Das Schachorakel hat sich geirrt!

Aus dem Tagebuch eines Mannschaftsführers…

Hatte noch das Schachorakel zwei Spieltage vor Schluss uns als 90%iger Meister der Oberliga Nord West. angegeben, wissen wir heute, dass es sich leider geirrt hatte. Doch drehen wir die Uhr wieder um ein paar Tage zurück.

Diesmal kommt der Bericht für die erste Mannschaft ein wenig später. Aus dem einfachen Grund, da ich selber mit meiner Partie sehr beschäftigt war und einige Spiele förmlich an mir vorbei gingen und ich sie erst mal mit Fritz anschauen wollte. Sagt, getan.

Nachdem Reinhard nach Nepal geflogen war, um die Existenz des Yetis zu beweisen, mussten wir einen Spieler aus der zweiten Mannschaft verpflichten. Die Wahl fiel auf Gerhard, der diese Saison schon gut gepunktet hatte. Die restlichen Stammspieler waren alle verfügbar und freuten sich auf das Duell mit Göttingen. Die Vorbereitung verlief auch recht gut – zu mindestens solange, bis wir die gegnerische Mannschaftsaufstellung gesehen hatten. Tatsächlich hatte Göttingen in einer Nacht- und Nebelaktion einen Spieler aus Amerika wieder eingeflogen. 😉 Na ja, er war schon ein paar Tage vorher da, es hört sich halt besser an. Und tatsächlich, unsere Gastgeber schafften es zum ersten Mal in dieser Saison mit ihren Top8 anzutreten. Na bravo!

Die Aufstellung lautete:

SC Tempo Göttingen – Hamelner SV

2486 Markgraf, Alexander – Bode, Wilfried 2346
2324 Buchenau, Frank – Schirm, Friedmar 2251
2269 Silber, Henning – Renner, Kai 2186
2269 Petzold, Lutz – David, Adrian 2287
2076 Kyas, Philipp – Schmidt, Dennis 2063
2306 Gottschlich, Carsten – van Son, Lutz 2078
2233 Petzold, Golo – Belov, Igor 2051
2101 Markgraf, Stefan – Kaiser, Gerhard 2096

Wir hatten einen Elo-Schnitt von 2170, unsere Gastgeber einen von 2258. Besonders am ersten, sechsten und siebten Brett waren deutlich schwächer. Das verhieß schon nichts Gutes. Aber immerhin würde uns ein 4:4 zum Aufstieg reichen. Pünktlich zum Glockenschlag der Kirchenuhr fing der Wettkampf an.

Am Spitzenbrett kam es wieder zum Duell von Wilfried und Alexander. Diesmal hatte sich Wilfried eine neue Eröffnung ausgesucht und versuchte damit seinen Kontrahenten zu überraschen. Netter Versuch – doch Alexander konnte alle Versuche abwehren. Vielleicht stand der Hamelner ein wenig besser, doch nichts auf was man gezielt spielen konnte. So einigten sich beide auf Remis. 0,5:0,5

Nach gefühlten 20 Züge Theorie stand Kai eigentlich recht brauchbar. Also nichts Konkretes, doch am Königsflügel war ein Angriff möglich gewesen. Sein Gegner hatte in der Zwischenzeit seinen Turm in Kais Damenflügel reingespielt. Optisch recht hübsch – doch gedroht hat nicht viel. Trotzdem machten dann beide Remis. Ein bisschen mehr Kampfgeist hätte ich mir hier gewünscht. 1:1.

Als nächstes beendete Adrian die Partie. Nach einer interessanten Eröffnungsphase stand sein Gegner eigentlich besser und Adrians König blieb in der Mitte stehen. Nach einigen Umgruppierungen der Figuren wurde Remis vereinbart, obwohl noch das ganze Brett voll stand. Mh….. na ja. 1,5:1,5.

Relativ gut kam Gerhard aus der Eröffnung und es sah lange Zeit recht vielversprechend aus. Doch im Mittelspiel unterliefen ihm einige Ungenauigkeiten, so dass sein Gegner am Königsflügel einen Bauern abfischen konnte. Das angestrebte Gegenspiel am Damenflügel verpuffte wirkungslos und nach der nächsten Kombination des Göttingers musste Gerhard aufgeben. 1,5:2,5.

