Mutter wecken lassen) fuhren wir dann am Sonntag los. Unsere Gastgeben fuhren noch mal große Geschütze auf und ließen sechs ihrer holländischen Spitzenspieler antreten. So wurde SF Fabian Stotyn zum Non-Playing-Captain, was mir gar nicht gefiel. Schließlich hatte ich mich schon auf unser Duell gefreut inclusive des vollen Punktes, den er mir in den letzten Spielen immer bereitwillig abgab. 😉 Daher waren wir von den Leistungszahlen an sieben Brettern zum Teil recht deutlich unterlegen. Dennoch traten wir hoffnungsvoll an, schließlich hatte Hameln die letzten drei Wettkämpfe gegen Nordhorn-Blanke gewonnen. Und ich sage doch immer wieder: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien diesmal MIT Computerüberprüfung!

SK Nordhorn-Blanke  6,5 : 1,5 Hamelner SV

  1. 2376 IM Frank Kroeze 1 : 0 FM Wilfried Bode 2342
  2. 2256 FM Koen Lambrechts 1 : 0 FM Matthias Tonndorf 2161
  3. 2232 Frits Rietman  1/2 : 1/2 Kai Renner 2148
  4. 2244 CM Simon Elgersma 1 : 0 Yannick Koch 2012
  5. 2318 FM Rob Bertholee 1 : 0 Andreas Poschadel 2016
  6. 2141 Timo Oehme 1 : 0 Jan Helmer 2091
  7. 2159 Jens Schulz 0 : 1 Lutz van Son 2179
  8. 2106 FM Paul Bierenbroodspot 1 : 0 Felix-Hagen Jacobi 2088

Am Spitzenbrett spielte Wilfried sehr mutig und opferte einen Bauern für Initiative. Dann wurde noch eine Qualität hinterher geworfen. Doch die Stellung wurde nicht besser. Mit ein zwei genauen Verteidigungszügen beendete der Gastgeber diese Partie.

0,0 – 1,0

Eine lange Theorievariante spielte Yannick und kam ganz gut aus der Eröffnungsphase raus. Die feindlichen Streitkräfte bauten sich bedrohlich am Königsflügel auf, doch noch war alles im dynamischen Gleichgewicht. Das kippte dann aber beim falschen Öffnen der Zentrumslinien. Der Rattenfänger konnte zwar noch einen Generalabtausch hinbekommen, allerdings nur unter Bauernverlust. Das Doppelturmendspiel wurde dann sauber zu ende gespielt.

0,0 – 2,0

Mit einem Läuferpaar und leichtem positionellen Vorteil kam Kai aus der Eröffnungsphase raus. Doch dann konnte der Hamelner seinen Vorteil nicht vergrößern. Es kam zu einigen Abtäuschen und das Endspiel war dann nicht mehr zu gewinnen. Eine recht friedfertige Partie für Kai Verhältnisse.

0,5 – 2,5

Eine recht außergewöhnliche Partie spielte Matthias und sein Gegner. Aus der Thorie waren beide Fidemeister schon nach 4 – 5 Züge draußen. Manchmal glaubte ich, sie würfeln ihre Züge aus. In diesem Fall waren die holländischen Würfel besser gewesen, denn die Stellung von Matthias verschlechterte sich am Königs- und Damenflügel. Wie ein Boxer in Doppeldeckung versuchte der Rattenfänger die Schläge zu ertragen. Doch irgendwann war es für seinen König zu viel gewesen.

0,5 – 3,5

Das sah nach der Eröffnung noch ganz gut für Jan aus. Sein Gegner opferte zwei Leichtfiguren gegen Turm und zwei Bauern und hoffte dass nun die Bauern laufen würden. Hier unterlief dem jungen Rattenfänger ein böser Patzer. Nicht lang genug nachgedacht. Die Lösung war einfach die restlichen Figuren entwickeln und mit dem Springer die Bauern blockieren. Doch so drangen die feindlichen Bauern bis auf die 6. und 7. Reihe vor. Auch das Figurenopfer half nichts mehr. Das verlorene Endspiel wollte Jan dann nicht mehr lange spielen.

