Unter Druck entstehen Diamanten. Hameln entführt einen Punkt aus Hannover

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

Zweite Runde in der Oberliga und wir durften zu den Schachfreunden nach Hannover anreisen. Dank unserer tollen Spielmoral waren wieder unsere 8 Stammspieler dabei (im Übrigen sind wir die einzige Mannschaft der Oberliga, die es jetzt zweimal geschafft hatten). Nachdem das Parkproblem in der Landeshauptstadt überwunden wurde, schauten wir auf die Aufstellung der Heimmannschaft. Es fehlte ein wichtiger Spieler, daher galten wir wohl als Favorit für diesen Wettkampf. Bei 6 Brettern hatten wir die Nase vorn, würde es einen einfachen Auswärtssieg geben? Aber wie sage ich immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien OHNE Computerüberprüfung!

SF Hannover 4 − 4 Hamelner SV

1. 2133 Dennie Ackermann ½ : ½ 2343 FM Wilfried Bode
2. 2142 Thomas Kaimer 1 : 0 2171 FM Matthias Tonndorf
3. 2187 Bernd Fritze ½ : ½ 2153 Kai Renner
4. 2070 Thomas Edel ½ : ½ 2144 Lutz van Son
5. 2110 Andreas Herrmann 1 : 0 2058 Dennis Schmidt
6. 2068 Dr. Martin Ploog 0 : 1 2109 Yannick Koch
7. 2147 FM Ralf-Axel Simon 0 : 1 2211 FM Adrian David
8. 2023 Manuel Polnau ½ : ½ 2082 Felix-Hagen Jacobi

Dennis startete schnell einen Angriff auf den gegnerischen König. Aber alle Brücken wollte der Rattenfänger nicht abbrechen. So wurde der Angriff abgewehrt und ein schwieriges Endspiel entstand. Doch der größere Gegner war die Zeitnot. Quasi nur mit der Bonuszeit konnte Dennis die schwierige Stellung meistern und hatte das Remis schon vor Augen. Allerdings ein unnötiger Turmeinsteller beendete die Partie.
0,0 – 1,0

Bei Wilfried sah es recht früh schon recht vielversprechend aus. Im Zentrum wurden die Bauern weit nach vorne geschoben und brachten Raumvorteil. Doch sein Kontrahent schaffte es das Zentrum zu sprengen und alle weiteren Drohungen abzuwehren. Als kein Vorteil mehr zu sehen war, wurden die Friedenstauben in die Luft geworfen.
0,5 – 1,5

Nun begann die Partie des Dauerdrucks. Nach einer nicht optimalen Eröffnungsauswahl drückte mich mein Gegner heftig in die Defensive. Im Schraubstock seines Angriffes musste ich auf den Königs- und Damenflügel aufpassen und einen Zentrumsdurchbruch immer beachten. Meine Figuren riegelten den Damenflügel ab, das Zentrum blieb geschlossen. Dann ließ ich seine Bauernlawine ins Leere laufen und riegelte den Königsflügel ab. Ufff, nun reichte ein Blick auf die Uhr. Ich hatte genug gelitten und bot Remis an. Die Endstellung war optisch noch leicht besser für ihn, aber es gab kein wirkliches Durchkommen. Wie sage ich immer, unter Druck entstehen Diamanten. 🙂
1,0 – 2,0

Zwei Weißpartien beendet und wir lagen zurück. Sollten wir einen Dämpfer bekommen? Doch in den laufenden Partien sah es ganz brauchbar aus.
Adrian , Yannick und Matthias hatten durchaus Gewinnchancen, Felix hatte eine gefährliche Verteidigungsstellung und Kai hatte nach einer schwierigen Anfangsphase ein remises Endspiel erreicht. Da war der Mannschaftssieg durchaus möglich.

Kai spielte eine solide Eröffnung und hatte leichten Stellungsvorteil. Allerdings kannte sein Gegenüber die Stellung wohl ein bisschen besser und konnte nach einem Läufereinschlag einen Bauern gewinnen. Kai versuchte die Initiative nun an sich zu reißen, doch das war gar nicht so einfach. Nach einigen Abtauschaktionen verpasste der Rattenfänger seinem Gegner einen Trippelbauer. Nun war die Stellung im Ausgleich. Es wurde zum Turmendspiel mit einem Minusbauern abgewickelt, das Kai dann souverän Remis halten konnte.
1,5 – 2,5

