OIBM 2021 – Abschlussbericht

2 Jahre hat es gedauert, bis wir wieder bei den Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaften teilnehmen können. Corona hatte uns eine Zwangspause auferlegt, so wurde im letzten Jahr kein offenes Turnier angebotet. Umso mehr freuen wir uns, dass wir in der Besetzung von Achim, Matthias und Yannick in diesem Jahr wieder an den Tegernsee fahren können.

Freitag ging es dann los. Schnell noch über Wülperode gefahren und Matthias abgeholt und dann in Richtung Süden. Insgesamt 10 Stunden Anreise waren schon ziemlich anstrengend bis wir endlich in Kreuth angekommen waren. Abschließend noch angemeldet und dann war schon alles fertig vorbereitet. In diesem Jahr leider unter strengen Hygieneregeln nach 3G-Standard.

Samstag ging es dann ab 15:30 los mit der Begrüßung. Sebastian Siebrecht und sein Team hatten alles perfekt vorbereitet. Ralph Alt und Gregor Johann wiesen uns noch in die aktuellen Turnierbestimmungen ein und dann konnte die 1. Runde starten. Bis zum 7.11 steht jetzt täglich um 16:00 eine Runde auf dem Zeitplan. Insgesamt sind aufgrund der Hygienemaßnahmen „nur“ 333 Spieler am Start, etwa ein Drittel weniger als in den vorherigen Jahren. Dafür haben jetzt alle einen schönen Einzelspielplatz.

Also auf zur ersten Runde.

Matthias spielte gegen Leonard Wiest (DWZ 2006). Matthias ist nach unser Rechnung der 4. Hamelner, gegen den er spielen durfte. So war der Aufbau mit 1.f4 fast schon vorherzusehen. Geschickt gewann Matthias einen Bauern im Mittelspiel und verwertete mit sicherer Springerführung die Partie zum Sieg.

Achim durfte gegen den Griechen Konstantinos Tsakonas antreten (DWZ 1614). Achim konnte gar nicht so schnell schauen, wie sein junger Gegner die Figuren vom Brett tauschte und in einem Gleichfarbigen Läuferendspiel landete. Das Endspiel wäre, korrekt behandelt, sicher Remis gewesen. Aber Achims Gegner spielte zu ungenau, sodass am Ende der Randbauer unhaltbar vor der Umwandlung war.

Yannick spielte eine furchtbare Partie am Live-Brett gegen Dieter Morawietz (DWZ 2401). Er vertauschte die Varianten und viel auf den „einzigen Trick“ in der Variante Sg5 rein, mit Matt auf h7 oder Figurenverlust. Der König wurde direkt angegangen und die Qualität war weg. Die Damen konnten zwar noch getauscht werden, aber auch das Endspiel war zu schlecht und so ging die Partie verloren.

Heute am Sonntag stand schon die 2. Runde auf dem Zeitplan.

Matthias spielte gegen IM Robert Zysk (DWZ 2425). Matthias kam gut aus der Eröffnung und der Gegner verbrauchte sehr viel Zeit. Es musste sehr viel berechnet werden, da es eine schwierige taktische Stellung war. Matthias übersah leider einen Einschlag auf f2, nachdem der Vorteil von Schwarz erdrückend war. Obwohl IM Zysk nur mit Bonuszeit bis zum 40. Zug kommen musste, hat dieser nichts mehr anbrennen lassen und Matthias musste aufgeben.

Achim spielte in Runde 2. gegen Serni Ribera Veganzones, ein talentierter Jugendlicher aus Andorra (ELO 2070). Leider ging schon direkt die Eröffnung nach hinten los. Gegen den agressiven holländischen Aufbau konnte Achim nichts ausrichten und verlor verdient.

Yannick konnte gegen Franz Haselbeck (DWZ 1890) etwas Schmach aus der ersten Runde wieder gut machen. Nach der Eröffnung wurden die Bauern nach vorne getrieben und der Gegner unter Druck gesetzt. Zusätzlich machte der Nachziehende einen inkorrekten Ausflug mit der Dame, die dann unter Beschuss genommen wurde. Mit einer schönen Kombination gewann Yannick 2 Qualitäten und anschließend die Partie.

Runde 3:

Totale Blackouts bei den Hamelnern. Was für eine Runde. Wir waren an allen Brettern deutlich favorisiert und wollten eigentlich 3 Schwarzsiege einfahren. Doch es kam anders und wir verzockten alle unsere Stellungen. Den Anfang machte Achim, der bereits nach 7 Zügen eine +2 Stellung erreicht hatte, die Variante auch sah, aber nicht spielte und sich dafür nach 12 Zügen verkombinierte und dann chancenlos verlor, oder wie es Sebastian Siebrecht ausdrückte: Da hast du ja freundlicherweie Jugendförderung betrieben. Dem ist nicht hinzufügen. Wer gedacht hätte, es geht nicht noch schlimmer, der wurde eines besseren belehrt. Matthias spielte seinen Gegner völlig schwindelig und er hatte die Auswahl zwischen mindestens 7 Zügen die den +10 Vorteil aufrecht erhielten. Doch er wollte es zu schön machen und sein Gegner mit Oberligareifer Zeiteinteilung schaffte die Zeitkontrolle und Matthias stellte in völliger Gewinnstellung die Tante ein.

Aua. Jetzt lagen unsere Hoffnungen auf Yannick, der nicht gut aus der Eröffnung kam, aber die Stellung dann ausgleichen konnte. Dann nahm das Drama in Zeitnot seinen Lauf. Yannick traute sich nicht 2 Randbauern zu verspeisen, weil er glaubte einen Klotz zu verlieren. Doch unser Silikonfreund zeigte, das war für ihn glatt gewonnen. Doch mit wenig Zeit war es sehr schwer zu sehen. So landete Yannck in einem enorm schwierigen Springerendspiel mit Minusbauer, das er lange Zeit sehr gut verteidigte und dann einen Computerzug übersah, der das Remis gebracht hätte. So wurden aus geplanten 3 aus 3 0 aus 3. Das Gute ist es kann heute nicht mehr schlimmer werden. Mal sehen was wir 3 Helden heute mit den weißen Klötzen auf die Bretter zaubern. Ihr werdet es zeitnah erfahren.

Runde 4:

Heute hat das Hamelner Imperium mit 3 Weißsiegen zurückgeschlagen. Den Anfang machte auch heute Achim der nach knapp 2 Stunden mit den Weißen Klötzen gewonnen hatte. Von einem FM profimäßig vorbereitet kam die Stellung aufs Brett und nachdem ein Klotz weg war beherzigte sein jungen Kontrahent die „Gerd Streich-Regel“ und gab auf. Kurz darauf hatte auch Matthias gewonnen. Auch sein Gegner kannte die Gerd Streich Regel und gab nach einem Bauernverlust in hoffnungsloser Stellung auf. Nun lag es an Yannick den Tag zu retten. Und Yannick überspielte seinen Gegner, ließ noch etwas Luft in die Stellung. Auch mit Minusbauer lehnte er das Remis ab und gewann im Angriff.

Runde 5:

Schach ist wie Fussball, nur ohne Würfel, doch der Reihe nach. Alle unsere Gegner haben schon im erste Zug einen schweren Eröffnungsfehler begangen, doch Achim und Yannick kamen trotzem allem schlecht aus der Eröffnung. Achim dachte er hätte gegen Felix bereits alle Varianten in dessen Lieblingseröffnung auf dem Brett gehabt, doch die Eröffnung geriet zum totalen Fiasko, aber Achim hatte Glück im Unglück. Sein Gegner nahm nur einen Bauern und dann nahm das erste Wunder von Bad Wiessee langam Gestalt an. Achim hatte 30 Züge eine -4 Stellung auf dem Brett, die er aber locker Remis hielt.

Matthias spielte eine tolle Eröffnung, konnte seinen Vorteil jedoch nicht verwerten. Als ich auf sein Brett schaute befürchtete ich schon, dass Matthias wieder Richtung Risserkogel aufbrechen würde, so schlecht war seine Stellung mittlerweile. Doch das 2. Wunder von Bad Wiessee erschien am Horizont. Matthias landete in einem Turmendspiel mit Minusbauer. Sein Gegner fragte seine Endspielkenntnisse ab und Matthias bestand die Pürfung souverän und die Partie endete Remis. Jetzt spielte nur noch Yannick. Auch er behandelte die Eröffnung suboptimal und landete in einem schwierigen Endspiel. Jetzt zeigte sich die Oberliga Härte. Yannick verbesserte seine Stellung kontinuierlich und gewann das Turmendspiel mit Mehrbauer ohne jedes Problem.

