Das Wunder von Hameln – Glücklicher Punktgewinn gegen Hellern

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

In der vierten Spielrunde durften wir die Schachfreunde aus Hellern begrüßen. Leider hatte Wilfried einen anderen wichtigen Schachtermin und fiel somit aus. Aus unserer Zweiten bekamen wir Igor gestellt, der erst am Dienstag wieder beim Nikolausblitzen überzeugen konnte. Dadurch geriet die gegnerische Vorbereitung ziemlich ins Wanken, da ja alle ein Brett nach vorne aufrücken mussten. Immerhin etwas. An 6 Brettern hatten wir ein ELO-Defizit. Aber nicht so groß, dass wir uns trotzdem Chancen auf einen Punktgewinn machen konnten. Und wie sage ich immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien MIT Computerüberprüfung!

Hamelner SV 4 − 4 SV Hellern

1. 2171 FM Matthias Tonndorf 0 : 1 IM Carsten Lingnau 2415
2. 2153 Kai Renner ½ : ½ Dr. Ingo Grondeu 2230
3. 2144 Lutz van Son 1 : 0 Christian Böttcher 2193
4. 2058 Dennis Schmidt ½ : ½ Jörg Stock 2219
5. 2109 Yannick Koch ½ : ½ Reinhold Happe 2129
6. 2211 FM Adrian David ½ : ½ Tammo Lewin 2065
7. 2082 Felix-Hagen Jacobi ½ : ½ Wolfgang Andre 2194
8. 2051 Igor Belov ½ : ½ Franz Ernst 1978

Adrian konnte aus der Eröffnungsphase keinen nennenswerten Vorteil ziehen. Das Spiel verflachte schnell als die Bauern sich verkeilt hatten. Vielleicht stand der Rattenfänger sogar ein wenig schlechter, als er der Punkteteilung zugestimmt hatte.
0,5 – 0,5

Kai hatte sich einiges vorgenommen und ging entsprechend aggressiv in der Eröffnung vor. Als die Theorievariante endete folgte eine interessante Läuferwanderung. Danach stand der Hamelner etwas besser, da der Gegner einige schwache Punkte zu verteidigen hatte. Umso überraschender war, dass mein Mannschaftsführer dann die Friedenstauben aufsteigen ließ.
1,0 – 1,0

Nach Yannick’s Eröffnungswahl passierte lange Zeit nicht viel. Die Figuren wurden ein wenig getauscht, keine Seite konnte die Initiative an sich reißen. Doch einige Ungenauigkeiten ließen den Gegner Angriffsspiel am Königsflügel zu. Mit Dame, Turm und Läufer wurde sein König angegriffen. Scheinbar wurde der Angriff abgewehrt, so dass wenig später dann doch das Remis vereinbart wurde. Mit viel Glück, schließlich war die Stellung nach Stockfish schon bei -7 für Yannick. Beim letzten Spiel Pech gehabt, diesmal lächelte Fortuna Yannick an. So ist das Leben.
1,5 – 1,5

War das Glück schon komplett aufgebraucht worden?

In meiner Partie ging es hoch her. Matthias und Felix standen schlecht bis auf Verlust. Igor hatte noch Chancen. Bei Dennis sah man kein Gewinnpotenzial.

Nach einer sehr aggressiven Eröffnung musste Dennis lange Zeit kämpfen, nicht ins Hintertreffen zu kommen. Es wurden einige Figuren abgetauscht. Danach verflachte das Spiel, sodass keine Seite Pluspunkte für einen Partiegewinn sammeln konnte. Daher Remis.
2,0 – 2,0

Bei Igor sah es nach der Eröffnung durchaus danach aus, als ob sein Angriff am Damenflügel Früchte tragen könnte. Doch der Vorteil verflog und Igor musste sich am Königsflügel dem Angriff seines Gegenübers erwehren. Als man dachte der Angriff sei abgeschlagen, nun kommt der Gegenangriff, übersah der Gegner eine hübsche Springerwanderung mit Qualitätsgewinn. Nun hatten beide Seite Chancen, die Initiative an sich zu reißen. Igor opferte eine Qualität, bekam noch zwei Bauern und riegelte die Stellung ab. Die Streitkräfte neutralisierten sich – keine Seite kam mehr vorwärts und so wieder Remis vereinbart.
2,5 – 2,5

Felix’s Stellung war ein Totalschaden und Matthias musste mit stumpfen Waffen kämpfen. Da spielte es kaum noch eine Rolle, dass ich nun Mehrmaterial auf dem Brett hatte. Der Wettkampf war so gut wie verloren!

Felix spielte eine typische Felix-Eröffnung. Und nach kurzer Zeit bekam ich so ein Brennen in den Augen. 😉 Die gegnerischen Streitkräfte griffen seinen Monarchen am Damenflügel an, öffneten die C-Linie und eine Figur ging ersatzlos verloren. Na immerhin konnte ein Bauer am Königsflügel gewonnen werden. Es kam zum Generalabtausch und der König wanderte zum einsamen a-Bauern, um ihn abzuholen. Nun hatte Felix zwei Bauern für die Leichtfigur. Aber die Stellung war ein Totalschaden. Springer und Läufer drangen in seine Stellung ein, während der gegnerische König die Bauern am Damenflügel in Schach hielt. Stockfish sagte einfach -17 Bauerneinheiten. Ich weiß, bestimmte Schachfreunde aus Hannover würden nun wie ein Rohrspatz schimpfen. 😉 Aber wenn Felix ein Talent zu Genüge hat, dann ist es Leidensfähigkeit, um die schlimmsten Stellung weiterspielen zu können. Mehr gibt es nicht zu sagen, der Gegner bot Remis an, Felix nahm an.
3,0 – 3,0

Matthias wählte eine defensive Eröffnungstaktik und entwickelte erst einmal alle Figuren. Nun wollte Matthias im Zentrum zum Gegenschlag ausholen und wurde böse ausgekontert. Die Dame drang in seine Stellung ein und ein Bauer flog weg. Mit der Kunst der Verteidigung hielt nun der Rattenfänger die Stellung und vertrieb die gegnerischen Streitkräfte. Nach Stockfish gab es nun tatsächlich einige Sachen zum Ausgleich doch im Mittelspiel wurden nicht immer die besten Züge gefunden. Der Höhepunkt war, dass beide Titelträger ein relativ einfaches 3-zügiges Matt übersehen hatten. Trotzdem behielt der Gastspieler immer die Zügel in der Hand, einige Figuren wurden abgetauscht und der Mehrbauer im Endspiel verwertet.
3,0 – 4,0

Und nun zu mir. Nach einer längeren Theorievariante bei der die Könige auf unterschiedliche Seiten rochiert wurden, fing das Taktieren an. Wer würde als erstes die Linie öffnen? Mein Gegner tat es, doch nicht richtig gut, denn statt Druck bekam er einfach nur zwei schwache Bauern. Da Felix schon übel stand und meine anderen Mitspieler nicht über eine Punkteteilung herüberkamen, musste ich auf Sieg spielen. Die Schwerfiguren wurden verdoppelt und der Druck gegen den rückständigen Bauern wurde gesteigert. So langsam merkten wir die abnehmende Bedenkzeit. Beide Seiten unterliefen zum Teil verheerende Strategiefehler und ein Turmeinschlag auf d3 hätte für mich einen schnellen Gewinn garantiert. Alles nicht gesehen und so profitierte ich abermals von einem gegnerischen Bauernzug, als der Königsflügel geöffnet wurde. So konnte ich zwei Bauern gewinnen und rechtzeitig meine Dame zur Verteidigung bringen. Das nachfolgende Handgemenge verlief hektischer als es sollte und ich musste einen Bauern zurückgeben. Nach der Zeitkontrolle kam es zum Damentausch, der mit den klaren Stellungsvorteil brachte. Hier gab es tatsächlich noch einmal mit einem Springeropfer die Möglichkeit die Stellung massiv zu komplizieren und ein gefährliches Endspiel zu generieren. Nun aber wurde der Springer fehlerhaft geopfert, um ein Eindringen der Türme zu ermöglichen. Mit kühlem Kopf sicherte ich alle Bauern und zentralisierte meinen Springer. Das restliche Endspiel wollte mein Gegenüber nicht mehr sehen und gab auf. Ufff… an einigen Stellen hatte ich Glück gehabt, allerdings habe ich auch einige Gewinnchancen liegen gelassen. Insgesamt doch wohl ein verdienter Punkt.
4,0 – 4,0

Der Mannschaftskampf war sehr nervenaufreibend. Da Felix schon recht schnell auf dem Acker stand, zuckte ich jedes Mal, wenn ein Remisangebot angenommen wurde. Wir hatten bei diesen Wettkampf viel Glück gehabt. Wohl der Ausgleich, weil wir im letzten Spiel gegen Lister Turm einige Chancen liegen gelassen hatten. Viel mehr möchte ich dazu auch nicht mehr sagen.

Was ist noch in der Liga passiert?

Kirchweyhe pulverisiert Tostedt, die Zuhause nur mit 4 Spielern angetreten waren. Sind die 400 Euro Strafgeld günstiger, als die Ungarn ans Brett zu holen? Nordhorn-Blanke ringt Oldenburg nieder, der Lister Turm dominiert Lehrte, Delmenhorst schlägt die SF Hannover und übergibt ihnen die „Rote Laterne“. Somit hat SF Hannover 1 MP, davor liegen Lehrte, Oldenburg und Delmenhorst mit 2 MP. Tostedt weiterhin mit 3 MP. Die Luft wird dünner für die Teams am Tabellenende. Aber noch ist nichts entschieden. Wir spielen nächstes Mal in Delmenhorst, sollte wird dort abermals punkten, haben wir die magische 5-Punktegrenze überschritten. Allerdings wird das nicht einfach werden. Nächste Runde sind wir wieder etwas schlauer geworden.

4 Kommentare

  1. Gratualtion zum Punktgewinn.
    4 MP aus 4 Kämpfen ist ein wirklich guter Saisoneinstieg. Da kann man entspannt in den Jahreswechsel gehen.
    Weiterhin viel Erfolg…

  2. Apropos „ELO-Zahlen spielen kein Schach„: was glaubt ihr wen ich gestern beim Schachspielen beobachtet habe…?!

    DWZ gegen ELO

    … ich kann leider nicht so gut zeichnen, aber so in etwa sahen die beiden aus … 🙂

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