Pardubice Czech Open 2013 (18.07 bis 28.07.2013)

Tag 1:

Ein weiteres Mal haben Robin Mai und Ich (Yannick Koch) entschieden, mit der Niedersächsischen Schachjugend (NSJ) nach Pardubice in Tschechien zu fahren, um dort das größte Open Europas mitzuspielen, das Czech Open. Für uns ist es jetzt das vierte Mal, dass wir mitspielen. Es gefällt uns wohl zu gut hier, wir müssen immer wieder kommen 🙂

Robin startet ím C-Turnier (welches einen Tag später als das A- und B- Turnier startet), sein Ziel ist es mehr als 50% der Punkte zu holen und die DWZ-Marke von 1800 Punkten zu überschreiten.  Ich starte im B-Turnier, und wäre ebenfalls mit mindestens 50% zufrieden. Mal sehen ob unser “Vorhaben” gelingt (?!) Auch unser Bezirk ist gut vertreten dabei sind von Rochade Göttingen Nelo Oshionwu, Julius Rosin, Christian Hartogh und Manuel Drehwald. Vom Vereinsnachbar Tempo Göttingen unterstützt uns Philipp Kyas.

Nach circa 10 Stunden erstaunlich ruhigen Zugfahrstunden und einem eher unerträglichem Fußmarsch zum Hotel ( in brühender Hitze) kamen wir dann am Hotel an. Kurz in die Zimmer, und dann die doch wie immer chaotische Anmeldung direkt in der Arena. (Die hatten wir nach gefühlt einem Jahr aber schließlich auch fertig, sodass wir den restlichen Tag in der Innenstadt von Pardu ausklingen lassen konnten).

Wenn alles klappt melden wir uns morgen mit den ersten Ergebnissen vom Turnier wieder! Wer sich über alles informieren oder die Ergebnisse anderweitig verfolgen der sei auf die
Internetseite des Turniers www.czechopen.net verwiesen. Hier sind noch ein paar Bilder vom Anreisetag:

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Tag 2:

Am ersten Tag nach der Anreise mussten nur die Spieler des A- und B-Turniers spielen, die C-, D- und E-Spieler hatten einen Tag frei, den man mit einer Stadtreise nach Prag füllen konnte, die von der NSJ angeboten wurde. Paarungstechnisch war alles noch sehr chaotisch, die Auslosung konnte man erst 30 Minuten vor Beginn in der Arena ansehen, die Vorbereitung viel dementsprechend ins Wasser.

Robin hatte also frei, ich musste Püppkes schupsen. In der Partie gegen den Tschechen Jiri Smejc (Rating 2020) hatte ich eigentlich gar keine Ahnung von der Eröffnung, er leider auch nicht. In einer positionell vorteilhaften Stellung habe ich mich dann zu einem Figurenopfer entschieden was vieleicht objektiv nicht viel Vorteil brachte, aber trotzdem psychologisch sehr stark wirkte. In Folge dessen patzte mein Gegner ohne viel Zeit in gedrückter Stellung und ich gewann.

Heute kommt Robin zu seinem ersten Einsatz im C-Turnier, ich bekomme als Geschenk für den Sieg ein IM als Gegner. Wer Interesse an unseren Partien hat, der kann mich unter burns333@web.de erreichen. Zum Schluss die ersten Impressionen aus der Arena:

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Tag 3:

Heute war der Tag der verpassten Möglichkeiten bei den Hamelnern in Pardubice 🙁 🙂

Robin startete mit seiner ersten Runde gegen einen 1900er-Youngster. Motiviert vom freien Vortag startete er erfolgsversprechend in die Partie. Er nahm die Partie in die Hand und bekam die Initiative durch einen Bauernsturm gegen den gegnerischen Königsflügel. Alles schien klar, der Gegner  war hilflos, doch Robin war zu arrogant und stellte seine Figuren einfach ein. Schade, die Chance für den gelungen Einstand ist dahin.

Für mich wird es wohl nicht mehr so oft vorkommen, dass ein IM zu mir hochgelost wird. Verbittert durch ein Remis in der Vorrunde gegen einen deutlich schwächeren Spieler roch ich meine Chance. Nach den Zügen der erfolgreichen Eröffnungsvorbereitung  bestrafte ich die doch sehr ungenauen Züge meines Gegners, sodass ich eine Gewinnstellung mit 2 Türmen + 2 Leichtfiguren gegen Dame + Leichtfigur bekam. Wie Robin jedoch überkam mich der Leichtsinn der guten Stellung und stellte meine Figuren in wenigen Zügen ein.