Bei Felix ging es hoch her. Beide Seiten versuchten die Initiative an sich zu reißen. Felix am Damenflügel, sein Gegner mehr am Königsflügel. Einige Figurenabtäusche später wurde ersichtlich, dass nichts am Damenflügel zu erben war und Felix sich auf einen heftigen Verteidigungskampf einstellen musste. Mit Dame, Turm und Springer ging es zum Königsangriff. Doch wir wissen ja, wie leidensfähig Felix ist. Zur rechten Zeit wurde ein kleiner Gegenangriff eingeleitet und mit einem Dauerschach das Unentschieden erreicht. Sauber gespielt Felix.
2,0 – 3,0

Bei Adrian sah es von Anfang an ganz gut aus. Doch eine Ungenauigkeit, brachte ihn ins Hintertreffen. Sein Gegner lehnte das Remisangebot ab und spielte auf Sieg. Doch die abschmelzende Bedenkzeit war der Freund von Adrian. Nach einem Qualitätsgewinn spielte nur noch Adrian auf Sieg und drückte einen Freibauern gewinnbringend nach vorne.
3,0 – 3,0

Endlich der Ausgleich. Besser spät als nie. Yannick hatte seine beiden Mehrbauern weggestellt, aber noch einen brandgefährlichen Freibauern und einen gefährlichen Abzug. Bei Matthias hatten wir ein leicht besseres Doppelturmendspiel.

Der Duft des Sieges lag schon in der Luft. Sollte das Happy End kommen?

Matthias kam gleich gut aus der Eröffnung raus und stand gut. Die gegnerische Königssicherheit war bald nicht mehr gegeben und auch am Damenflügel drückten seine Streitkräfte mächtig gegen die Bauern. Doch der entscheidende Durchbruch sollte nicht kommen und so wurde ins Schwerfigurenendspiel abgewickelt. Auch hier sah es für Matthias lange sehr gut aus, da der gegnerische Monarch sich nicht verstecken konnte. Aber der Gewinnerzug sollte einfach nicht gespielt werden. Die Damen wurden getauscht und der Vorteil wurde geringer. Nun kam es zur folgenschweren Fehlentscheidung. Statt auf den Remiszug zu springen, wollte Matthias den Sieg unbedingt erzwingen. Der Gegner drang mit einen Streitkräften ein und stellte seinen eigenen König auf matt. Das konnte nur unter Bauernverlust verhindert werden. Der Rest war Technik. Schade, schade diese Niederlage war nicht nötig gewesen.
3,0 – 4,0

Yannick wollte nach seiner letzten Partie einige Gut machen. Doch in der Eröffnung lief nicht alles optimal. Sein Gegenüber ließ aber eine sehr gute Chance liegen und so konnte der Hamelner noch rechtzeitig seinen König in Sicherheit bringen. Dann wurde die Stellung besser und Yannick konnte zwei Bauern gewinnen. In der Zeitnot wurden dann auf beiden Seiten nicht mehr die besten Züge gefunden, so dass Yannick überflüssigerweise noch seine beiden Bauer zurückgab. Nach der Zeitkontrolle, als der Pulverdampf sich endlich verzogen hatte konnten beide Seiten einen ruhigen Blick auf die Stellung werfen. Der gefährliche Freibauer sollte der Gewinngarant sein. Yannick spielte nun aus einem Guss und gewann das Endspiel souverän. Klasse!
4,0 – 4,0

Der Wettkampf war spannend und beide Seiten hätten gewinnen können. Unsere beiden Verlustpartien waren unnötig. Allerdings waren auch bei unseren beiden Gewinnpartien ein anderes Ergebnis drin gewesen. Trotzdem können wir mit dem Punktgewinn zufrieden sein und sind der magischen 5 Punkte Mauer einen Schritt näher gekommen. Noch einen Sieg und der Klassenerhalt ist so gut wie geschafft. Nächstes Mal haben wir den Lister Turm zu Gast. Ein heftiger Brocken. Hoffentlich kommen wir nicht böse unter die Räder.

Was ist noch in der Liga passiert?

Kirchweyhe (mit 8 GM) und Lister Turm haben ihre Gegner (Oldenburg und Lehrte) böse eingestampft. Nordhorn-Blanke gewinnt gegen Delmenhorst und Tostedt zeigt wieder Schwäche beim 4:4 gegen Hellern. Damit haben Oldenburg und Delmenhorst weiterhin 0 MP und SF Hannover und Tostedt einen Punkt. Die Liga bleibt spannend. Kirchweyhe und Lister Turm werden den Meister unter sich ausmachen. Die restlichen 8 Teams brauchen noch einige Punkte, um den Klassenerhalt zu sichern. Nächste Runde sind wir wieder etwas schlauer geworden.

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