Die schwarze Saison geht weiter – erneute Pleite gegen Lister Turm

Aus dem Tagebuch eines Mannschaftsführers…

Am fünften Spieltag musste die erste Garnitur gegen Lister Turm die Klingen kreuzen. Es war im Vorfeld klar, dass wir punkten mussten, um aus dem Abstiegssumpf rauszukommen. Da Gerhard diesmal passen musste, sprang Stephan ein. Alle anderen Spieler hatten schon frühzeitig zugesagt, so dass ich keine weiteren Spieler aus der zweiten Mannschaft abziehen musste.

Die Aufstellung lautete:

Hamelner SV – HSK Lister Turm

Bode, Wilfried – Nüsken, Nikolas
Schirm, Friedmar – Hoffmann, Lukas
Renner, Kai – Gentemann, Moritz
David, Adrian – Petkidis, Anthony
van Son, Lutz – Hampel, Felix
Schmidt, Dennis – Cordes, Klaus
Rust, Stephan – Juhnke, Jürgen
Koch, Yannick – Denger, Philipp

Wir hatten einen Elo-Schnitt von 2166, unsere Gegner von 2198. Doch wenn man auf die DWZ-Zahlen blickte, war der Vorsprung nicht mehr ganz so groß. Daher versprach der Wettkampf eine enge Kiste zu werden.

Den ersten halben Punkt holte Wilfried, der nach der Eröffnung eine ausgeglichene Stellung hatte. Da er und sein Gegner keine Gewinnversuche unternahmen, einigte man sich schnell auf Remis. Gut, dass es noch keine Sofia-Regelung in der Oberliga gibt. 😉
0,5:0,5

Der erste richtige Knaller folgte sehr schnell. Stephan hatte in der Eröffnung einen Bauern weggestellt und lief die ganze Zeit hinter ihm her. Leider zu langsam. Da Stephan den Bauern nicht wieder zurückerobern konnte, kam er in ein schlechteres Turm-/Läuferendspiel. Hier dauerte es nicht lange bis die Stellung verloren war.
0,5:1,5

Nun lag es an mir den Ausgleich zu erzielen. Zwar war ich eigentlich recht gut aus der Eröffnung rausgekommen, doch meine Mittelspielbehandlung war noch verbesserungswürdig. Meine Figuren waren zwar schon alle entwickelt, doch blieb ich irgendwie auf einem schwachen Zentrumsbauern hängen. Hier gab es mehrere Wege diesen zu belagern. Glücklicherweise wählte mein Gegenüber den falschen Weg und mit einem schönen Springeropfer konnten sich meine Figuren befreien. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir bei 21 Minuten vs. 5 Minuten für ca. 20 Züge, dass die Chancen nun auf meiner Seite lagen. Nach ein, zwei genauen Angriffszügen stand der gegnerischen König unabwendbar auf Matt.
1,5:1,5

Die Sorgenfalten des Mannschaftsführers vergrößerten sich dann, als ich auf die Uhr von Dennis schaute. Die Zeiteinteilung war katastrophal und dazu kam noch eine komplizierte Mittelspiel-Stellung. Mit einer Bauerngabel drohte der Gastspieler eine Figur zu gewinnen, doch Dennis fand in der knappen Zeit einen tollen Konter und bedrängte den gegnerischen Monarchen. Und es kam noch besser – im Blitzmodus strömten förmlich Dennis Figuren in die gegnerische Stellung und er gewann Material. Dann hieß es nur noch den Vorsprung sichern und über die Zeit kommen. Nach dem 40. Zug war ein Mehrläufer für Dennis übrig geblieben und es folgte sofort die Aufgabe seines Gegners.
2,5:1,5

Nun lagen wir zur Halbzeit tatsächlich mal mit 2,5:1,5 vorne – mal etwas Neues in dieser Saison und die restlichen Partien sahen eigentlich recht gut aus. Adrian stand ein wenig komisch, Kai’s Stellung war komplett ausgeglichen und Yannick und Friedmar standen beide besser. Ein Mannschaftssieg war also in greifbarer Nähe.

