Mit drei Gurken nach Oldenburg – knappe Niederlage für die Erste Mannschaft

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

In der siebten Spielrunde hatten wir die längste Anreise in dieser Saison, es ging nach Oldenburg. Adrian hatte absagen und so wurde Igor aus der zweiten Mannschaft „rekrutiert“. Pünktlich waren wir am Sammelpunkt versammelt. Alle? Na ja, zwei Spieler brauchten 5 Minuten länger. Es ist faszinierend dabei Kai zu beobachten, wenn er nicht der letzte Spieler ist. 😉 Alle rein in die Autos und Igor abgeholt. Im Vorfeld hatte ich Kai gesagt, dass wir über Osnabrück fahren sollten. Weniger Baustellen, keine Blitzer! So begann die entspannte Anreise gen Norden. Sehr pünktlich um 10:30 Uhr waren wir am Spiellokal und konnten die Mannschaftsaufstellung abgeben.

Ein kurzer Blick auf die gegnerische Mannschaftsaufstellung… Hoppala! Oldenburg war mit voller Kapelle angetreten. 1 – 8 zum ersten Mal in dieser Saison. Das hieß, dass wir an allen Brettern nicht die ELO-Favoriten waren. Aber wie sage ich immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien OHNE Computerüberprüfung!

SK Union Oldenburg 4½ − 3½ Hamelner SV

1. 2385 IM Martin Breutigam 0 : 1 FM Wilfried Bode 2344
2. 2239 FM Dirk Bredemeier 0 : 1 FM Matthias Tonndorf 2188
3. 2184 Max Meessen ½ : ½ Kai Renner 2180
4. 2201 Sebastian Müer 1 : 0 Lutz van Son 2159
5. 2221 Berthold Wittje ½ : ½ Dennis Schmidt 2043
6. 2296 IM Manfred Hermann ½ : ½ Yannick Koch 2083
7. 2170 Jan Wagner 1 : 0 Felix-Hagen Jacobi 2080
8. 2109 IM Marc Schuette 1 : 0 Igor Belov 2049

Nach 16 Zügen war ich „Out of Book“ und hatte eine komplizierte Stellung zu verwalten. Nach einer 20-minütigen Denkpause hatte ich eine großartige Lösung gefunden. Doch die Variante hatte Löcher wie ein Fischernetz. Ruckzuck hatte ich eine Figur weniger. Mist, das war meine schlechteste Saisonleistung.
0,0 – 1,0

Yannick hatte in der Eröffnungsphase ein wenig Druck auszuhalten. Dann aber zum Mittelspiel drehte der Wind und mit seiner Damen-Läuferbatterie drückte der Rattenfänger kräftig gegen g2. Doch auch dieser Angriff konnte abgewehrt werden. Es tauschten sich einige Figuren und das Remis wurde vereinbart.
0,5 – 1,5

Felix spielte bisher eine tolle Premierensaison. Doch zu seiner Partie gibt es nur ein Wort zu sagen: „Duschvorhang!“ 😉
0,5 – 2,5

Bis ins Mittelspiel sah es bei Igor noch ganz gut aus. Die Stellung war im Zentrum zugeschoben und so musste man an den Flügel aktiv werden.
Leider funktionierte Igor’s Plan überhabt nicht und die feindlichen Truppen strömten ins Lager. Nach einem kurzen Gemetzel wurde die weiße Fahne gehisst.
0,5 – 3,5

Nach einem rabenschwarzen Start sah es nach einem Desaster aus. Oder sollte uns noch ein Comeback gelingen?

Kai hatte ein schwieriges Endspiel zu verteidigen, Dennis stand fett und Matthias und Wilfried hatten einen Mehrbauern. Bei bestmöglichen Partieverlauf war noch ein 4:4 drin.

Eine kleine Ungenauigkeit in der Eröffnungsphase brachte Kai eine schwierige Verteidigungsstellung. Zwar hatte der Hamelner 2 Leichtfiguren gegen Turm und 2 Bauern bekommen, doch die schwache Grundreihe, der eingeengte König auf h1 und keine richtige Aktivität ließen das Schlimmste vemuten. Doch Kai kämpfte sich grandios heraus, konnte einen wichtigen Angriffsläufer abtauschen und aktivierte seine Leichtfiguren. Hoffnung kam auf, dass vielleicht doch mehr drin war. Aber ein Turmtausch brachte Kai wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Keine Seite riskierte noch etwas und so wurde Remis vereinbart.
1,0 – 4,0

Dennis stand nun MEGAFETT und Matthias und Wilfried hatten einen Mehrbauern im anspruchsvollen Endspiel.

