Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…
Nach einer längeren Pause wurde wieder der Schachmotor angeschmissen. Bei uns stotterte er noch mächtig und unser Mannschaftsführer kämpfte lange, bis er endlich die Mannschaft komplett hatte. Eine Wunderheilung bei Dennis half dabei, sonst drohte ein Wettkampf mit einer kampflosen Partie. Nur Adrian setzte wieder aus, dafür bekamen wir Igor aus der Zweiten. Das sah doch ganz gut aus, 7 der 8 Stammkräfte waren am Bord, mehr als bei jedem anderen Oberligamitstreiter. Pünktlich waren wir alle am Treffpunkt angekommen, holen Igor auf der Strecke ab und schon wurde der Tempomat auf 120 km/h auf der Autobahn gesetzt. Nach knapp einer Stunde waren wir schon in Hellern. Fast hätte ich meinen Glückskugelschreiber im Auto vergessen. Noch ein Blick auf die Mannschaftsaufstellung zeigte, dass die Hausherren an 5 Brettern leichter ELO-Favorit waren. Obwohl ich ja immer sage: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien diesmal MIT Computerüberprüfung!
SV Hellern 3,0 : 5,0 Hamelner SV
1 Alexander Hoffmann 2403 1/2 : 1/2 FM Wilfried Bode 2351
2 Dr. Christian Böttcher 1 : 0 FM Matthias Tonndorf 2171
3 Holger Lehmann 2156 0 : 1 Kai Renner 2154
4 Jörg Stock 2202 1/2 : 1/2 Lutz Van Son 2177
5 Tammo Lewin 2078 0 : 1 Yannick Koch 2077
6 Martin Hart 2013 1/2 : 1/2 Dennis Schmidt 2080
7 Hans-Jürgen Bade 1977 1/2 : 1/2 Felix-Hagen Jacobi 2127
8 Dominik Suendorf 1800 0 : 1 Igor Belov 2039
In der Partie von Wilfried passierte eigentlich nichts spektakuläres. Der Bewertungsbogen schlug niemals stärker als +/- 0,3 aus. Daher wurden die Figuren einfach getauscht und im Endspiel dann das Remis vereinbart.
0,5 – 0,5
Dennis kam mit den schwarzen Steinen gut aus der Eröffnung raus und konnte seine Figuren gut positionieren. Im 15.Zug opferte sein Gegner grundlos einen Bauern, wobei ich die Kompensation nicht sehen konnte. Nun hatte der Rattenfänger zweimal gute Chancen seinen Vorteil auszubauen. Leider schmolz seine Bedenkzeit zu schnell ab, so dass Dennis remis machte. Schade da war tatsächlich mehr drin gewesen.
1,0 – 1,0
Bei den restlichen Partien sah ausgenommen bei Felix nicht positiv aus. Igor, Kai und Yannick sahen schon ein wenig bedrohlich aus.
In der Partie von Matthias sah es in der Eröffnung noch ganz gut aus. Doch statt seine Entwicklung zu vollenden und seinen König zu rochieren, hüpfte sein Springer zu viel auf dem Brett herum. Diesen Entwicklungsvorteil nutzte sein Kontrahent und brachte einen Turm auf die 7.Reihe. Nun musste der Hamelner enormen Druck aushalten und gab einen Bauern. Als es fast danach aussah, als ob Matthias doch noch den Remisweg gefunden hatte, brachte ein schönes Qualitätsopfer einen tödlichen Mattangriff, der nicht mehr zu stoppen war.
1,0 – 2,0
Die entspannte Autobahnfahrt hinter meinen Wagen ließ Kai eine wunderschöne Eröffnungsvariante aufs Brett bringen. Im Übergang ins Mittelspiel hatte der Hamelner schon einige Vorteile aufgebaut. Doch schon ein fehlerhafter Damenzug, ließ den Vorteil verschwinden. Der Gegner baute eine gefährliche Läuferbatterie auf seinen König auf und auch die Schwerfiguren rückten bedrohlich in Richtung König. Kai fand einfach keine klare Verteidigung und man musste schon mit der Niederlage rechnen. Doch unverhofft kommt oft und durch den einstelligen Turmeinsteller kippte die Partie sofort. Uiuiuiuiui – Schwein gehabt.
2,0 – 2,0
Was soll man machen, wenn man nach 9 Zügen einfach ersatzlos einen Bauern wegstellt? Yannick tat so, als ob es gewollt war und versuchte die leichte Bauernunordnung auf der gegenüberliegende Seite zu nutzen. Eine kleine Kompensation wurde erarbeitet und in der Abwicklung zum Endspiel, konnte Yannick sogar den Bauern zurückgewinnen. Nun half sein Gegner aber kräftig mit und nahm einen vergifteten Bauern. Jetzt standen die Figuren unkoordiniert herum und Yannick sammelte alle drei Figuren und sponn ein hübsches Mattnetz, in dem sich der gegnerische Monarch gefangen ließ. Uiuiuiuiui – Schwein gehabt, Teil 2.
3,0 – 2,0
Igor stand schlecht, ich auf Verlust und der Vorteil von Felix hatte sich verflüchtigt. Das sah nach einer knappen Niederlage aus. Oder sollten wir doch noch einige Ferkel mit nach Hause nehmen?
Also das mit der Eröffnungsbehandlung muss sich Igor noch mal ansehen. Nach 15 Zügen müffelte seine Stellung schon. Nach 25 Züge sah es nach Totalschaden aus. Es wurde ausschließlich auf sein Tor gespielt und wie ein Boxer in Doppeldeckung müsste der Hamelner die Schläge einstecken. Kurz bevor die Stellung vollkommen brach, versuchte Igor im Zentrum einen Vorstoß und in Zeitnot nahm der Gegner die falsche Zugfolge. Nach dem Damentausch konnte Igor nicht nur seine Verteidigung halten, sondern schob seine beiden neu gewonnenen Freibauern nach vorne. Nach dem Figurengewinn hießte sein Gegner die weiße Fahne. Uiuiuiuiui, so viele Schweine passen doch gar nicht in unser Auto.
4,0 – 2,0
Felix spielte eine sehr aktive Variante und setzte seinen Gegenüber schon früh unter Druck. Ein, zwei Möglichkeiten hatte der Rattenfänger, um seinen Vorteil auszubauen. Doch nun wurden einige Figuren getauscht und es kam ein ungleichfeldriges Läuferendspiel raus. Hier gab es auf beiden Seiten keine Gewinnoption. Daher ein gerechtes Remis.
4,5 – 2,5
In meiner Partie war ich mit der Eröffnung und Übergang ins Mittelspiel zufrieden. Alles war im dynamischen Gleichgewicht. Doch ich unterschätzte die Möglichkeiten meines Gegners am Damenflügel und ein paar Figurentäusche später, hatte ich ein schlechtes Doppelturm/Leichtfigurenendspiel auf dem Brett. Nun kam meine schwächte Phase und ich stellte zwei Bauern weg. Ich gebe zu, ich hatte die Partie schon abgeschrieben und rubbelte mehrfach heftig an meinen Glückskugelschreiber. Und es half. Mein Gegner ließ die Sprengung seiner Bauernkette zu und ich gewann einen Bauern zurück. Nun konnte ich durch die geschickte Aktivierung aller meiner Figuren die gegnerischen Streitkräfte in die Defensive treiben. Leider sah ich nun entstandene Remisklammer nicht und wickelte in ein total verlorenes Turmabspiel ab. Doch der gegnerische König nahm die falsche Route zu seinem Freibauern und ich sah den Remishafen. Schnell noch einen Bauern gewonnen und den Turm gegen den gefährlichen Freibauern geopfert. Nun konnte mein Freibauer nur noch gegen seinen Turm geopfert werden. Uiuiuiui so viel Schwein hatte ich selten gehabt.
5,0 – 3,0
Die Mannschaftspunkte, die wir gegen Werder Bremen unnötigerweise da gelassen hatten, bekamen wir von Hellern zurück. Selten habe ich einen Wettkampf so kippen gesehen. Nun haben wir schon 7 Punkte auf der Habenseite und sind auf Platz 2 der Oberliga geklettert. Nein keine Angst, wir werden nicht aufsteigen, dafür ist unser Tabellenführer Lister Turm einfach zu stark. Dieser grüßt weiterhin verlustpunktfrei von der Tabellenspitze. Im Abstiegskeller wird es für Salzgitter (0 Punkte), Lehrte (1 Punkt) und Hellern (2 Punkte) eng.
Hellern hat auch einen sehr schönen Bericht über den Wettkampf geschrieben. Dort können die Partien auch nachgespielt werden.
Wir rumpeln uns durch die Liga …
Ergebnis Top. Leistung Schrott.
Gratulation auch von mir. Oberliga macht mega Spaß, wenn man nicht mehr absteigen wird. Und nach den etwas eigenartig zu Stande gekommenen Punkten fragt nächste Woche auch keiner mehr. Alles Liebe, Lothar