0,5 – 4,5

Felix spielte gegen seinen Lieblingsgegner, den er schon dreimal besiegt hatte. Daher wollte der Hausherr ihn mit 1.a3 aus dem Konzept bringen. Den restlichen Partieverlauf versuchte ich immer so kurz wie möglich anzusehen. Ich hatte immer wieder dieses schreckliche Brennen in den Augen. 😉 Die Stellung war so schlecht. Der Gegner hatte alles und Felix nichts, außer schwache Felder und schlecht positionierte Figuren. Im Normalfall hatte der Hamelner ja einen Mehrbauern, doch das war heute nicht der Fall gewesen. Irgendwann war es dann vorbei und das war auch gut so.

0,5 – 5,5

In meiner Partie lief es erst recht brauchbar, bis ich einen falschen Figurentausch machte. Nun hatte ich eine böse Bauernschwäche, die mein Kontrahent mit allen was er hatte belagerte. Doch der alte Mann stellte noch eine kleine taktische Drohung auf, die auch funktionierte. Mit einem Mehr- statt Minusbauern kam ich aus dem Abtausch raus. Im Damen/Läufer- vs. Damen/Springerendspiel ließ ich zwei sehr gute Möglichkeiten, die Partie schnell zu gewinnen liegen. Blöde Zeitnot. Ich musste sogar meinen Läufer tauschen und bekam ein remises Damenendspiel aufs Brett. Mein Bauer brauchte 5 Züge zur Umwandlung, der gegnerische Bauer nur 3 Züge. Da hatte sich wohl mein Gegenüber schon mit meinem Dauerschach abgefunden. Doch mit einige gelungenen Fesslungsmotiven konnte ich zwei Bauernzüge rauskitzeln und das Endspiel sicher gewinnen.

1,5 – 5,5

Unseres Youngsters Andreas spielte recht unbekümmert auf. Er ließ sich einen Doppelbauern geben und bekam dafür das Läuferpaar. Dann wurden die beiden feindlichen Springer sehr geschickt positioniert. Zusammen mit der Damen wurde es ein wenig bedrohlich für seinen König. Doch der junge Rattenfänger verteidigte sich geschickt und tauschte das meiste Material ab. Leider blieb die Bauernschwäche und ein nach dem anderen Bauern fiel im Turm/Springerendspiel. Der Rest war Technik.

1,5 – 6,5

Nun das war eine herbe 1,5-6,5 Schlappe. Doch sie war mehr als verdient. Unsere Gastgeber haben gut gespielt und unsere Spieler waren nicht 100% auf dem Punkt fit. Vielleicht träumten wir schon von der Norddeutschen Blitzmannschaftsmeisterschaft, die wir am nächsten Wochenende in Stralsund spielen dürfen.

Meister wurde der Lister Turm 2, der auch in die 2.Bundesliga aufsteigen darf, nachdem Rüdersdorf sein Aufstiegsrecht in die 1.Liga nicht genutzt hatte und somit die erste Mannschaft vom Lister Turm aufsteigen darf. Mit 7 Mannschaftspunkten sind wir 7. geworden. Da war deutlich mehr drin gewesen. In den Wettkämpfen gegen Bremen, Oldenburg und Hellern haben wir gut und gerne 5 MP verschenkt. Dennoch gibt es auch einige positive Punkte zu erwähnen. Mit Jan und Andreas haben wir zwei junge hungrige Spieler bekommen die beide gut gepunktet haben. Dazu haben 5 der 8 Spieler alle 8 Partien gespielt (Lingen hatte sich ja während der Saison zurückgezogen).

Unser drei Topscorer sind unser Mannschaftsführer Kai mit 5 Punkten aus 8. Davor ist noch in seiner Premierensaison Jan mit 6 Punkten aus 8. Gut und es muss immer noch einen Spieler geben der den Jungrattenfänger zeigt, dass es noch besser geht. In diesem Fall habe ich mal 6,5 Punkte aus 8 geholt. 😉

VORSCHAU: Mit Kirchweyhe 2 bekommen wir einen sehr starken Aufsteiger. Ebenfalls werden wir noch einen guten alten Bekannten wiedersehen. Braunschweig Gliesmarode. Da es nächste Jahr zu der Reform der 2.Bundesliga kommen wird (aus 40 Mannschaften aus 4 Ligen werden 24 Mannschaften in 2 Ligen) könnte der eine oder andere Absteiger mehr aus der 2.Liga in die Oberliga kommen.

Hier noch die Endtabelle.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert