Schach trifft König Fußball

Unter diesem Motto trafen sich bei Kaiserwetter 159 Teilnehmer in der Benteler Arena des frischgebackenen Fußball Bundesligisten SC Paderborn 07 zum königlichen Spiel. Der "Blaue Springer Paderborn" hatte zur alljährlichen Jugendopen zu 9 Runden Schnellschach (15 Minuten pro Spieler und Partie) eingeladen.

Paderborn Panorama

Neben Top-Spielern aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen versuchten sich mit Morris Schütte von der KSV Rochade Göttingen und Jan Helmer auch zwei Niedersachsen im Kampf um die begehrten Pokale in 5 Altersklassen.

(Jan und Morris vor dem Vereinslogo)

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Besonderheit dieses Schachturniers: Die ersten Bretter wurden allesamt in der sogenannten Mixed-Zone, also der Einlauf-Zone der Fußball-Spieler, durchgeführt und dabei nicht nur alle live ins Internet übertragen, sondern auch noch auf die großen Video-Projektionswände im Stadion.

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Für die mitgereisten Zuschauer ein ganz außergewöhnliches Erlebnis.

Jan durfte sich berechtigte Titelambitionen machen, denn er startete im U12-Turnier mit der höchsten ELO Zahl von Platz 1 der Setzliste, dicht gefolgt von drei sehr starken Paderborner Musketieren: Moritz Brockhoff, Noah Stirnberg und Niklas Schlangenotto wurden bereits im Jahr 2012 deutscher U10 Vize-Mannschaftsmeister und 2013 sogar deutscher U10 Mannschaftsmeister.

Wie würde sich Jan in diesem Feld schlagen ?

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Nach drei souveränen Runden, in der Jan jeweils gewinnt, steht die erste echte Bewährungsprobe auf dem Programm:

Mit den schwarzen Steinen spielt er gegen den Setzlistenzweiten Moritz Brockhoff, der selbstbewusst in die Partie geht.

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Bei einem Duell auf Augenhöhe reizen beide Spieler die Bedenkzeit von jeweils 15 Minuten fast vollständig aus. Im komplizierten Turm-Läufer Endspiel kann Jan einen Bauern gewinnen, muss aber viel rechnen und vergisst dabei in spielentscheidender Phase die Uhr zu drücken. So verrinnen wertvolle Sekunden und es stehen nur noch 30 Sekunden auf der Uhr, als er seinen Faux-Pas entdeckt.

Nach weiterem Bauerntausch setzt der Mehrbauer den Marsch zur Damenumwandlung an: 15 Sekunden noch auf der Uhr …

Die Figuren fliegen über das Brett: Damenumwandlung und noch 10 Sekunden auf der Uhr …

Jetzt noch schnell das Mattnetz aufziehen: 8 Sekunden auf der Uhr …

Der gegnerische König wird an den Brettrand gedrängt: 7 Sekunden auf der Uhr …

Schach! Der gegnerischen König wandert unvermeidbar in sein Verderben: 6 Sekunden noch auf der Uhr …

Matt! Mit 5 Sekunden Restzeit gewinnt Jan ein hochdramatisches Spiel und führt die U12-Gruppe weiter ungeschlagen mit 4 Punkten aus 4 Partien an.

In Runde 5 wartet dann gleich der nächste Paderborner auf Jan: Noah Stirnberg, der Setzlistendritte. Nach dem dramatischen Sieg von Jan gegen den Vereinskameraden in der Runde zuvor, geht Noah sichtlich nervös in die Partie. Jan bekommt eine seiner Leib- und Magenvarianten auf das Brett und spielt den Paderborner schwindelig. Nach 17 Zügen und 4 Züge vor dem Matt gibt Noah frustriert auf.

Zur Halbzeit des Turniers hat Jan mit nun 5 Punkten aus 5 Runden bereits einen ganzen Punkt Vorsprung auf die Konkurrenz. Nun erst einmal 90 Minuten Pause und neue Kräfte auftanken.

In der Mittagspause wird den Kindern eine kostenlose Stadionführung angeboten, an der auch Trainer und Betreuer teilnehmen. Die Pausenzeiten zwischen den Partien werden im Kids-Club mit ausreichend Bewegungssport ausgefüllt.

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<- Das sehen wir erst nach der Sommerpause oder im nächsten Jahr Smiley

Um 15:00 Uhr wird das Turnier fortgesetzt.

In Runde 6 zelebriert Jan dann Schach vom Feinsten. Gegen einen Überraschungsspieler aus Bielefeld zwingt Jan den Gegner in ein Mattmotiv, das er im Training immer und immer wieder geübt hat: Hineinziehungsopfer mit der Dame und einzügig mit dem Springer matt setzen: Erstickungsmatt!

6 Punkte aus 6 Runden. Jan zieht weiter einsam seine Kreise. In Runde 7 wartet dann der letzte, der drei Paderborner Musketiere auf Jan: Niklas Schlangenotto, der bislang ein sehr starkes Turnier spielt.

Doch auch er wirkt vor dem Spiel sichtlich nervös. Mit tief in die Basecap eingegrabenem Gesicht startet Niklas in die Partie. Es wird erneut eine Partie, die im wahrsten Sinne des Wortes bis auf die letzte Figur ausgereizt wird. In einem ausgeglichenen Mittelspiel erhält Jan die Initiative und gerät in positionellen Vorteil. Doch der Abtausch einer starken Leichtfigur bringt die Partie wieder auf Remis-Breite, was sich bis zum Partieende, als sich zwei Könige gegenüber stehen, nicht mehr ändern sollte: Remis!

Jan gibt den ersten halben Punkt ab und die Konkurrenz holt auf: Moritz Brockhoff liegt mit 6 Punkten aus 7 Runden nur noch einen halben Zähler hinter Jan.

Reicht die Kondition bis zum Ende des langen und anstrengenden Turnieres ?

In Runde 8 trifft Jan auf das erste Mädchen, Kirsten Bünte, die auch ein sehr starkes Turnier spielt.
Eine ausgeglichene Partie entscheidet sich erst mit der Zeitüberschreitung der Gegnerin, so dass Jan erneut einen Sieg einfährt. Durch das zeitgleiche Remis von Moritz Brockhoff gegen Noah Stirnberg erhöht sich der Vorsprung vor der letzten und entscheidenden Runde wieder auf einen ganzen Punkt.

Damit reicht Jan bereits ein Remis in der 9. Runde zum Turniersieg.

Doch Jan gibt auch in der letzten Runde noch einmal alles und will sich mit dem Remis nicht zufrieden geben, das sein Gegner ihm ein ums andere Mal anbietet. Er gerät in Vorteil, verliert ihn aber im Mittelspiel wieder. Parallel läuft das Spiel der Verfolger Moritz Brockhoff gegen Niklas Schlangenotto, in der beide jeweils Gewinnzüge übersehen und den kundigen Kiebitzen die Haare zu Berge stehen lassen.

Jans Partie wird durch die bessere Kondition entschieden. Im Endspiel besinnt sich Jan auf die trainierten Spielmotive, stellt Mattdrohungen auf und bildet zwei verbundene Freibauern. Nach Schwerfigurentausch steht Jan mit zwei verbundenen Freibauern dem gegnerischen König gegenüber. Zwei Züge vor dem Matt gibt der Gegner auf. Damit erreicht Jan 8,5 Punkte aus 9 Runden und gewinnt ungeschlagen mit 1,5 Vorsprung auf Niklas Schlangenotto und 2 Punkten vor Moritz Brockhoff souverän das Turnier.

Morris Schütte belegt mit 5 aus 9 Punkten ebenfalls einen guten 16. Platz unter 37 Teilnehmern.

Da sind sie: “Die Objekte der Begierde”

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Doch nun beginnt die Zeit des Wartens, denn alle 159 Teilnehmer bekommen einen WM-Planer, Medaillen, Urkunden und werden persönlich geehrt: Wow!

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Das Warten hat ein Ende …

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(v.l.n.r. Niklas Schlangenotto, Jan Helmer, Moritz Brockhoff)

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(alle Preisträger des Paderborner Jugendopens)

Um 19:00 Uhr geht ein sehr schönes Schachturnier an einem herrlichen Tag zu Ende.

Fazit: Insgesamt ein tolles Turnier mit fantastischen Rahmenbedingungen und einer sehr guten Organisation, die durch den ersten Vorsitzenden des blauen Springers Dr. Ulrich Rust und sein Team sichergestellt wurde.

Wir freuen uns auf das nächste Jahr.

Alle weiteren Details, Ranglisten, Impressionen, etc. zum Turnier sind auf der Turnierhomepage zu finden.

2 Kommentare

  1. Herzlichen Glückwunsch an Jan!
    Die Berichte von Andreas sind immer spannend und interessant geschrieben.
    Macht Spass beim Lesen.

  2. Tolle Bild – schöner Bericht- tolle Spielbedingungen.
    In der nächsten Saison werden dort auch die Fußballer von Bayern München ihre Visitenkarte abgeben. 🙂

    Jan hat ein sehr gutes Ergebnis erzielt.
    Schade nur, dass kein weiterer Hamelner dabei war.

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