Eine Klassepartie spielte diesmal Friedmar, der aus der Eröffnung heraus seinen Gegner unter Druck setzte. Na einer schönen Kombination wurde ein Bauer gewonnen und der Schraubstock weiter angezogen. Es dauerte nicht lange und die gegnerische Stellung wurde sturmreif geschossen. Die Ernte wurde eingefahren und wir hatten den Ausgleich erzielt. 2,5:2,5

Nun waren noch drei Partien offen und wir benötigten 1,5 Punkte zum Aufstieg.
Igors Stellung war hinüber, mein Endspiel sollte Remis sein und Dennis hatte Mehrmaterial auf dem Brett gehabt. Sollte es doch möglich sein?

Seine typische Kuddelmuddel-Stellung hatte Igor auf dem Brett gehabt. Doch diesmal platzierte Igor einige Bauern und Figuren fehlerhaft, so dass er einen Bauern verlor. Danach spielte sein Gegner die Stellung souverän herunter, tauschte alles ab und gewann einen zweiten Bauern. Das konnte Igor nicht mehr halten und verlor. 2,5:3,5

Als Mannschaftsführer hatte ich mir einige vorgenommen, doch mein Gegner war natürlich Favorit mit seinen 220 Mehr-ELO-Punkten. Die Vorbereitung kam auch so aufs Brett und wie ein Boxer versteckte ich mich hinter einer Doppeldeckung. Nun prasselten gefühlte 25 Züge auf die Doppeldeckung ein – doch sie hielt. Das Schwerfigurenendspiel war nicht leicht zu verteidigen, doch alle Einbruchsfelder konnte ich beherrschen. Ein Turm wurde getauscht und mein Gegner stellte mich quasi auf Matt. Doch die passende Antwort kam und ich wickelte ins Turmendspiel ab. Hier kam es mir zugute, dass ich mit meinen Schachkinder gerade Endspiele durchnehme und mein Turmendspielbuch gut studiert habe. Alle Drohungen wurden abgewehrt und die schwachen Bauern abgetauscht – das entstandene Turmendspiel war Todremis, was auch mein Gegenüber genauso sah. 3:4

Nun kam es auf Dennis an. Die Eröffnungsbehandlung war sehr gut gewesen und seine Figuren machten schon mächtig Druck. Ein Bauer wurde gewonnen und die Stellung sah prächtig aus. Fritz meinte auch sie mit +3 Bauern zu bewerten. Was tun folgte war schon ein Drama. Dennis hatte sich leider wieder ein wenig zu viel Zeit gelassen und die Uhr tickte erbarmungslos runter. Und obwohl auch sein Gegner nicht die besten Züge fand, passiert das Unvermeidbare. Denis griff fehl und der gegnerische Turm schlug auf g2 ein. Nach einer Springergabel war der ganze Vorteil weg. Die Minuszeit blieb. Das entstandene Endspiel war nicht so leicht zu berechnen, doch wieder fasste der Hamelner die falschen Entscheidungen. Mit der Holzhammer-Methode versuchte Dennis am Damenflügel einen Vorteil zu erlangen. Das ging nach hinten los. Die Stellung war nicht mehr zu gewinnen. Nun hieß es zu mindestens das Remis zu holen. Doch auch seine letzte Königswanderung war falsch. Das Endspiel war nun verloren. Sehr schade. 🙁 3:5

Damit hatten wir den Wettkampf mit 3:5 verloren und bleiben der Oberliga noch ein Jahr erhalten. Die letzte Neiderlage schmerzt zwar, doch mit 12 Mannschaftspunkten und dem 2. Tabellenplatz haben wird das beste Ergebnis seit über 15 Jahren erzielt.
Was nun noch erwähnenswert ist, dass der Mannschaftsführer mit 6,5 Punkten am meisten gesammelt hat und dass das Schachorakel nächstes Mal besser vorhersagen soll. 🙂

Zum Schluss gratulierten wir natürlich Göttingen und wünschen ihren viel Glück in der 2.Bundesliga …… und die West-Staffel. 😉

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert