Schwarzer Sonntag in Oldenburg – Hameln kommt böse unter die Räder

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

An diesem Spieltag hatten wir den Ausfall von Adrian zu beklagen, daher musste unser Nachwuchsspieler Ole ran. Nachdem ich Ole abgeholt hatte, fuhren wir zum Hamelner Treffpunkt. Hier wurde ich gleich mit „Senior“ und „Schach-Opa“ angesprochen. Was war los? Na klar, da Adrian fehlte war ich tatsachlich der älteste Spieler im Kader. War es nicht erst gestern gewesen, dass ich in der 1. Mannschaft angefangen hatte? Ich drehte die Uhr ein wenig zurück.

Vor knapp 30 Jahren durfte ich zum ersten Mal in der Premium-Mannschaft des Hamelner SV spielen. Ein Jahrzehnt, nein zwei Jahrzehnte gar, als Mannschaftsführer agieren. Ich erinnerte mich noch an das Stahlbad der Partieanalyse, als Morten Weyrich und Adrian David meine Partien durchgingen – das war eine andere Zeit. „Warum hast du den Springer da hingezogen? Das war strategisch absoluter Mist. Nein, warum hast du den diesen Zug gespielt?“ „Ja, ich musste meiner Zugpflicht nachkommen.“ Auch erinnerte ich mich an meinen ersten Bericht „Aus dem Tagebuch eines Mannschaftsführers“ , den ich auf unserer Website geschrieben habe. Und da schließt sich der Kreis, es war nach einem Wettkampf in Oldenburg. Wie die Zeit vergeht…

Nun kam ich wieder zurück in die Gegenwart…

Die Spieler wurden aufgeteilt und ich sagte Kai, dass ich vorwegfahren würden. Das hat schon seinen guten Grund. 😉 Auf der Autobahn angekommen, schwebt mein roter Blitz förmlich über den Asphalt. Frank und Ole sind sofort ins Land der Träume gefallen, so dass ich mich mit Dennis unterhalten kann. Das Volvo-Navi zeigt nicht Verdächtiges und auch der NDR-Verkehrsfunk berichtet über keinen Stau. Also 135 km/h Tempolimit eingeworfen und die Fahrt genießen. Kurz vor Bremen überholte mich Kai und drückte auf die Tube. Warum bloß? Komischer war noch, dass sie dann in Richtung Bremen abbogen? Spielten wir heute nicht in Oldenburg? Aber ich ließ Kai fahren und nahm weiterhin die Autobahn in Richtung Oldenburg. Kurz vor Oldenburg wurde ich dann wieder von Kai überholt. Nach 30km Umweg, musste er wieder viel Gas gegeben haben. Na, hoffentlich war Kai nicht zu schnell unterwegs gewesen. 😉 Punklich um 10:35 Uhr trafen wir dann im Spiellokal ein. Was war geschehen? Kais Navi hatte eine große Baustelle auf der Autobahn angezeigt. Na ja, … da wäre wohl ein Update für das Navi fällig. 😉

Ein Blick auf die Aufstellung versprach einen spannenden Wettkampf. An Brett 1 hatten wir die Nase vorn und an den restlichen unsere Gastgeber. Aber nicht so viel, dass wir vor Ehrfurcht erstarrten. Und wie sage ich immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Also ran an die Partien OHNE Computerüberprüfung! Da ich mich die meiste Zeit um meine eigene Partie kümmern musste, habe ich den Rest nicht so verfolgen können.

Union Oldenburg (6,0) : (2,0) Hamelner SV

1. 2279 FM Dirk Bredemeier ½ : ½ IM FM Wilfried Bode 2339
2. 2210 Sebastian Müer 1 : 0 FM Matthias Tonndorf 2189
3. 2222 Berthold Wittje 1 : 0 Lutz van Son 2162
4. 2214 Max Meessen 1 : 0 Kai Renner 2177
5. 2058 FM Marc Schuette ½ : ½ Dennis Schmidt 2035
6. 2172 Jan Wagner ½ : ½ Dr. Frank Gerstmann 2133
7. 2158 Hartmut Bürckner ½ : ½ Yannick Koch 2089
8. 2091 Ernst Heinemann 1 : 0 Ole Reichelt 1847

Bei Wilfried habe ich nicht viel gesehen und noch weniger verstanden. Nach der Eröffnungsphase haben beide Seite ein wenig mit den Figuren gedroht und dann Remis vereinbart.
0,5 – 0,5

Kai kam eigentlich ganz gut aus der Eröffnung raus, traf dann aber einige fragliche Entscheidungen, was seine Königssicherheit betraf. Die feindlichen Truppen drangen in seine Stellung ein und gewannen eine Leichtfigur. Der Rest war Technik.
0,5 – 1,5

Die Partie von Ole war nicht schlecht gewesen. Gut, in der Eröffnung hatte Ole einmal den falschen Springerzug gespielt, aber die Stellung war noch im dynamischen Gleichgewicht. Leider verlor er im Mittelspiel die Kontrolle und anschließend Material.
0,5 – 2,5

Frank hatte in der Eröffnung einen Bauern eingebüßt. Kämpfte aber wie ein Löwe und gewann ihn zurück. Im Mittelspiel ging es dann bei Frank üblicherweise hoch her. Einmal hatte der Hamelner auch die Chance gehabt, einen Vorteil zu erlangen. Leider nicht gesehen und ins remise Endspiel abgewickelt.
1,0 – 3,0

Yannick spielte eine schöne Partie und kam gut aus der Eröffnung heraus. Leider konnte ich die Partie nicht weiter verfolgen. Yannick konnte auf jeden Fall einen Angriff starten, übersah wohl aber die Gewinnvariante und musste sich mit der Punkteteilung zufrieden geben.
1,5 – 3,5

Ich spielte eine neue Eröffnung aus meinen Buch und konnte meinen Gegner etwas überraschen. Das sah im Mittelspiel schon gut aus und mit einer kleinen Taktik gewann ich einen Bauern. In der Folge gewann ich noch einen zweiten Landwirt. Nun verpasste ich aber meinen Leitsatz „Play it simple“ richtig umzusetzen. Statt einen Bauern zurückzugeben und die Türme zu tauschen, klebte ich am Material und kam in eine defensive Stellung. Zusammen mit der wenigen Bedenkzeit machte ich nun einige Fehlzüge und verlor meinen Springer. Sehr ärgerlich – Stockfish hat mir gezeigt, um wieviel ich besser stand und wie leicht es war zu gewinnen. Na gut, für einen Computer. Mist, dass war nicht nötig gewesen.
1,5 – 4,5

Dennis kam gut aus der Eröffnung raus, vergaß aber den Druck weiter zu erhöhen. Die Stellung kippte und statt eines Vorteils konnte nun der Gegner durch ein Qualitätsopfer auf Sieg spielen. Aber auch hier war nicht alles „Gold was glänzt“. Wieder konnte Dennis kontern, seine Figuren immer besser positionieren und am Ende seinen Gegner auf Matt stellen. Doch nun kam die Dauerschach-Remiskeule. Schade.
2,0 – 5,0

Matthias hatte wieder einmal eine sehr eigene Eröffnungswahl. Im Mittelspiel verlor Matthias unnötigerweise eine Qualität. Doch sein Läuferpaar war stark und so konnte er noch einen Bauern abgreifen. In der Endspielphase sah es lange Zeit nach einer Punkteteilung aus. Doch schlussendlich drangen die feindlichen Schwerfiguren ein und konnten zum Sieg abwickeln.
2,0 – 6,0

Trotz der tollen Spielmoral unserer Mannschaft, konnten wir diese Niederlage nicht verhindern. Wieder wurde einige Chancen leichtfertig vergeben. Ich glaube schon fast, wir müssen mehr unter Druck stehen, um Höchstleistungen zu bringen. Oder mal eine feurige Ansprache vom MF?! Na hoffentlich machen wir es nächstes Mal besser.

Was ist noch in der Liga passiert?

Werder Bremen hat mal einige GMs und IMs für den Kampf gegen Tostedt aktiviert und die Gegner mit 7,5:0,5 eingestampft – Tostedt selbst trat allerdings nur mit halber Kraft an. Lingen mischt weiterhin die 2. Bundesliga auf. SF Hannover haben ein wenig überraschend gegen Nordhorn-Blanke gewonnen. Was war da den los gewesen? Hellern schlägt Delmenhorst und Hannover 96 hat gegen Lister Turm verloren. Somit bleibt Hannover 96 mit 0 MP Tabellenletzter. Delmenhorst und SF Hannover mit 4 MP davor. Wir und Hellern haben 5 MP. Somit ist auch rechnerisch der Abstieg verhindert. Jubel Jubel. 🙂

Nächstes Mal geht es dann im letzten Heimspiel gegen Delmenhorst. Ach ja, die Aufsteiger für die neue Saison stehen im Prinzip schon fest. SK Kirchweyhe, die im Schnitt immer ihre 5 GMs mitbringen und SK Lehrte mit unseren guten alten Bekannten Friedmar Schirm.

2 Kommentare

  1. Mal wieder ein schöner Bericht, Lutz. Danke für das Verfassen. Und trotz der hohen Niederlage war es ein guter Mannschaftskampf. Nächstes Mal gehen wir dann auch wieder mit Punkten nach Hause.

    Meine Partie habe ich mal veröffentlicht.

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