Runde 6:

Matthias Partie lässt sich wie folgt zusammenfassen. Nach aggressiver Eröffnungsbehandlung gab es bald ein Spiel auf ein Tor und Matthias hatte bereits frühzeitig das Zentrum mit seinen Bauern beherrscht und auch noch eine tolle Angriffsstellung erreicht. Sein Gegner hatte diesem Angriffswirbel nicht entgegen zu setzen und verlor recht schnell. Auch Yannick ging in seiner Partie aggressiv zu Werke und überspielte seinen Gegner völlig und gewann souverän. Da wollte auch Achim nicht nachstehen und spielte für seine Verhältnisse eine sehr aggressive Parite, die er in typischer Manier gewann. Da schadete auch es auch nicht, dass er den Zug des Turniers verpasste und nicht mit einem Damenopfer gewann.

In der Analyse zeigt sich: Dh5! gewinnt mit Schönheitspreis 🙂

Yannick befindet sich mit 4 aus 6 im vorderen Mittelfeld und darf zur Belohnung gegen den Deutschen U14 Meister am Livebrett spielen.Morgen wird es für uns mit den schwarzen Klötzen sehr schwer. Schauen wir mal was geht.

Runde 7:

Heute wurden wir brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und kassierten 3 verdiente Schwarzniederlagen. Yannick wurd ein der Eröffnung von seinen jungen Gegner überrascht und fand in komplizierter Stellung nicht den richtigen Plan und er wurde überspielt. In hoffnungsloser Stellung gratulierte er sseinem gegner zum vollen Punkt. Achim versuchte es mit der Taktik aus Runde 5. Nach völlig verkorkster Eröffnung stand er völlig auf dem Acker. Im 28. Zug hatte er völlig unverhofft die Möglichkeit die partie zu drehen. nachdme er diese Möglichkeit übersah war es schnell vorbei. Matthias Gegner war sehr gut vorbereitet und gewann gegen einen nur mäßig motivierten Matthias, der die beiden letzten Runden eh nicht mehr antreten durfte. Morgen werden Yannick und Achim versuchen es mit den weißen Klötzen besser zu machen.

Runde 8:

In der 8. Runde wurden es 2 Partien mit Irrungen und Wirrungen. Achim und Yannick begnügten sich damit hre Gegner erst völlig zu überspielen und dann ihre Partien richtig zu versauen. Nachdem Achim von einem Blackout seines Gegners nach 8 Zügen profitierte ließ er sich nicht lumpen und stellte im Kombinationsrausch die Partie ein. Aus einer +4 Stellung wurde eine -5 Stellung in der sein Gegner dennoch das Remis Angebot sofort annahm. Sein Kommentar: Diese Partie hat keinen Sieger verdient. Dem ist nichts hinzuzufügen. Auch Yannick machte es nichtviel besser. Seine hervorragende Stellung wurde kurzzeitig in eine -5 Stellung verwandelt, aber im nächsten Zug dann bei +3. Beide Kontrahenten sahen ihre Gewinnmöglichkeiten nicht und so wurde ein leistungsgerechtes Remis vereinbart. Morgen in der letzten Runde machen wir es besser.

Runde 9:
Heute durften wir wieder mit den schwarzen Klötzen ran. Das war kein gutes Omen. Achim machte es dann auch sehr kurz. In einer laut Stockfisfh völlig ausgeglichenen Stellung stellte er einen ganzen Klotz und damit die Partie weg. Yannick machte es besser. Aus der Eröffnung heraus erreichte er eine super Stellung. Matthias und ich freuten uns schon auf eine frühe Rückreise. Doch es kam anders. Yannick hatte mittlerweile einen Bauern mehr, doch irgendwie entglitt ihm die Stellung (oder er wollte für sein Startgeld nur besonders lange spielen). Zwischendurch hielten Matthias und ich alle 3 Ergebnisse für möglich, als Yannick die Qualle für einen weiteren Bauern geopfert hatte. Ich bin dvon ausgegangen, das Yannick die längste Partie der 9. Runde spielen wollte, doch dieses Ziel wurde sehr sehr knapp verfehlt. Nach 5,5 Stunden wurde dann das Turmendspiel remis gegeben.

Fazit: Es war wieder ein toll organisierte Turnier das natürlich unter den Corona Einschränkungen litt. Deshalb konnten wir ab Runde 7 auch nur noch zu zweit spielen.
Einziger Wermutstropfen: Die Begeisterung der Münchener Fussballfans über meinen Fanschal hielt sich nach der 5:0 Klatsche in Grenzen.
Mit unseren schachlichen Leistungen können wir nur bedingt zufrieden sein. Yannick erreichte seinen Setzlistenplatz und wurde mit 5 Punkten 108 (Minus 22 Elopunkte). Achim landete mit 4 Punkten auf Platz 191 (Setzlistenplatz 224 und 22 zusätzliche Elopunkte) und Matthias erreichte 3,5 aus 7 (Minus 26 Elopunkte). Um nächstes Jahr bessere Ergebnisse zu erzielen, werden wir beantragen nur noch mit weiß zu spielen. Dann werden Matthias und Yannick um die IM-Norm spielen (mindestens) und Achim wird seine Elo Zahl in schwindelerregende Höhen treiben. Sollte dem nicht stattgegegben werden, haben wir ja noch ein Jahr Zeit das Schach spielen auch mit den schwarzen Klötzen zu erlernen.
Besonders hat uns der überragende Ordnungssinn von Matthias und seine bahnbrechenden Innovationen am Frühstückstisch überrascht. Da werden es Kai und Henning nächstes Jahr schwer haben, um überhaupt noch mit uns in einer Wohnung übernachten zu dürfen. Aber auch Kai hat ja noch ein Jahr Zeit um von Matthias zu lernen. Das wars dieses Jahr von euren Chronisten Yannick und Achim. Wir hoffen das lesen hat ein wenig Spaß gemacht.

Die Turnierseite findet ihr hier, und hier die Liveübertragung der ersten 36 Bretter.

Hier könnte ihr die Ergebnisse auf Chess Results verfolgen

11 Kommentare

  1. Schöne Grüße aus Hameln an alle Spieler aus Hameln.

    Weiterhin viel Spaß bei den Spielen und weiterhin viele Punkte! 

    Vielleicht reicht die Zeit für eine „Partieeingabe“. Egal, ob sie gewonnen oder verloren war, hauptsache „schön“. 🙂

     

    Schöne Grüße

    Gerhard

     

  2. Sah mit drei Niederlagen zuletzt nach ner Frustrunde aus.
    Kopf Hoch Männer! Jetzt nicht verkrampfen. Es gibt noch jede Menge Punkte zu holen …

    1. Frustrunde ist noch untertrieben, da hat uns nicht mal mehr eine Gerstenkaltschale geschmeckt und es war ein sehr schweigsamer Abend, der früh endete. Der Abend wurde durch ein sehr schlechtes, aber dafür teures Abendessen gekrönt.

  3. So kann es nicht weitergehen, wenn nicht einmal das Bier mehr schmeckt.
    Ich drücke Euch die Daumen, dass es ab jetzt besser läuft …

    Nächstes Jahr werde ich Euch wieder zu Höchstleistungen peitschen und die Stimmung zum Siedepunkt führen … 😉

  4. Versucht die 3. Runde schnellstmöglich abzuhaken und macht es in den kommenden Runden besser. Wie schon ganz richtig bemerkt: noch schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Ich drücke euch die Daumen, dass es jetzt wieder aufwärts geht.

  5. Drei Siege in Runde 4. Geht doch.
    Heute kommt die Runde der Weichenstellung für den weiteren Verlauf des Turniers.
    Holt nochmal alles aus Euch raus …

  6. Wieder 3 Siege. Sauber Jungs.
    Ihr robbt Euch so langsam wieder an die Live-Bretter ran.
    Da kann man dann auch gleich wieder viel besser mitfiebern …

  7. Sehr schöne Berichterstattung und toll, das Ihr uns die ganze Zeit über mit Infos versorgt habt.
    Schade das die Performance am Ende nur bedingt gepasst hat. Ich hatte zwischendurch etwas mehr Hoffnung in Euch gesetzt.

    Nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei. Und für bahnbrechende Innovationen am Frühstückstisch bin ich allemahl zunhaben …

  8. Hallo und Gratualtion zu den besseren Partien. Habe den Bericht dennoch nicht ganz verstanden. Was ist mit Tonne passiert? Hat er CORONA bekommen, oder warum durfte er nicht mehr antreten?

    Liebe Grüße aus Göttingen,

    Lothar

  9. Die täglichen „Briefings“ waren immer lustig und lesenswert. Die Berichte machten wieder richtig Lust auf eine Turnierteilnahme. 🙂

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