Gehen wir einfach davon aus, dass das Hauptgeschehen um so besser wird wenn die Generalprobe vermasselt wird. Wie unser Optimist Felix sagen würde, alles wird gut!

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Tag 4:

Geteilte Gemüter am vierten Tag. Natürlich wollten wir beide unsere Schmach vom Vortag wieder gut machen, dementsprechend konzentriert gingen wir ans Brett. (Wer uns kennt, weiß, dass es eher vorteilhaft ist wenn die Runde erst um 15 Uhr startet, der Rest kann sich selbst gedacht werden 🙂 )

Robin nutzte die Kraft der Eröffnungsintitative, da soll mal wer sagen eine gute Vorbereitung nütze nichts. Bis ins Mittelspiel kannte er die Züge, dann lief alles von selbst: Zentrumskontrolle- Königsangriff- Aufgabe, perfekt!

Bei mir hat es leider nach der Zentrumskontolle und dem Königsangriff aufgehört. Man konnte sich ein weiteres Mal fragen, wie man eine solche Stellung noch verlieren konnte. Diesmal kann ich mir aber nicht wirklich vorwerfen leichtsinnig gespielt zu haben , da ich meine Entscheidungen bewusst nach reichlicher Überlegung getroffen habe, nur leider die Falschen.

Im Zwischenstand stehe ich also nun bei 1/3 der Punkte, Robin bei genau der Hälfte. Wenn man unsere Partien und den Gegnerschnitt ansieht, lässt sich das durchaus sehen!

Tag 5:

Heute standen drei Runden auf dem Programmplan, zwei bei Robin, eine bei mir. Das hieß natürlich, anders wie sonst, schon um 8 Uhr am Brett zu sitzen während ich noch vor mich hindösen konnte.

Mit frühmorgentlicher Intitiative (ihm fehlten 5 Stunden Schlaf) gewann er mit Schwarz in einer mehr oder weniger ihm bekannten Stellung einen Bauern. Die Aktivität die ihm dadurch bewährt wurde hat er jedoch so weggeschmissen, dass es in einem Endspiel nach vielen Versuchen nur eine Punkteteilung gab. 8 Stunden später (eine Stunde später als ich) konnte er sein Glück mit Schwarz versuchen. Hier bekam er einen hoffnungsvollen Angriff, doch er kam nicht weiter, weil sich alles verschachtelte und es kein Durchkommen gab: Remis. Insgesamt also zwei Unentschieden für Robin, damit liegt er im Gesamtpunkteschnitt bei 2 von 4 und somit bei 50 %.

Bei mir lief es heute überraschend gut. Nach einer guten Eröffnungsbehandlung konnte ich dem Gegner zwei Schwächen schaffen, die er durchgängig decken musste, die Aktivität seiner Figuren war dementsprechend schlecht. Nach 5 abgelehnten Remisangeboten konnte ich ihm eine weitere, und damit tödliche Schwäche verpassen und in ein gewonnenes Turmendspiel überleiten. Nach 5 Stunden Spielzeit streckte mir mein Gegner die Hand. So wie Robin liege ich also mit 50 % der Punkte gut im Rennen.

Morgen kommt also die 5. Runde, wer möchte kann vorher entweder an einer Prag-Fahrt der NSJ teilnehmen oder ins örtliche Schwimmbad gehen, was bei der Hitze hier bestimmt eine gute Idee ist.

Hier die GM-Fraktion des Pardubice A-Opens und zwei Spieler des legendären Bezirk 3:

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Tag 6 und 7:

Am heimatlichen Schachtag um gewohnter Uhrzeit waren wir schon mitten drin in den Partien. Ich hatte in meiner Partie den zweiten Punkt hintereinander eingefahren. Meine Züge waren nicht überragend, aber mein Gegner war wohl etwas zu hochmütig. Schnell wollte er die Partie beenden, bekam aber nach und nach die taktischen Widerlegungen seiner Züge zu sehen. Genervt zog er von dannen, 1-0. Mittwoch bekam ich den Jugendlichen Florian Ott als Gegner, den man vielleicht von der deutschen Meisterschaft kennt. Im vorbereiteten Theorieduell musste ich nach 15 Zügen den kürzeren ziehen, wodurch meine Stellung unerwartet schnell verdorben wurde. All meine Figuren standen passiv, ich wollte mir den Schluss nicht zeigen lassen. Insgesamt stehe ich wieder bei 50 %, was bei einem Gegnerschnitt von über 2000 DWZ vollkommen in Ordnung ist.

