Müdes 4:4 beim Landesliga-Abschluss gegen Wolfsburg

Aus der Gedankenwelt eines Schachspielers…

So etwas kann eigentlich nur in Hameln passieren. Während des tollen Samstagstraining von Wilfried, saß tatsächlich ein Wolfsburger Spieler dabei und lauschte auch seinen Worten. Na gut, sooooo außergewöhnlich war es auch nicht, schließlich handelte es sich um Matthias, der ja auch weiterhin Mitglied in unseren Verein ist. Viel spannender war da die Frage, mit welchen Spielern wir in der letzten Runde antreten würden. Da wir schon nach Runde 8 als Meister feststanden und die Zweite Mannschaft voll im Aufstiegskampfmodus befand, wurden noch einige Spieler nachgemeldet. Wieder einmal nahm die Erste Mannschaft Rücksicht auf die untere Mannschaft.

Da unser Mannschaftsführer sich im Ausland vergnügte, brauchten wir gar zwei Spieler. Man entschied sich unseren langjährigen Ersten Vorsitzenden Kurt und unser Jungtalent Jan ins Team zu nehmen. Die größeren Herausforderungen warteten dann am Sonntag. Wer sollte die Uhren stellen und noch schlimmer – wer sollte den Kaffee kochen? Wenn man Dennis braucht, ist er nie da. 😉
Na gut, die Sachen mit den Uhren habe ich dann hinbekommen und Kai machte den Kaffee. So konnten wir pünklich den letzten Wettkampf in der Landesliga starten.

Ein kurzer Blick auf die gegnerische Aufstellung verriet, dass wir an sechs Brettern nominell stärker waren. Allerdings waren die Abstände nicht gerade groß gewesen, daher würde es sicher ein enges Match geben. Und außerdem sage ich immer: „Die DWZ spielt kein Schach.“ Nach eine kurzen Begrüßung begann der Wettkampf.

Die Aufstellung lautete:

Hamelner SV – SC Wolfsburg
1 (2295) FM Bode, Wilfried – Dr. Hänsel, Thomas (2270)
2 (2110) van Son, Lutz – Jeske, Mark (2089)
3 (2077) Renner, Kai – Loewner, Arnold (1995)
4 (2168) FM David, Adrian – Degen, wladimir (2016)
5 (2086) Dr. Gerstmann, Frank – Dr. Börner, Guido (2046)
6 (1964) Koch, Yannick – Schubert, Matthias (1860)
7 (1817) Pape, Kurt – Dr. Rapin, Gerd (1875)
8 (1822) Jan Helmer – Radu andrei (-)

Nach 1,5 Stunden waren schon die ersten drei Partie Remis ausgegangen. Man merkte schon schnell, dass es heute für beide Mannschaften um die goldene Ananas ging. So wurde nicht jede Partie voll ausgekämpft 😉 . Yannick, Kai und Adrian bewiesen, dass sie die Figuren aufstellen und während der Partie entwickeln konnten. Dann gab es das Händeschütteln.
1,5:1,5

Bei Frank entstand eine komische Stellung nach der Entwicklung. Ein feindliche Bauer hatte sich bis nach g7 vorgewagt. Nach einigen Abtäuschen entstand ein remisliches Endspiel. Beide Seiten wollten nichts riskieren und so wurde das vierte Remis vereinbart.
2,0:2,0

Vor der Partie erwähnte noch unser Senior Kurt das er damals – 1990 noch in der 2.Bundesliga- in der Ersten Mannschaft als Ersatz spielen musste. Das waren 13 Jahre vor Jan’s Geburt. Dazu gab Kurt natürlich noch einige Schachanakdoten zum Besten. Das Kurt nicht zum alten Eisen gehört, zeigte er dann während der Partie. Nach unterschiedlichen Rochaden, griffen seine Streikräfte am Damenflügel an. Doch auch sein Gegner war nicht untätig und marschierte am Köngisflügel. Nach einem Qualitätsopfer von Kurt, wollte die richtige Fortsetzung nicht aufs Brett kommen. So wurde der Angriff abgewehrt und Kurt konnte nur noch aufgeben. Schade, war auf jeden Fall eine interessante Angriffspartie gewesen.

2,0:3,0

Da lagen wir tatsächlich hinten. Ich glaube, dass ist in dieser Saison nun wirklich nicht häufig passiert. Überhaupt einmal? *grübel* Die restlichen drei Partie sahern sehr unterschiedlich aus. Meine Partie war noch im dynamischen ausgleich, doch ich spürte das da noch etwas mehr für mich drin war. Jan hatte leider ein ziemlich schwieriges Endspiel auf dem Brett gehabt und Wilfried hatte eine Qualität für einen Bauern geopfert. Würde das reichen?

