Und es hat WUSCHHH gemacht – gelungener Saisonauftakt in Hannover. Die Erste gewinnt mit 5:3

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers

„Endlich, der Ball läuft wieder.“ Würde der Fußballer sagen. Bei uns heißt das wohl eher „Endlich, der Springer springt wieder.“

Nachdem die letzte Saison sensationellerweise mit Platz 5 abgeschlossen wurde und es keine personelle Veränderungen – bis auf einen neuen Mannschaftsführer; Dennis hat den Stab der Verantwortung an Kai übergeben – gab, hatte der neue Mannschaftsführer eine neue Zielsetzung ausgegeben. Platz 3 muss her! Wir hatten ja schon kurz über die Stärke der Liga gesprochen und wir konnten in der Stärkeliga die rote Laterne an SF Hannover abgeben. Dann ist ja klar, dass man sich verbessern möchte. 😉

Für den Sonntag hatte leider Adrian abgesagt, dafür spielte Igor. Dann gab es Schwierigkeiten mit dem Samstagstraining. Kein guter Stern für den Saisonstart. Da wir gleich in der ersten Runde gegen SF Hannover antreten mussten, ging es unmittelbar zur Sache. Dieser Wettkampf durfte nicht verloren gehen, auch weil die kommenden Gegner Tostedt und Werder Bremen 2 heißen und wir uns einen 0:6 Punktestart nicht leisten dürfen. Einige Schachstrategen hatten sich dann auch bei Kai getroffen und vorbereitet – bis 02:00 Uhr morgens!!!

Am Sonntag waren wir alle dann pünktlich um 09:45 Uhr am Treffpunkt. Also alle fünf, denn Willi, Frank und Dennis fuhren direkt nach Hannover. Schnell wurde wieder mächtig getrommelt und Kai und Matthias stellten sofort einen vollen Punkt in Aussicht. Man, da muss die Vorbereitung ja gestern gut gelaufen sein. 😉 Na gut, ich ließ mich auch hinreißen und stellte ebenfalls einen vollen Zähler auf die Habenseite. Dann brauchten wir ja nur noch 1,5 Punkte. Wie gut das mit dem „Vorher-Trommeln“ klappt, hatten wir ja beim diesjährigen Bezirksblitzen gesehen, wo wir uns – mit Ausnahme von Yannick – bis auf die Knochen blamiert hatten.

Die Fahrt nach Hannover war ziemlich gemütlich. Nur ständig fragte mich Kai, ob Tonne noch hinter uns war. Natürlich, als erfahrener Autofahrer hat man einen Blick für seine Mitfahrer. Dann kommen wir zu den Parkplatzverhältnisse in Hannover. Also in diesem Stadtteil gab es wohl 100 Parkplätze für 110 Autos. Man war das ein Gequäle, aber zum Schluss fand ich doch noch eine geeignete Abstellfläche. Wir konnten also pünktlich den Wettkampf beginnen lassen. Ein Blick auf die Aufstellung verriet, dass unser Gastgeber in Bestbesetzung antreten konnte. So waren die Mannschaften fast ausgeglichen, vielleicht ein Hauch besser für uns. Doch wie sagte ich es schon immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Also ran an die Partien mit Computerüberprüfung 😉

SF Hannover 3 − 5 Hamelner SV

1 Dennie Ackermann ½ : ½ Wilfried Bode
2 Bernd Fritze 0 : 1 Matthias Tonndorf
3 Malte Pawelzik 0 : 1 Lutz van Son
4 Thomas Kaimer 0 : 1 Kai Renner
5 Andreas Herrmann 1 : 0 Dennis Schmidt
6 Dr. Martin Ploog ½ : ½ Dr. Frank Gerstmann
7 Thomas Edel 0 : 1 Yannick Koch
8 Jörg Witthaus 1 : 0 Igor Belov

Nach knapp einer Stunde Spielzeit schweifte mein Blick über die Stellungen. Yannick stand schon im höheren Sinn auf Gewinn, Frank hatte sein Brett in Flammen gesetzt, die restlichen Spieler standen ausgeglichen, oder einen Tick besser.

Nach einen tollen Eröffnungsbehandlung hatte Yannick seinem Gegner förmlich an die Wand genagelt. Links wie rechts stürmten die Truppen nach vorne. Am Damenflügel mächtigen Raumvorteil, am Königsflügel wurde die h-Linie geöffnet und mit einer tödlichen Batterie dem feindlichen Monarchen die Botschaft übermitteln: „Du wirst nicht alt werden.“ Noch bevor Yannick zum entscheidenden Schlag ausholte, schloss er den Damenflügel und prügelte die Verteidigung runter. Da hatte die Vorbereitung mit Kai und Matthias am Vortag Früchte getragen. Toll gespielt und den ersten vollen Punkte eingesammelt.
1,0 – 0,0

Bei Wilfried’s Partie gab es im Großen und Ganzen keine großen Ausschläge. Weder nach oder unten. Es war ein typischer Bode, der auf zwei Ergebnissen spielte. Da die restlichen Stellungen ganz gut aussahen, wurde eine Punkteteilung vereinbart.
1,5 – 0,5

Unser alte Mannschaftsführer Dennis hatte eigentlich eine ganz gute Eröffnungsstellung hinbekommen, dann aber 2 Türme gegen die Dame gegeben. Das entstandene Endspiel war in Ordnung und zweimal hatte der Rattenfänger auch die Möglichkeit, einen kleinen Vorteil rauszuspielen. Leider ließ Dennis die Möglichkeiten liegen und stolperte mit seiner Dame in die Falle. Au Backe, das war wirklich unnötig gewesen.
1,5 – 1,5

Aber die restlichen Partien schienen viele volle Punkte für uns parat zu haben. Nur Igor hatte sich in ein schwieriges Endspiel navigiert. Dennoch war ich zuversichtlich, dass wir diesen Wettkampf gewinnen würden.