Dann kam der erste Dämpfer. Adrian war recht gut aus der Eröffnung gekommen, doch im Mittelspiel konnte sein Gegner zwei Freibauern am Damenflügel bilden. Mit seiner Dame versuchte Adrian nun dem gegnerischen Monarchen an die Wäsche zu gehen. Das misslang und so verlor er die Partie.
2,5:2,5

Nun muss ich auch mal Kai loben! Hatte der Hamelner bei seiner Zeiteinteilung sonst seinen Mannschaftsführer an den Rand des Wahnsinns getrieben, so hatte Kai diesmal immer mehr Zeit als sein Gegenüber auf der Uhr. Schon auf der LEM soll er vorbildlich mit seiner Zeiteinteilung gewesen sein. Bravo – weiter so. Die Partie war dagegen eher weniger aufregend. Keine Seite konnte einen Vorteil erspielen und nach über 4,5 Stunden einigte man sich auf Remis.
3,0:3,0.

Match of the Day spielte diesmal ganz klar Friedmar. Nun Friedmar ist nun nicht unbedingt für seine ruhigen Partien bekannt, doch diesmal war es sogar ein Zacken schärfer und es erinnerte mich stark an die guten alten Zeiten, als Morten Weyrich einen Benzinkanister ans Brett brachte und die Stellung in Flammen aufging. 😉
Die Eröffnungsbehandlung war klasse, so dass die gegnerische Stellung schnell schon SOS funkte. Als ich wenig später ans Brett zurück kam, bekam ich einen Schlag. Friedmars Dame stand neben dem Brett, die gegnerische Dame auf dem Brett. Schnell zählte ich die übrigen Klötze. Turm, Läufer und Springer mehr. Ufff….. mein armes Herz. Die Stellung brannte lichterloh. Man kann es kaum beschrieben. Im weiteren Verlauf der Partie mit schmelzender Bedenkzeit wurde dann wohl auf beiden Seiten nicht immer der optimale Zug gefunden. Und unglaublicher Weise endete es im Doppelturm- vs. Damen-Endspiel. Hier einigten sich beide dann auf Remis. Unglaublich – damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
3,5:3,5

Nun lag die große Bürde auf den schmalen Schultern von unseren Youngster Yannick. Nach seiner tollen Leistung bei der LEM hatte ich diesmal große Hoffnungen in Yannick gesetzt. In der Eröffnung opferte sein Gegner einen Bauern. Die Stellung war kompliziert und es gab einige Angriffsmöglichkeiten, die Yannick alle abwehren konnte. Dann opferte der Hannoveraner sogar noch eine Qualität. Doch Yannicks Nerven und die Stellung hielten und er brachte sogar einen Turm in die gegnerische Stellung. Nun schien der Sieg in greifbarer Nähe zu sein. Es fehlten nur noch ein, zwei genaue Züge und ein bisschen Materialtausch. Doch die Uhr wurde Yannicks nächster Gegner. In der Zeitnot fand sein Gegenüber die besseren Züge und Yannicks Stellung wurde minütlich schlechter. Nach der Zeitkontrolle war es dann klar – schon wieder ein Osterei. Das ist bitter, so gut gespielt und dann zum Schluss doch noch verloren.
3,5:4,5

Tja, das war ein Satz mit x – das war wohl nichts. Mit 2:8 Mannschaftspunkten stehen wir auf den vorletzten Platz. Nun haben wir schon zwei Punkte Rückstand und der nächste Gegner in Bremen wird nicht leichter werden. Fielen in der letzten Saison die knappen Partien auf unsere Seite, so läuft es in dieser Saison genau anders herum. Doch wie sagt man: es gleicht sich immer wieder aus und schon beim nächsten Mal können wir wieder als Sieger herausgehen. Ich wage es kaum das Schachorakel aufzurufen.

3 Kommentare

  1. Schöner Bericht. Danke Lutz. Wobei ich, sofern ich mich richtig erinnere, noch vor dir mit meiner Partie fertig war… Oder? 😀

    Und: Ich gelobe Besserung in der Zeiteinteilung. Aber alles braucht seine Zeit.

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