Robin hatte am Dienstag in einer eigentlich bekannten Stellung Unglück. Nach mehreren falschen Abtäuschen konnte sein Gegner aus seinem positionellem Vorteil schnell eine hochtaktische Stellung zu seinen Gunsten verwerten, Robin hatte nach einer schönen Kombination das Nachsehen. Einen Tag später hatte er mit Weiß mehr Erfolg. In der Eröffnung gewann er frühzeitig einen Bauern und stand auf Gewinn. Nun muss man eine Stellung wie bekannt zwei mal gewinnen, einmal einen Vorteil erspielen und zweitens diesen umsetzten. Am zweiten Punkt scheiterte Robin leider, sodass nur ein Remis heraussprang. Robin liegt nun mit 2,5 Punkten von 6 Partien bei etwas unter der Hälfte an Punkten, ebenfalls ein gutes Ergebnis.

So siehts also aus hier in Pardubice, nach anfänglichen Schwierigkeiten und kleinen Hochmutwellen kamen wir beide gut ins Turnier herein. Partien gut, Training gut, Wetter (zu) gut, Stimmung gut. Was will man mehr?

Tag 8 und 9:

Wenn man so will, ein schwarzer Tag, ein weißer Tag, zwei Mal verloren, zwei mal gewonnen.

Meine Partie von gestern konnte man wohl in die Sammlung der schlechtesten positionellen Partien aufnehmen. Von Anfang an (schon im dritten Zug!) spielte ich ungenau, was man sich auf diesem Level einfach nicht leisten kann. Ich versuchte mein Bestes in der Verteidigung, leider ohne Erfolg. Ich habe wohl trotzdem daraus gelernt, wenigstens werde ich diesen 3. Zug nie wieder spielen :). Heute lief es schon besser. Fast die ganze Partie bestand aus Hin-und Hermanövrieren hinter einer geschlossenen Bauernkette, niemand wollte wirklich die Stellung öffnen. Nach einem Flügelwechsel mit meinem König kam doch mehr Taktik in die Stellung. In Zeitnotphase des Gegners übersah er ein forciertes 6-zügiges Matt, 0-1. Da bin ich also wieder bei 50% Prozent angekommen, diesen “Vorteil” muss ich nur noch ins Ziel retten, dann sind die Erwartungen erfüllt.

Bei Robin lief es ähnlich. In unbekanntem Terrain flog ihm die Partie am gestrigen Donnerstag um die Ohren. Nach dem er die Zentrumskontrolle verlor und den falschen Plan wählte bekam der Gegner taktische Möglichkeiten die Robin übersah, die Partie ging verloren. Die Wiedergutmachung folgte am nächsten Tag, Die Partie schien am Anfang eigentlich wieder aus der Bahn zu laufen. Nach einer Stellung, die von der vorbereiteten Variante abwich,wählte er die falschen Züge und der Gegner bekam starken Angriff. Ein gewolltes Opfer, das den Angriff entschärfen sollte, hatte leider die gegenteilige Wirkung. In einer eigentlichen Verluststellung patzte der Gegner aber und übersah einen netten Zweizüger von Robin der die Partie entschied. Er liegt mit 3,5 Punkten nun knapp unter der 50%-Marke und kann auch seine Ziele noch erreichen.

Einen Tag vor dem letzten Tag ist also alles vollkommen in Ordnung, die Erwartungen sind bzw. können noch erfüllt werden. Wie die Geschichte zu Ende geht, folgt dann noch in einem ausführlichem Abschlussbericht aus Deutschland, dann auch wieder mit Fotos.

Tag 10 und Abschlussbericht:

Am letzten Tag verließen uns die gut gesinnten Geister leider nochmal, was aber nichts an dem gelungenen Gesamtergebnis ändert. Ich musste in meiner letzten Partie gegen einen jungen Franzosen (ELO 2015) spielen. Sehr früh (ich kann mir immer noch nicht erklären warum) verlor ich einen Bauern. In der Euphorie des Angriffs stellte mein Gegner diesen glücklicherweise nach ein paar Zügen wieder zurück ein, sodass ich sehr aussichtsreich stand. Leider übersah ich in einer sehr gut aussehenden Kombination den einzigen funktionierenden Zug, sodass ich in einem Endspiel bald verlor.

Robin spielte in seiner letzen Partie mit Schwarzgegen einen 1800er Tschechen. In einer ihm relativ unbekannten Eröffnungsvariante machte er schnell ungenaue Züge, sodass er unter Druck gesetzt wurde. In einer Stellung, die eigentlich noch zu halten war, verlor er nach ein paar Stunden Spielzeit die Konzentration und patzte, 1-0.

Neun Partien haben wir nun insgesamt gespielt, Robin im C-, ich im B-Turnier. Robin verlor insgesamt vier Partien, remisierte drei mal und konnte seinen Gegner zweimal besiegen. Insgesamt sind das also 3,5 Punkte. Damit hat er zwar sein gesetztes Ziel von über 50% nicht erreicht, er kann aber trotzdem mit sich zufrieden sein. Eine Elo-Performance mit 1790, die deutlich über seiner Zahlt steht, zeigt, dass er einen ordentlichen ELO- und DWZ- Zuwachs bekommen wird. Wie viel das genau sein wird, zeigt erst die Auswertung.

Ich musste insgesamt 5-mal meinem Gegner die Hand strecken, 4-mal gewann ich jedoch auch. Wie Robin habe ich mein gesetztes Ziel von 50% nicht erreicht, bin aber trotzdem hoch zufrieden mit dem Turnier. Bei einem Gegnerschnitt von über 2000 ELO habe ich eine Performance von 2013, dementsprechend wird mein Rating mit der Auswertung ansteigen. Insgesamt kann sich das, was wir gezeigt haben, sehen lassen.

Als Gesamtfazit kann man wieder einmal sagen, dass sich die Fahrt mit der NSJ nach Pardubice lohnt und Spaß macht. Hat man die nervigen und anstrengenden Zugfahrten erst einmal überstanden, ist die Atmosphäre (auch wenn das Wetter wirklich fast zu gut war) klasse. Die Arbeit der Trainer (Friedmar Schirm und Bernd Laubsch) und Betreuer (Jan Salzmann, Volker Janssen, Jan Krensing, Thorsten Bührmann und Helene Romakin) war wieder nur zu loben, immer für die Teilnehmer hilfsbereit. Leider wird die Fahrt nächstes Jahr nicht angeboten, da die Ferien in Niedersachsen zu spät sind, bestimmt jedoch wird ein Alternativprogramm angeboten. Mit den letzten Bildern u.A. von der Rückfahrt und einem “Turniersaalrundgang” beende ich die Berichterstattung:

Ein (zu entschuldigender Weise sehr verwackelter) Rundgang durch die Czech-Arena in Runde 9

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Der Sieger des A-Turniers: GM Liviu-Dieter Nisipeanu

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…und Bilder der doch sehr kräfteberaubenden Rückfahrt.

8 Kommentare

  1. Euch viel Erfolg! Wir sind auf die Ergebnisse gespannt!!
    Dass von euch beiden aber nur 50% der Punkte angestrebt weren, muss sich langsam mal nach oben korrigieren. 😉

  2. Viel Glück auch von Jan und mir. Mensch Yannick, Du hast ja gleich einen 2000er ELO aus dem Weg geräumt und darfst jetzt gegen einen IM mit ELO>2350 ran! Glückwunsch!! Die Ergebnisse von Robin sind noch nicht online. Bin mal gespannt. Grüßt bitte auch Bernd Laubsch und Fabian Müller von uns.

  3. Das hört sich schon mal ganz gut an. Weiter machen.

    Würdest du bitte den Befehl vor / hinter Tag 2 in deinen Bericht setzen, damit nicht der ganze Bericht angezeigt wird.

    Vielen Dank.

  4. Scheint heute kein so glücklicher Tag (Runde 7) bei euch beiden gewesen zu sein…
    Noch mal volle Konzentration für den Endspurt. Die gesetzten Ziele sind noch zu erreichen…

  5. Schöner Bericht!! Vielleicht muss im nächsten Jahr mal Urlaub nehmen und mir das persönlich ansehen. 🙂 Am Ergebnis muss aber noch etwas gearbeitet werden. Immerhin sind es ja nicht die gewonnenen DWZ/ELO-Zahlen, die über ein erfolgreiches Turnier entscheiden…

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