Dominator Bode führt Hameln zum Sieg in Salzgitter

Aus der Gedankenwelt eines Schachspielers…

Pünktlich um 08:28 Uhr kam ich am vorgegebenen Treffpunkt an und musste überraschenderweise feststellen, dass ich von meiner Mannschaft der Letzte war. Das sah am letzten Auswärtsspiel ja ganz anders aus. Gut zwei Minuten später ging es los als Copilot von Yannick. Den anderen Wagen sollte Kai fahren. Wir waren ja schon etliche Male in Salzgitter, den Weg kannten wir aus dem Eff-Eff. Schnell noch Felix abgeholt. Kurz vor Hildesheim bekamen wir dann eine SM-Nachricht von Dennis: „Kai hat schon wieder die Autobahnabfahrt verpasst.“ Es war die gleiche wie letztes Mal. ^^ Aber wer Kai kennt der weiß, dass er die Zeit immer wieder aufholen konnte. Fast zeitgleich kamen die beiden Wagen vor der Schule in Salzgitter an. Dort konnten dann auch Wilfried und Frank begrüßt werden, die direkt hingefahren waren.
Ein kurzer Blick auf die gegnerische Aufstellung verriet, dass wir an sechs Brettern nominell stärker waren. Doch wie sage ich immer: „Die DWZ spielt kein Schach.“ Kurz warnte ich noch mal, dass wir letztes Saison gegen Salzgitter verloren hatten und schon begann der Wettkampf pünktlich um 10 Uhr.

Die Aufstellung lautete:

Salzgitter – Hamelner SV
1 Zeltwanger, André (2098) – (2295) FM Bode, Wilfried
2 Lau, Siegfried (1952) – (2110) van Son, Lutz
3 König, Sebastian (1968) – (2077) Renner, Kai
4 Graf, Lucas (1897) – (1969) Schmidt, Dennis
5 Lau, Udo (2114) – (2086) Dr. Gerstmann, Frank
6 Nielsen, Lars (1979) – (1932) Koch, Yannick
7 Hesse, Jürgen (1896) – (1986) Kaiser, Gerhard
8 Koschetzki, Christian (1875) – (2031) Jacobi, Felix-Hagen

Nach 1,5 Stunden ließ ich einen Blick über die anderen Bretter schweifen. Frank und Gerhard standen faktisch schon auf Gewinn, Kai hatte eine tolle Angriffsstellung aufs Brett gezaubert.
Dennis und Felix waren nicht so gut aus der Eröffnung rausgekommen. Und unser Wilfried stand schon einen Hauch besser.

Über meine Partie brauche ich mich diesmal nicht so sehr auslassen. Ein paar Klötze wurden gezogen, Figuren getauscht und gut war. Dachte ich. Fritz zeigte mir, dass ich ganz einfach im Mittelspiel einen Bauern verloren konnte. Ich hatte die Schlagfolge falsch berechnet. Nur gut, das ich nicht der Einzige am Brett war, der das übersehen hatte. Im entstandenen Endspiel hatte ich den leicht schlechteren Läufer und da die restlichen Stellungen gut standen bot ich meinen Gegner mal einen halben Punkt an.
0,5:0,5

Frank hatte wenig Mitleid mit seinem krankheitsgeschwächten Gegner.
Aus der Eröffnung heraus stürmten seine Truppen nach vorne. Die Bauern verkeilten sich im Zentrum und nahmen wichtigen Lebensraums für die gegnerischen Figuren ein. Dann kam ein wirklich sehenswerter Angriff am Königsflügel, so dass der König in der Mitte bleiben musste. Zum Schluss brachte Frank mit einem sehr schönen Springermanöver den vollen Punkt nach Hameln. Klasse gespielt, super gepunktet.
1,5:0,5

Gerhard hatte sich eine interessante Eröffnung gewählt und kurzfristig einen Bauern geopfert. Doch sein Gegenüber machte alles richtig, der Bauer wurde wieder gegeben, dafür sein König in Sicherheit gebracht. Nun war die Stellung im dynamischen Ausgleich, bis ein fataler Königszug die schnelle Entscheidung zu unseren Gunsten bringen sollte. Die Dame wurde gegen Springer / Turm gewonnen. Allerdings war das schlimme, das der gegnerische Monarch kein sicheres Versteck hatte und vor seine Bauern herum lief. Da ließ sich Gerd nicht zweimal Bitten. Mit schönen positionellen Spiel wurden die feindlichen Truppen schlechter gestellt und nach dem finalen Angriff bleib nur die Aufgabe übrig. Gut gemacht, ein sicherer Punkt für uns.
2,5:0,5

Schön wenn man sich auf eine starke Ersatzbank verlassen kann. Diesmal kam Quälix ….. ähm natürlich Felix zum Einsatz und er zeigte wieder seine ganze Stärke. In der Eröffnung musste Felix wieder viel leider. Sein Damenflügel sah ziemlich schlimm aus. Turm und Läufer kamen nicht weg und die gegnerischen Truppen engten ihn stark ein. So musste Felix mit viel Fantasie seinen Angriff auf den Königsflügel starten und verlor sämtlichen eigenen Königssicherheit. Nach einen wilden Handgemenge verpasste es sein Gegner die Stellung am Damenflügel zu öffnen, stattdesses versuchte seine Dame und Läufer Felix König auf Matt zu stellen. Aber auch nun fand der Hamelner einen interessanten Verteidigungsplan und lief mit seinem König nicht ins sichere Eck sondern Richtung Mitte. Als dann der gegnerische Angriff einmal ins Stocken geriet, kam die große Stunde von Felix-Angriffswirbel. Mit einen tollen Bauernsperrzug wurde der Angriff eingeleitet und mit Sh3+ das unabwendbare Damenmatt auf g2 abgeschlossen.
Lange musste Felix leiden und machte seinem Spitznamen alle Ehre. Doch zum Schluss hatte mein ehemalige Padawan-Schüler die besseren Agumente auf seiner Seite gehabt.
Möge die Macht immer mit dir sein. 🙂
3,5:0,5

Eine heiße Eröffnungsphase hatte Kai hinter sich gebracht und startet gleich darauf einen massiven Bauernsturm am Königsflügel. Dennoch hielt die Verteidigungsstellung und Kai musste auf neue Ziele ausweichen. Mit tollen Zusammenspiel seiner Figuren brachte der Rattenfänger nun den gegnerischen Damenflügel ins Wanken. Nach einer schönen Kombination verlor sein Gegner wohl die Gedult und opferte eine Leichtfigur, um ein wenig im trüben Wassser zu fischen. Die schnell abnehmende Bedenkzeit war nun Kai’s größtes Problem. Doch nun zeigte er wieder alte Blitzstärke und konnte noch eine zweite Leichtfigur gewinnen so dass sein Gegnüber sofort aufgab.
Hübsch gespielt und seinem Gegner kaum eine Chance gelassen. Damit ist Kai weiterhin einer der Topscorer der Landesliga Süd.
4,5:0,5

Selten hatten wir einen Wettkampf so schnell und eindeutig gewonnen. Der Warnschuss am letzten Spieltag hatte uns wohl doch geholfen. Der grippegeschwächte Dennis musste eine schwierige Stellung verteidigen. Yannick hatte ein leicht besseres Endspiel auf dem Brett und Wilfried durfte wohl ein gewonnenes Endspiel weiterspielen.

Schnell kam Dennis in eine defensive Stellung und musste mit seinem Monarchen erst mal in der Mitte bleiben. Geschickt verpasste sein Gegner ihm einige Schwächen am Königsflügel und Zentrum. Notgedrungen musste sein König dann doch lang rochieren. Nach einer kleinen Tauschorgie sah es kurzzeitig so aus, als würde seine Bauernschutzmacht aufgebrochen werden. Doch ein passive Turmzug reichte, um sein schwachen Läufer richtig umzugruppieren und den Angriff vollständig abzuwehren. Danach war der Weg zum Remis recht kurz. Zwei Schwerfiguren wurden getauscht ein Bauer geopfert, um die Bauernstruktur zu verstören. Beide nahmen sich dann noch mal Zeit, das Endspiel zu bewerten und kamen zum gleichen Schluss. Remis.
5,0:1,0

Yannick, Held des letztes Spieltages, hatte schnell den Ausgleich mit Schwarz geschafft und positionierte seine Truppen recht geschickt. Immer wieder wurde der schwache c4 Bauer unter Dauerbeschuss genommen. Doch sein Gegner klammerte erfolgreich die Stellung. Es wurden einige Figuren getauscht und das Endspiel sah eigentlich vielversprechend für Yannick aus. Doch der Schein trügte. Die Verteidigung stand. So bot Yannick Remis an, was sein Gegenüber ablehnte. Hier fehlt vielleicht noch ein wenig Erfahrung, wie man dann damit um zu gehen hat. Statt einfach mal die Stellung zu halten und abzuwarten, holte de Hamelner die Brechstange raus. Dabei hatte Yannick auch noch sehr viel Bedenkzeit verbraucht, die nun fehlen sollte. Hatte im letzten Spiel ihm die Springergabel das Remis gerettet, so musste er diesmal eine Qualität geben. Das war leider so was von unnötigt. Der Rest ist schnell erzählt, das Endspiel war um und er verlor auf Zeitüberschreitung.
Schade, schade. Aber so etwas muss Yannick halt noch lernen.
5,0:2,0

