Die Rattenfänger können mit einem starken Finish Uelzen niederringen

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

Nachdem wir mit dem Mannschaftssieg in der letzten Runde den Verbleib in der Oberliga sichergestellt hatten, konnten wir befreit aufspielen. Nur noch Dennis war auf der Verletztenliste. Dieser wurde durch Felix ersetzt, so weit so gut. Auch der stark aufspielende Aufsteiger aus Uelzen, musste eine Stammkraft ersetzen. Daher waren die ELO Unterschiede nicht so gravierend, Dennoch waren unsere Gäste tatsächlich an 5 Brettern favorisiert. Doch wie üblich schreckt uns sowas nicht ab. Schließlich hatten wir schon in der Vergangenheit häufiger gezeigt, dass wir für jeden Goliath den richtigen Stein in der Schleuder parat hatten. 😉 Und ich sage doch immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien diesmal OHNE Computerüberprüfung!

Hamelner SV  4,5 : 3,5 Post SV Uelzen

  1. 2343 FM Wilfried Bode 1/2 : 1/2 FM Bernd Laubsch 2273
  2. 2170 FM Matthias Tonndorf 1 : 0  Torben Knüdel 2250
  3. 2147 Kai Renner 2178 0 : 1 Jacob von Estorff 2155
  4. 2012 Yannick Koch 0 : 1 Justus Bargsten 2108
  5. 2053 Andreas Poschadel 1 : 0  Sergej Bogomolow 2152
  6. 2090 Jan Helmer 1 : 0  Imamail Askerov 1950
  7. 2178 Lutz van Son 1 : 0  Hendrik Mittelstädt 2025
  8. 2077 Felix-Hagen Jacobi 0 : 1 Dr. Jochim List 2228

Am Spitzenbrett hatte Wilfried nach der Eröffnung schon recht bald den weißen Eröffnungsvorteil negiert. Es wurden einige Figuren getauscht. Dann wollten beide Seiten nicht mehr so viel riskieren. So einigten sich beide Spieler auf eine Punkteteilung.

0,5 – 0,5

Nach der Eröffnungsphase hatte Felix eine recht interessante Stellung auf dem Brett. Beide Monarchen blieben in der Mitte stehen und es tauschten sich fast alle Figuren ab. Übrig blieb das Läuferpaar vs. Springerpaar. Leider standen die beiden gegnerischen Springer im Zentrum recht gut und Felix musste ziemlich heftig mit seinen Läufern aufpassen. In der Zeitnotphase passierte dann das, was man immer befürchtet. Der König lief in eine Springergabel und ein Läufer fiel vom Brett. Der Versuch nun sämtliche Bauern zu tauchen bzw. zu schlagen schlug fehl. So musste der Hamelner doch seine Waffen strecken.

0,5 – 1,5

Unser Mannschaftsführer Kai kam ganz gut aus der Eröffnungsphase raus und spielte um die Initiative. Einige Entscheidungen im Mittelspiel waren dann eher ungenauer und es entstand ein leicht ungünstiges Doppelturm/Läuferendspiel. Das Remispotenzial war immer noch gegeben, doch dann schlief Kai bei der Zugberechnung am Brett ein. So überschritt Kai im 29.Zug die Zeitbegrenzung. Uiuiuiuiui, was soll man dazu sagen?

0,5 – 2,5

Nach seinem krankheitsbediengten Ausfall war Yannick noch nicht 100% fit. Trotzdem gab der Rattenfänger alles und konnte eine schwierige Stellung recht lange gut verwalten. Leider übersah Yannick eine gute Fortsetzung und verlor im Anschluss immer mehr seine Konzentration. Ein Figureneinstellung beendete dann die Partie. Schade.

0,5 – 3,5

Das war schon ein deutlicher Rückstand zur Halbzeit. Und wie standen die restlichen Partien? Matthias und Jan hatten sich schon einen kleinen materiellen Vorsprung herausgespielt. Dennoch waren ihre Stellungen noch nicht gewonnen. Bei Andreas und mir stand es ganz brauchbar, aber alle Ergebnisse waren noch möglich gewesen.

Unser Benjamin Andreas kam ganz ordentlich aus der Eröffnung raus. Schon bekam der Hamelner die Initiative und nutzte die gegnerischen Felderschwächen aus. Fehlerfrei verbesserten sich seine Streitkräfte, gewannen erst Material und dann die Partie. Toll, seine erste Gewinnpartie in der Oberliga. Stolz präsentierte mir mein Padawan seine Lichess-Analyse. Zu 99% perfekt gespielt bis auf eine Ungenauigkeit. Immer wieder faszinieren diese Computergläubigkeit 😉 Ich wünschte meine Schüler würden ihren Meister auch immer so glauben.

1,5 – 3,5

Mein zweiter Schützling Jan spielte eine hervorragende Premierensaison in der Oberliga. Wie aus einem Guss, setzte Jan seinen Kontrahenten unter Druck. Gewann ein, zwei Bauern und bekam ein totgewonnenes Turm-/Läuferendspiel aufs Brett. Nun passierte etwas, vor dem ich immer wieder gewarnt hatte. Wenn dein Gegner in Zeitnot ist, NICHT mitblitzen sondern deine Bedenkzeit ausnutzen. So verlor Jan unnötigerweise seine beiden Bauern zurück, besaß aber noch eine deutlich bessere Stellung. Doch auch nach der Zeitkontrolle wurde die Bedenkzeit nicht richtig eingesetzt und sein Gegner hatte die Möglichkeit die Türme zu tauschen und in ein remisverdächtiges ungleichfeldriges Läuferendspiel abzudriften. Allerdings spielte sein Gegenüber nun ungenau. Jan gewann den Läufer und stellte den gegnerischen König auf Matt. Mit 5,5 Punkte aus 6 Partien ist unser Youngster der Topscorer unserer Mannschaft.

2,5 – 3,5

Meine Partie war eigentlich recht unspektakulär. Es wurde alles getauscht, bis ein Läufer- vs. Springerendspiel mit leicht besserer Bauernstruktur für mich auf dem Brett entstand. Nachdem dann die Könige zentralisiert wurden, schoben wir beide die Bauern ein wenig nach vorne. Dabei konnte ich einen gedeckten Freibauern am Königsflügel generieren. Dennoch war die Stellung im dynamischen Gleichgewicht. Mein Gegner wollte nun zu viel und spielte auf Sieg. Dabei schob er seine Bauern zu weit nach vorne, so dass ich diese Bauernphalanx sprengen konnte. Nun blieben 3 gegnerische vereinzelte Bauern zurück, die ich alle mit meine Läufer angreifen konnte. Nun zeigte sich der deutliche Vorteil des Läufers vs. Springer. Der Rest war Technik.

3,5 – 3,5

Nach der Eröffnungsphase opferte der Gegner von Matthias eine Leichtfigur gegen zwei Bauern. Dabei verlor sein König den kompletten Schutz. Nun mussten die Leichtfiguren ihren Monarchen verteidigen. Leider kann ich ohne Computerunterstützung nicht genau sagen, ob alles korrekt war oder nicht. Zeitweilig sah die Verteidigungsstellung sehr abenteuerlich aus. Gegnerische Bauern gefährdeten seinen König. Doch Matthias schaffte es alles Angriffsmaterial abzutauschen und ein gewonnenes Endspiel zu produzieren. Nun spielte der Hamelner ganz nach dem Hamelner Prinzip „Play it simple“ und tauschte alles. Mit dem Mehrläufer auf dem Brett wollte sein Gegner sich das Endspiel nicht mehr antun und gab auf.

4,5 – 3,5

Was für ein starkes Finish. Selten gewinnt man einen Mannschaftskampf, wenn man drei Partien verloren hat. Nun eine geringe Remisquote macht es möglich. Natürlich hätte es auch ganz anders ausgehen können. Manchmal lächelt einem Fortuna mal mehr mal weniger zu. Damit liegen wir im oberen Teil der Tabelle und lassen uns überraschen. Der Aufstieg ist noch offen und einige Mannschaften machen sich berechtigte Hoffnung. Beim Thema Abstieg geht es nur noch um Ricklingen und Delmenhorst, falls es einen 2.Absteiger geben sollte. Die Zukunft wird es uns zeigen. Als nächster Gegner wartet Oldenburg, die naturgemäß eine starke Mannschaft aufstellen werden. Wir sind bereit.

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