Lange Zeit kämpften beide Seiten um die Initiative. Dabei zeigte Matthias seine sehr eigene kreative Eröffnungswahl. Als dann sein g-Bauer weiter und weiter nach vorne wanderte, sah es komisch aus. Das war sicher die kritische Stellung. Doch sein Gegenüber ließ zu viel Zeit verstreichen und Matthias konnte seinen Angriff am Damenflügel beginnen. Mit tödlicher Wucht drangen Dame und Turm ein. Schon hier sprang der Rechner auf +6 Bauerneinheiten. Der Gastgeber wollte aber noch ein wenig weiterspielen und so hieß es wieder Technik zeigen. Wie gewinne ich eine gewonnene Partie? Das zeigte Matthias dann eindrucksvoll und hatte den angekündigten Punkt eingeholt. Gut gemacht.
2,5 – 1,5

Es ist immer wieder verdächtig, wenn Frank einen Kanister Benzin mit ans Brett nimmt. Sah die Eröffnung noch recht seriös aus, wurde im Mittelspiel wieder „wilde Sau“ gespielt. Eine Ungenauigkeit seines Gegner nutze Frank aus, um eine ganze Figur abzufischen.
Leider standen seine Figuren ein wenig unkoordiniert und er musste erst mal wieder alles sortieren. Nach der Zeitkontrolle hatte Frank leider einen schwachen Zug im Petto. Statt die eigene Grundreihe mit dem Turm zu sichern, wurde knallhart auf Angriff gespielt. So lief sein König ins Dauerschach rein. Ah, schade. Nach dem tollen Beginn noch einen halben Punkt unnötigerweise abgegeben.
3,0 – 2,0

Igor hatte nach 20 Zügen eine dreifache Stellungswiederholung auf dem Brett. Die Stellung war ausgeglichen, also ab zum Mannschaftsführer und fragen, ob er Remis annehmen soll. Gut, Kai ließ ihm die Entscheidung, ob er weiterspielen wollte. Das muss Kai noch lernen – ein frühes Schwarzremis ist fast immer gut, besonders da viele andere Bretter schon ganz gut für uns standen. Igor spielte weiter und kam in ein schwieriges Doppelturm-/Läuferendspiel und verlor einen Bauern. Der Rest war Technik. Schade, auch hier wäre ein halber Punkt drin gewesen
3,0 – 3,0

Würde es jetzt noch mal spannend werden, oder dreht sich jetzt gar der Wettkampf? – Nö, Kai und ich standen auf Gewinn.

Aus der Eröffnung kam ich sehr gut raus und hatte gleich die Initiative auf den isolierten Bauern. Mein Gegner opferte ihn für ein bisschen Kompensation, verbrauchte aber viel Zeit dabei. Mit den Mehrbauern entwickelte ich meine Truppen. Als die gegnerische Dame/Läuferbatterie meinen König auf Matt stellte, rührte ich ein wenig Beton an. Dann übernahm ich wieder den Angriff und drang mit Turm und Springer ein. Einmal hatte mich mein Gegenüber noch mal erschrocken. Doch mit ein wenig Stellungsglück gewann ich einen zweiten Bauern. Nach einem Generalabtausch blieb nur noch Dame und gleichfarbiger Läufer übrig. Na gut, das war nicht die tollste Endspielbehandlung. Doch nachdem ich fast alle schlechten Züge durchgespielt hatte, fand ich den Gewinnweg.
4,0 – 3,0

Kai hatte eine sehr interessante Variante ausgewählt und ließ seinen König in der Mitte. Das wäre fast in die Hose gegangen, denn in einer Stellung wäre ein hübscher Springerzug in seiner Stellung wie ein Dolchstoß möglich gewesen. Chance vertan und stattdessen opferte sein Gegner seinen Hüpfer, um die Bauernstellung zu schwächen. Aber danach kam nur noch ein laues Lüftchen. Die restlichen Figuren von Kai richteten einen Schutzwall vor den König ein. Dann wurde einiges getauscht, bis nur noch die Dame auf dem Brett war. Der Rest war Technik. Nach 20 Damenschachs war die Zeitkontrolle durch und Kai konnte zum Gewinn schreiten.
5,0 – 3,0

Jubel, wir haben gewonnen. Und der Sieg hätte eigentlich noch höher ausfallen können. Doch jetzt dürfen wir uns nicht zu dolle auf die Schulter hauen, den es ist nur ein kleines Stückchen des Weges geschafft. Wir brauchen noch ein paar Punkte, um den Abstieg zu verhindern. Die nächsten beiden Kracher-Partien gegen Tostedt und Bremen werden ein anderes Kaliber sein. Doch hatte nicht auch David einst Goliath zur Strecke gebracht? Ich suche schon mal meine Schleuder. 🙂

4 Kommentare

  1. Tostedt? Alles gekaufte Söldner, die gegen Hannover verloren haben. Und vorn haben die Söldner nix Zählbares bewirkt – und hinten? Spielt da der Sponsor? Oder sind das normale Elo-Leichen? Ach, das packt ihr. MfG, Lothar

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