Nach einigen interessante Zügen kam ich ganz gut aus der Eröffnung heraus. Sehr schnell hatte ich meine gänzlichen Streitkräfte entwickelt, während der feindliche Monarch noch in der Mitte stand. Mit viel Fantasie positionierte ich meine Figuren um, allerdings blieb die Festung bestehen. Da bekam ich eine Vision, wie ich meinen Gegner überlisten konnte. Es waren nicht unbedingt die besten Züge,aber nach einem doppelten Bauernopfer drang mein Turm auf die vorletzte Reihe ein. Glücklicherweise fand mein Gegenüber nicht den besten Verteidigungszug. So konnte tatsächliche meine Vison Wirklichkeit werden und nach einem schönen Springeropfer stand sein König auf Matt. Na endlich konnte ich die erst Parie in dieser Saison gewinnen, viel später hätte es nicht mehr sein dürfen.
3,0:3,0

Am Trainigsabend hatte ich die Partie von Wilfried einigen Spielern gezeigt. Immer wieder kam ein „OHHH“ und „AHHH“, aber auch „das verstehe ich nicht“ über unsere Lippen. Es war eine Musterpartie, mehr noch ein Kunstwerk. Mit feinen Zügen wurde die Stellung verbessert, hier mal angegriffen. Dort eine Drohung aufgestellt. Der Angriff am Königsflügel abgewehrt, um gleich darauf wieder zwei Bauernzüge am Damenflügel zu machen. Für uns Normalschachspieler waren einige Züge zu hoch gewesen. Irgendwie schaffte es Wilfried immer wieder die Stellung zu verbessern und opferte die Qualität für einen Bauern. Dafür hatte er ein starkes Zentrum und einmal auch die Möglichkeit noch einen Bauern zu gewinnen. Doch vermutlich die abnehmende Zeit machte ihm ein Strich durch die Rechnung. Mit dem zweiten Mehrbauern hätte Willi bestimmt weiter auf Sieg spielen können. So allerdings wurde dann doch noch in einer ausgeglichenen Stellung Remis vereinbart. Trotzdem eine tolle Partie, aus der man einiges lernen konnte.
3,5:3,5

Diesmal spielte unser starker Jugendspieler Jan am achten Brett. Mit einer neuen Eröffnung, die ihm Yannick gezeigt hatte, wollte er seinen Gegner überraschend. Dann wurde ein wenig „wilde Sau“ gespielt. Die Figuren auf beiden Seiten zogen mehrmals und auch die Bauern wurden nach vorne gepeitscht. Leider verflogte Jan nun einen falschen Plan und statt seine Entwicklung zu vollenden, wurde ein Zentrumsbauer unnötigerweise nach vorne gespielt. Nun wurde der Rattenfänger nach einem guten Bauernopfer klassisch ausgekontert. Die Zentrumslinien öffneten sich und nur durch einen groben Schnitzer des Gegners kam Jan „nur“ mit einer schlechten Stellung in die Zeitnotphase. Hier bewies der Rattenfänger wieder viel Fantasie und spielte noch einige sehr gute Verteidigungszüge. Allerdings war die Stellung eigentlich schon um gewesen. Ich glaube Fritz meinte -5 oder 6 Bauern. Doch beide Seiten hatten wenig Zeit und so spielte sein Gegenüber die Dame hin und her, um ein wenig Bonuszeit auf die Uhr zu bekommen. Da hat er allerdings nicht richtig aufgepasst und auf einmal sagte Jan „3-fache Stellungswiederholung“ und stellte die Uhr ab. Tatsächlich stimmte alles und das Remis wurde glücklich eingefahren.
4,0:4,0

Gut, dieser Wettkampf war nicht unbedingt der Massstab aller Dinge. Dafür war einfach zu wenig Spannung drin. Die positiven Dinge waren, dass ich endlich die erste Partie in dieser Saison gewonnen hatte und wir ungeschlagen Meister geworden sind. Mit schlappen 6 MP Vorsprung! Topscorer der Liga war Kai mit sensationellen 7,5 Punkten aus 9 Partien. Da hat es sicherlich geholfen, dass ich ihn vorher ein weinig angepiekt hatte. Immerhin nach der schnellen DWZ-Auswertung ist Kai nun wieder vor mir. Aber auch Wilfried hat am Spitzenbrett tolle 6,5 Punkte geholt. Insgesamt haben alle einen guten bis sehr guten Score erreicht und auch unsere Ersatzspieler haben gut gepunktet. Da haben sie vielleicht auch den Geschmack gefunden, nächstes Jahr in der Landesliga spielen zu dürfen. Wir stellen uns auf jeden Fall für nächste Jahr auf härtere Gegner ein. Doch wer Kai kennt der weiß, nach dem ersten Mannschaftssieg werden die Chancen für den Aufstieg in die 2.Bundesliga berechnet. 🙂 Schaun wir mal, das wir die Klasse halten, mit Lister Turm und Lingen sind zwei Topteam in die Oberliga gekommen, die uns bestimmt verhauen wollen. Ähm…. die anderen Mannschaften natürlich auch……

1 Kommentar

  1. Heute ist der Zeitungsartikel über unsren Saisonabschluss drin. In „Wir von hier“ recht groß. Das meiste wurde von übernommen, nur zum Schluss wurde doch noch gekürzt.

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