Zum Schluss kommt noch ein Meilenstein der Hamelner Endspielkunst. Ich sage nur, der Dominator. 😉 Wilfried hatte sich gut auf seinen Gegner vorbereitet und bekam vielversprechend aus der Eröffnungsphase raus. Nun wurde ein wenig auf beiden Seiten getänzelt. Wer würde als erstes blinzeln? Geschickt wie eins der Rattenfänger von Hameln flötete Wilfried, bis endlich ein Zentrumsbauer sich zu weit ins Feindeslage gewagt hatte. Nun gab es eine strategische Umrichtung der Figuren. Wurden zwei Figuren getauscht, der Zentrumsbauer angegriffen und gewonnen. Nach dem Damentausch blieb ein Leichtfigurenendspiel mit einem Mehrbauern auf dem Brett. Wilfried’s guter Läufer konnte dabei dem gegnerischen Springer immer wieder die wichtigen Felder nehmen. Nun ging es darum, wer den dickstes König,….. den bestplazierten König bekommt. Die jetzt entstandene Endspielphase verstand ich zum Teil nicht mehr. Erst als das Kunstwerk vollendet war. Dabei wurde der gegnerische Monarch nach vorne gelockt. Dann mit einen tollen Läuferzug auf e8 dem Ackergaul ein Platz auf h8 zugewiesen. Dort würde das Pferdchen bis kurz zum Schluss sein Gnadenbrot fressen. Doch wer glaubte es geht nicht besser, der irrte sich. Nun opferte Willi noch seinen Randbauern, um den König richtig abzuklemmen und eine Zugzwangstellung zu bekommen. Notgedrucken musste ein Bauer wieder zurückgegeben werden. Doch nun fielen die anderen Bauern dem Dominatorläufer wie reife Früchte in die Hände. Aufgabe. Wow, da hat Wilfried uns wirklich die hohe Kunst des Endspiel gezeigt. Hut ab, auch Fritz konnte nur Gratulieren..
6,0:2,0

Der Wettkampf wurde glatt gewonnen ohne das Salzgitter eine realle Chance hatte. Und nachdem auch noch Wolfsburg verloren hat, führen wir nun die Tabelle mit 3 MP Vorsprung an. Das hört sich gut an. Nun reichen 6 Punkte aus den 4 Wettkämpfen. Doch sollte wir uns nicht zu sicher sein, auch wenn das Orkal uns in der Oberliga sieht. Ich kann mich noch gut, an den verpassten Aufstieg in die zweite Bundesliga erinnern, als wir 3 MP Vorsprung vor den letzten beiden Wettkämpfen hatten. Also volle Konzentration und den nächsten Gegner aus Braunschweig schlagen.

Hier noch einige Statistiken:

Wir stellen die Mannschaft mit den besten eingesetzten Spielern.
Mit Kai haben wir einen der absoluten Topscorer der Landesliga mit 4,5 Punkten.
Wir haben knapp 80% unserer Weißpunkte geholt.
Von den 40 Partien haben wir nur drei verloren.
Und wir haben eine Remisquote von knapp 50% 😉

5 Kommentare

  1. Lutz, stelle uns bitte deine Datenbank mit den Partien der ersten Mannschaft zur Verfügung! Deine Beschreibungen der Partien sind ja wunderschön, aber es wäre noch schöner, wenn man das Geschehen auch selbst anhand der Notation nachvollziehen könnte!

    1. Da Dennis sich die Mühe gemacht hatte alle Partien einzugeben, werde ich ihn mal fragen. Aber grundsätzlich spricht nichts gegen deinen Wunsch.

  2. Ich habe auf der Seite der Schachvereinigung Salzgitter eine kurze Anmerkung zu meiner Niederlage gegen Gerhard Kaiser eingegeben. Die Züge 13 … Kd7 und 14 … Dh5 waren genau an der gespielten Stelle sehr ungenau. Der wirklich fatale Zug war aber erst Dh5 im 14. Einen Zug davor, wäre dies genau der richtige Zug gewesen. Ce la vie …

  3. Schöner Bericht, guter Mannschaftskampf.
    Ihr müsst Kai ja wieder zugetextet haben, wann habt ihr es eigentlich einmal geschafft ohne Umweg und verpasste Abfahrt zum Ziel zu kommen ? 😉

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