Vereinsmeisterschaft 2016: Die Entscheidungspartien (Artikel von Peter Brunotte)

Die Ausgangslage versprach spannende Partien: Kai musste gegen Felix gewinnen, wenn er sich die Vereinsmeisterschaft sichern wollte und Gerd gegen Achim, um den Abstieg zu vermeiden. Achim  spielte einen ruhigen sicheren Aufbau in der englischen  Eröffnung und versuchte, die Stellung zu vereinfachen – ihm reichte ja ein Remis. Um 2 Leichtfiguren abzutauschen, nahm er einen Doppelbauern auf der b-Linie in Kauf, einer davon ging bald verloren. Er bekam aber dafür Chancen am Königsflügel  und Gerd musste seinen Vorteil wieder hergeben – der Mehrbauer blieb zwar, war aber als Doppelbauer entwertet. Nun war ein Turmendspiel entstanden, in dem Achim nicht mehr die richtigen Züge fand und Gerd sehr schnell die Oberhand gewann – einer seiner Bauern lief unaufhaltbar  der Umwandlung zur Dame entgegen.

Yannick musste gegen Michael gewinnen, um seine Chance auf den Titel  zu wahren. Er wählte   gegen Königsindisch den agressiven Sämisch-Aufbau mit f3, dann g4 und h4. Michael versuchte einen Gegenangriff am Damenflügel, aber der kam zu spät, die Mattdrohungen gegen seinen König waren nicht mehr zu parieren und so musste er bereits nach 24 Zügen aufgeben. Das war eine Lehrpartie dafür, wie man mit Weiß den Angriff führen muss (und wie man sich mit Schwarz nicht verteidigen kann).

Nun also noch Kai gegen Felix – eine kuriose Felix Jacobi-Partie. Er misshandelte die Caro-Kann-Verteidigung  und gab Kai Gelegenheit, bereits  im 6.Zuge einen vergifteten Bauern anzubieten, den Felix auch sofort nahm. In der großen Datenbank  von Chessbase (5,8 Millionen Partien) gibt es dazu keine einzige Referenzpartie! Nach 8 Zügen war Kais Springer von b1 nach h8 gelangt und hatte den Turm gefressen. Nun begann Felix zu wirbeln, stellte Drohungen auf und opferte noch mal eine Figur. Aber Kai behielt den Überblick, vereinfachte die Stellung, tauschte ab , erreichte ein Endspiel mit einer Figur mehr und als Felix keine Figuren mehr zum Zaubern hatte, gab er auf und gratulierte Kai als erster zum Meistertitel. Hier  die ersten 20 Züge dieser Partie:

e4 c6;d4 d5; Sd2 Sd7;Ld3 dxe4; Sxe4 Sd7-f6; Sg5 Dxd5 ?!;  Sxf7 e5 ??(Schadensbegrenzung hätte Se4 gebracht; bei Kxf7 gewinnt Lg6!!- das hatte Felix wohl übersehen, als er den Bauern nahm)

Sxh8 Lg4; Lg6 hxg6; Dxd5 cxd5; Sxg6 Ld6; Lf5 0-0-0; Lxd6 Txd6;Sf4 g5; Sd3 Te6; Kf1 Se4; f3 Sd2; Kf2 Sf6; Tae1 Sd2- e4; fxe4 Sxe4; Txe4 Txe4.

Oliver sicherte sich den 3.Platz durch einen Sieg gegen Dirk. Leider konnte sich  wieder kein Aufsteiger in der Meisterklasse halten. Den Ü70-Senioren ist es noch einmal gelungen, den Angriff der nächsten Generation abzuwehren (freiwillig werden weder Gerd noch ich das Feld räumen)  und Kai wird sich im nächsten Jahr wieder sehr anstrengen müssen, um sich an der Spitze zu behaupten.

 

 

 

 

3 Kommentare

  1. Wirklich schöner Artikel zum Finale der VM.

    In der Anwärterklasse stehen noch einige Partien aus. Hier steht David als Gruppensieger bereits fest und Kurt als Gruppenzweiter (Kurt könnte zwar u.U. noch an Punkten mit David gleichziehen, hat aber definitiv weniger Siege auf seinem Konto).
    Platz 3 in der Anwärterklasse ist weiterhin umkämpft, wobei Wolfgang R. es in eigener Hand hat sich diesen zu sichern.

  2. Sehr schöner Artikel, danke Peter. Nach Dxd5 von Felix hatte ich kurz ein Brennen im Auge, als ich die Partie nachgespielt habe… 😀 Aber Felix hat dann ja nochmal alles versucht. Auch aus der Ferne ist es immer interessant mal einen Einblick in die Partien zu erhalten – danke daher auch für die Notation der Partie.

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