Hamelner Schachjugend verpasst Aufstieg

Am Sonntag war der letzte Doppelwettkampf in der Jugendliga Süd in Hildesheim. Als Tabellenführer vor dem Spieltag waren wir die großen Aufstiegsfavoriten. Doch drehen wir mal die Uhr ein paar Tage zurück. Als wir vor knapp 4 Wochen beim Jochen-Hagemann-Gedenkturnier mitgespielt hatte, sprach mich ein Spieler aus Lehrte an und meinte, das unsere Jugendmannschaft ja nächste Saison in der Jugendliga Niedersachsen spielen würden. Eine Vermutung die ich natürlich unterstützt, schließlich könnte unsere Mannschaft in Bestaufstellung und sogar, wenn zwei der Stammspieler ausfallen würden, immer noch zwischen 300 und 500 DZW-Punkte mehr ans Brett bringen als alle anderen Kontrahenten. Allerdings war ich nicht zu euphorisch und meinte nur: „Warten wir mal ab – Jungendkämpfe gehen häufig genug anders aus, als man vorher denkt.“ An diese Worte wurde ich gestern sehr schmerzvoll dran erinnert.

Da ich vor knapp 3 Wochen zugesagt hatte, die Jugendmannschaft nach Hildesheim zu begleiten, konnte ich auch die kurzfristig angesetzt Norddeutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft nicht mitspielen. Aber egal, ich wollte ja die große Aufstiegsfeier mitmachen. Als ich dann am Mittwoch unseren Jugendwart anschrieb und nach der Aufstellung und Abfahrtstermin nachfragte bekam ich eine Antwort, die mir fast den Atem nahm. Yannick Koch, Daniel und Noemi Schicksnus sollten unsere Farben vertreten. Erst dachte ich, das war ein vorgezogener Karnevalscherz oder spielten wir nun in Dreierjugendmannschaften. Doch bei erneuter Nachfrage bekam ich die Antwort, dass tatsächlich nur drei Jugendliche/Kinder zu diesem wichtigen Jugendwettkampf antreten wollten. Ähhh… hatte ich nicht vor der Saison im Ohr gehabt, dass die Jugendlichen/Kinder in die Niedersachenliga aufsteigen wollten? Da hatte ich mich wohl getäuscht.

Nun musste schnell ein Blick auf die Tabelle her. Unsere Mannschaft hatte 2 Mannschaftspunkte mehr als Lehrte 2. Das hieß, dass wir zweimal 2:2 spielen konnten und trotzdem Meister und Aufsteiger werden könnten. Erst mussten wir gegen Lehrte 3 spielen. Das sollte möglich sein, doch bei Lehrte 2 würde das wesentlich enger ausgehen. Daher beschloss Andreas, dass wir gegen Lehrte 2 die Bretter 2 und 3 freilassen würden und das Daniel dann an Brett 4 gewinnen sollte. Das war nun nicht unbedingt mein Wunschaufstellung, doch mit den vorhandenen Spielern wohl die beste Möglichkeit das Ziel noch zu erreichen. Die Spieler und Eltern wurden vorher informiert – nicht das es nachher noch Stress gab.

Dann war es Sonntag und wir konnten in Hildesheim den Startschuss geben. Wir spielten wieder im Klinikum – diesmal nicht in der Aula, die wirklich viel zu laut war – sondern in einem schön abgeschotteten Konferenzraum, der ideal zum Schach spielen war. Noemi spielte sehr langsam und versuchte die Vorgaben alle zu erfüllen. Figuren Entwicklung und darauf zu achten was der Gegner drohte. Es sah schon wesentlich besser aus, als bei der letzten LJEM und sie spielte ihr stärkstes Schach. Doch auch wenn man sein bestes Schach spielt kann man verlieren, da der Gegner einfach besser war und die Varianten genau durchrechnen konnte. Erst verlor Noemi einen Bauern, versuchte dann aber die Initiative zu bekommen und drang mit ihrem Turm auf die gegnerische 7.Reihe ein. Allerdings verteidigte der Lehrter Spieler sehr geschickt, konnte den Turm wieder rausschmeißen und gewann den zweiten Bauern. Die Gewinnverwertung wurde gut gespielt und nach knapp einer Stunde wurde Noemi König matt gesetzt. Gut gespielt doch trotzdem verloren. Das kann passieren.

