Rattenfänger vernascht holländischen Käse. Hameln überrollt Nordhorn Blanke.

Aus dem Tagebuch eines Schachspielers…

Für diesen Wettkampf stand am Beginn kein guter Stern für uns am Himmel. Leider mussten Adrian und Wilfried absagen und so verpflichtete Kai unsere beiden besten Nachwuchsspieler Jan und Ole. Wir waren gespannt auf unsere Gäste von der holländischen Grenze, da sie sich sicher für die letzte Schmach revanchieren wollten. Glücklicherweise hatten sie nur eine begrenzte Anzahl von Holländern dabei. Aber die Mannschaft war gut genug, dass sie an 7 der 8 Bretter als ELO-Favoriten antraten. Aber die tapferen Rattenfänger hatten noch nie Angst als David in einen Wettkampf reinzugehen. So packten wir einige Steine in unsere Schleudern und warteten auf den Anpfiff. Denn wie sage ich immer: „ELO-Zahlen spielen kein Schach.“ Die Spiele mögen beginnen. Also ran an die Partien OHNE Computerüberprüfung!

Hamelner SV 6 : 2 SK Nordhorn Blanke 

1 Matthias Tonndorf 2188 FM 0 : 1 Frank M. Kroeze 2379 IM
2 Kai Renner 2177 ½ : ½ Rob Bertholee 2313 FM
3 Lutz van Son 2156 1 : 0 Fabian Stotyn 2193 CM
4 Yannick Koch 2097 1 : 0 Timo Oehne 2098
5 Dennis Schmidt 2060 1 : 0 Jens Schulz 2195
6 Felix-Hagen Jacobi 2092 1 : 0 Paul Bierenbroodspot 2102 FM
7 Ole Reichelt 1917 ½ : ½ Ludger Höllmann 2115
8 Jan Helmer 1984 1 : 0 Jamo Scheffner 1953

In bestechender Form ist zur Zeit Jan. Das bewies der Jugendspieler mit einer beeindruckenden Angriffspartie. Schön einen Bauern geopfert, die h-Linie geöffnet und dann mit allen Truppen angegriffen. Schade, das schnelle Matt hatte der Rattenfänger zwar übersehen, dafür aber die Dame gewonnen. Schnell ins gewonnene Endspiel abgewickelt und den vollen Punkt eingefahren.
1,0 – 0,0

Auch Kai spielte eine forsche Angriffspartie und konnte auf h7 einen Bauern gewinnen. Die Partie wog dann hin und her. Doch nach dem Damentausch kam sein Gegner besser ins Spiel und konnte selber einen Mehrbauern erringen. Nun musste Kai mit dem guten Springer gegen den Läufer das Endspiel halten. Das gelang ihm sehr gut und der sichere Remishafen wurde gefunden.
1,5 – 0,5

Yannick startete einen flotten Angriff und drückte die gegnerischen Truppen in die Enge. Doch der Gewinnerpunch wollte nicht kommen. Zwar gewann der Hamelner kurzfristig einen Bauern, musste ihn dann aber wieder zurückgeben. Es wurde ins Endspiel abgewickelt und nun konnte sein „Dominator“-Springer Herr des Brettes werden. Zusammen mit dem eingedrungenen Turm stellte Yannick ein Mattnetz auf und schob nebenbei auch noch seine Bauern bedrohlich nahe zur Grundlinie. Das wollte sich sein Gegner nicht mehr zeigen lassen.
2,5 – 0,5

In meiner Partie sah es schon früh recht gut für mich aus. Zwei isolierte Doppelbauern auf der c- und e-Linie waren schon eine große Bürde für mein Gegenüber. Leider hatte ich so viele gute Möglichkeiten zur Fortsetzung, dass ich zu viel Zeit verbrauchte um dann doch nur eine harmlose Zugfolge zu wählen. Es wurde ins Doppelturm/Läuferendspiel abgewickelt mit etlichen schwachen Bauern auf der Gegenseite und einen gefährlichen/schwachen Freibauer auf d7. Zwar belagerte ich diesen Landwirt, konnte ihn aber nicht gewinnen. Schon war ich knapp davor ein Remisangebot zu unterbreiten, als der Gastspieler mir ein böses Qualitätsopfer um die Ohren schlug. Ich sah schon die Fälle davon schwimmen und nun begann auf beiden Seiten auch noch die Blitzphase. Die Bewertung ging rauf und runter und einmal hatte ich tatsächlich eine Verluststellung auf dem Brett. Doch Fortuna küsste mich und ich konnte mit einem Turm die Freibauern halten und mit dem anderen Turm einige Bauern gewinnen. Nach der Zeitkontrolle war es nicht schwer den Gewinnweg zu finden.
3,5 – 0,5

Dennis konnte im Mittelspiel die Dame gegen zwei Läufer gewinnen. Doch nun fingen seine eigentlichen Probleme an. Wie sollte er gewinnen? Die Stellung war geschlossen und Dennis hatte einen superschwachen d-Bauern, der vom Gegner belagert wird. Nun grub sein Gegenüber sich selber das Grab. Mit der Stellungsöffnung wollte er seine Läufern mehr ins Spiel bringen, doch das Gegenteil passierte. Dennis Dame drang in die Stellung ein und wie ein Fuchs im Hühnerstall wurde alles geschlagen was ungedeckt war. Dann noch ein schönes Qualitätsopfer und der volle Punkt ging an Hameln. 4,5 – 0,5

Diesmal hatten wir es besser gemacht und gleich genug Punkte gesammelt. Es spielten noch Ole in einem schwierigen Turmendspiel, Felix mit einem Minusbauern im Leichtfigurenendspiel und Matthias in einem Endspiel mit Chancen auf beiden Seiten.

Diesmal konnte Felix nichts aus seinem Anzugsvorteil erreichen. Schlimmer noch er verlor einen Bauern und musste ins schlechte Endspiel abwickeln. Nun wir kennen ja alle seine große Leidensfähigkeit, selbst die schlechtesten Stellungen zu spielen. Doch mit abnehmender Bedenkzeit wurde seine Stellung immer besser, bis sein Gegner in die Springergabel lief. Glück gehabt.
5,5 – 0,5

Ole musste schon von Beginn an heftige Angriff auf seine Stellung abwehren. Immer wieder schaffte der Rattenfänger den Materialverlust zu vermeiden. Es wurde ins Turmendspiel abgewickelt, wobei der Gegner den gefährlichen Freibauern am Damenflügel hatte. Schließlich musste Ole seinen Turm geben und seine Bauern ab Königsflügel laufen lassen. Es passte genau mit dem Tempo und so wurde bis zum nackten König gespielt. Saubere Endspielbehandlung.
6,0 – 1,0

Matthias hatte den größten Brocken am Spitzenbrett vor sich. Doch davon ließ er sich nicht abschrecken und griff beherzt an. Schließlich konnte er einen Bauern gewinnen, hatte aber dennoch eine schwierige Stellung auf dem Brett. Der Bauer ging wieder verloren und es wurde ins Endspiel abgewickelt, wobei Matthias eine Leichtfigur gegen mehrere Bauern abgab. Das Endspiel war Schach auf hohen Niveau und lange Zeit wurde die Remisbreite nicht verlassen. Doch die schachliche Extraklasse seines Gegners und ein böser Fehlzug ließen die Träume platzen. Schade, dass war nicht nötig gewesen.
6,0 – 2,0

Wer hätte das am Anfang gedacht? Grundsätzlich war der Sieg verdient, vielleicht nicht in dieser Höhe, aber wir sind natürlich sehr zufrieden. Nach dem Ausfall von Adrian, war ich schon wieder der Senior der Mannschaft. Ich fühle mich ja schon so alt. Nur gut, dass meine ehemaligen und jetzigen Padawane so gut in unserer Mannschaft gepunktet haben. Nächstes Mal geht es nach Lehrte. Da wird sich zeigen, wohin unser Weg in dieser Saison gehen wird.

3 Kommentare

  1. Hallo, Leute,
    Gratulation auch von mir. Wäre gestern Abend beinahe vom Stuhl gefallen. Sehr hoher Sieg gegen Holland 2. Wäre mit mir damals aber nicht gelungen! Warum nicht? Zu meiner Zeit gab es eine Abmachung: Ohne Adrian fahren wir nicht nach – wohin auch immer. Aber: Wer braucht heute noch alte Männer? Die Youngster sind echt gut! Und das von mir altem Meckerkopp!
    LG aus GÖ – Lothar

  2. Ein schöner Mannschaftskampf war das. Das Potential ist scheinbar noch da, wir müssen es nur auf’s Brett bekommen. Machen wir einfach so weiter! 😉 Danke für den Bericht, Lutz.

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