Bei Dennis sah es schon nach der Eröffnung sehr gut aus. Seine Zentrumsbauern schoben sich nach vorne und drückten den Gegner in die Defensive. Auch der kurze Ausflug der gegnerischen Dame wurde zurückgeschlagen und so entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Links wie rechts konnte Dennis spielen und natürlich auch im Zentrum. Kurz vor der Zeitkontrolle gab es schon eine Gewinnstellung, aber Dennis wollte sich Zeit nehmen und nach der Zeitkontrolle auf Angriff gehen.
Auch gut, schließlich stand der Rattenfänger genial. Sein Dominator-Springer auf d5 herrschte über das Brett und dann kam das Unglaubliche. Der Gewinnzug wollte einfach nicht aufs Brett kommen. Die beiden Türme tauschten sich und die gegnerische Dame drohte nun ein Dauerschach. Man oh man – schade das war wirklich unnötig gewesen.
1,5 – 4,5

Der Drops war gelutscht. Nun hieß es Schadenbegrenzung betreiben.

Wilfried ’s Partie war so spannend wie eine 12stündige Herz-Operation. In den ersten 20 Zügen hatten sich beide Seiten auf ein absolutes Tauschverbot geeinigt. Hin und her – her und hin. Und wieder zurück. Beim ersten Figurentausch wurde Willi tatsächlich verletzt und bekam Nasenbluten. 😉 Als dann endlich die Figuren und Bauern getauscht wurden entstand ein gutes Schwerfigurenendspiel. Ein Bauer wurde gewonnen und ins bessere Turmendspiel abgewickelt. Nun musste man Geduld haben. Hin und her – her und hin – Wilfried nahm sich lange Zeit, bis er endlich richtig in die Offensive ging. Mit nur noch wenigen Minuten auf der Uhr wurde ein zweiter Bauer gewonnen. Das reichte, mehr wollte sein Gegner nicht mehr sehen.
2,5 – 4,5

Bei Matthias dauerte es ein wenig, bis er seinen Kopf aus der Defensivstellung herausstreckte. Am Damenflügel hatte sein Gegner die Landwirte zu forsch nach vorne gezogen und verlor einen. Matthias schob im Zentrum seine Bauern nach vorne und bekam sogleich zwei gedeckte Freibauern. Das Ding war doch schon durch. Aber im Glauben des sicheren Sieges unterlief Matthias einige Ungenauigkeiten. Die Bauernkette wurde aufgerissen und ein Springerendspiel mit einem Mehrbauern entstand. Hier begann nun die „Hohe Kunst des Endspiels“ die ihm zum Schluss den vollen Punkt einbrachte. Da musste die Partie zweimal gewonnen werden.
3,5 – 4,5

Nach den 2,5 Gurkenpartien lagen wir schon hoffnungslos zurück. Aber es zeigt doch, wieviel Teamgeist und Kampfeswille in unserer Mannschaft steckt. Ganz knapp haben wir den Mannschaftspunkt verpasst. Das war schade. Nun müssen wir es halt im nächsten Heimkampf gegen Lehrte besser machen.

Was ist noch in der Liga passiert?

Kirchweyhe gibt ein Remis in Hellern ab, der Lister Turm dominiert in Delmenhorst. Tostedt verliert wieder knapp in Nordhorn-Blanke. Und Lehrte konnte sich gegen SF Hannover durchsetzen. Die SF Hannover sind mit 1 MP im Tabellenkeller. Delmenhorst und Tostedt mit 3 Punkten knapp davor. Beide letztgenannten Mannschaften müssen nächste Mal gegen die beiden Topteams der Liga antreten. Daher werden wir wohl drei Endspiel in der letzten Runde haben. „Tostedt – SF Hannover“ „Oldenburg – Delmenhorst“ und „Kirchweyhe – Lister Turm“. Es bleibt spannend.

3 Kommentare

  1. Schöner Bericht, Lutz. Auch wenn das Ergebnis weniger schön ist.
    Ich hatte trotz des frühen und auch hohen Rückstandes immer Hoffnung auf wenigstens ein 4-4. Nachdem bei Kai allerdings der Turm getauscht war und auch bei Dennis nach dem 40. Zug die Dinge eher noch unklarer wurden war ich mir extrem unsicher. Matthias Gewinnverwertung hat mir auch sehr viele Kopfschmerzen gemacht.

    Schmunzeln musste ich als der Schiedsrichter auf die neuen empfohlenen Verhaltensregeln des DBS aufgrund des Corona-Virus hinwies. Man solle für das Remis-Angebot die Finger kreuzen und dem Gegner zur Begrüßung freundlich zunicken. Damit konnte es aber jeder halten, wie er es selbst für notwendig hielt.

    Übrigens bekam im um genau 8:16 einen Anruf, wo ich denn bleiben würde und um 8:17 war ich am Treffpunkt. Und dann waren wir ja auch noch nicht vollständig. Man kann auch übertreiben ….

    1. Wer einmal verschläft, muss das Jahre lang über sich ergehen lassen!

      Mal abgesehen davon, dass ich extrem einfach hätte gewinnen können vor dem 40. Zug: Die Idee alles (in Ruhe) nach der Zeitnotphase zu verwerten, war nach weiterem Überlegen durchaus berechtigt, da die Stellung mehr als fett war. Und auch die Behandlung im Nachgang war genau richtig… Leider habe ich einen Zug übersehen und dann den Faden verloren.

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