Die Vorgabe an Daniel war einfach – Partie gewinnen und kein Remis annehmen. Da sein Gegner nominell ein wenig schwächer war, war das durch aus eine realistische Vorgabe gewesen. Daniel Eröffnungsbehandlung war nicht optimal gewesen und im Übergang Mittelspiel zum Endspiel verlor er auch noch einen Bauern. Dazu hatte sein Gegner einen klasse Springer im Zentrum als er Daniel Remis anbot. Nach einem kurzen Blickkontakt und Kopfschütteln wusste Daniel, was er zu machen hatte. Nun packte Daniel die Trickkiste raus und bedrohte den Springer, dem er vorher alle Fluchtfelder genommen hatte. Sehr gut – na ja allerdings hatte diese Variante eine kleine Lücke gehabt. Der Gegner hätte einfach den Springer mit seinem Bauern decken können. ^^ Das hatten allerdings beide Spieler nicht gesehen und so opferte der Gegner seinen Springer gegen einen Bauern. Die Gewinnverwertung war dann sehr gut gewesen und mit der Leichtfigur mehr war der Weg zum vollen Punkt recht kurz gewesen.

800 DWZ Punkte hatte Yannick mehr als sein Gegenüber – daher sage ich nur. Ein wenig gespielt, Material gewonnen und sicher den zweiten Punkt eingesammelt. Gut das erste Etappenziel war erreicht worden – 2:2 gegen Lehrte 3, nun musste auch das gleiche Ergebnis im nächsten Wettkampf erspielt werden.

Nun wurde gegen Lehrte 2 umgestellt. Yannick wieder an eins, zwei und drei wurden frei gelassen und Daniel an Brett vier. Sein Gegner hatte ungefähr die gleiche Spielstärke. Könnte klappen oder auch nicht. Wieder war Daniels Eröffnungsbehandlung nicht optimal gewesen, doch auch sein Gegner spielte viel zu unkonzentriert. Es entstand eine Stellung, bei der Daniel einen Bauern gewinnen und auf Sieg hätte spielen können. Doch eine kleine Ungenauigkeit reichte und statt der besseren Stellung plus Mehrbauer, hatte Daniel einen Minusbauer und schlechtere Stellung. Diesen Bauern hätte Daniel nun zurückgewinnen können, doch wählte er leider eine falsche Zugfolge und sein Gegner machte kurzen Prozess. Da war dann nichts mehr zu machen und Daniel verlor die Partie. Schade – da war mehr drin gewesen.

Am Spitzenbrett hatte Yannick diesmal nur 500 DWZ-Punkte mehr gehabt. Seine Spielstärke reichte trotzdem aus, um seinen Gegner taktisch zu bezwingen. Somit hatten wir den zweiten Wettkampf mit 1:3 verloren und wurden Zweiter der Landesklasse Süd.

2 Kommentare

  1. Hui. Nur mit 3 Spielern zu einem „Aufstiegskampf“ zu reisen, ist in der Tat nicht prickelnd. Vor allem finde ich es mehr als schade für die Jugendlichen, die sich auf die nächst höhere Liga gefreut hatten und denen diese Möglichkeit nun verwehrt bleibt. Schade, schade… ;-(

  2. Mit nur 3 von potentiell 14 gemeldeten Jugendlichen die wichtigsten Mannschaftskämpfe im Aufstiegsrennen zur Jugendliga Niedersachsen zu bestreiten ist natürlich mehr als bedauerlich.

    Vielleicht ist es aber unter diesen Umständen ohnehin sinnvoller unterklassig mit einer Vierermannschaft zu verbleiben wenn die Spielerdecke so dünn ist …

Schreibe einen Kommentar zu Dennis Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert