Pokal: Achtelfinal-Hürde locker übersprungen

Na gut, so locker war es nun auch nicht gewesen, doch drehen wir einmal wieder die Uhr ein paar Tage zurück.

Am Anfang der Woche hatte ja der Winter gemeint, ein neues Comeback starten zu müssen. Mit sorgenvoller Miene schaute ich mir den Wetterbericht an – es sollte nicht besser werden. Glücklicherweise konnte ich diesmal frühzeitig mein Team zusammenstellen. Da der Hamelner SV schon häufig genug gegen einen Verbandsligisten rausgeflogen war, spielten wir diesmal in der Aufstellung Wilfried, Kai, Igor und Lutz. Bei bestmöglicher gegnerischer Besetzung sollten wir trotzdem als Favorit in den Wettkampf gehen.

Morgens um 06:15 Uhr quälte ich mich aus dem Bett, um dann rechtzeitig Wilfried am Elzener Bahnhof abholen zu können. Wieder zurück nach Hameln und Kai eingesammelt und zum Schluss über Hessisch Oldendorf gefahren um Igor mitzunehmen. So waren wir vier alle schön im trockenen warmen Volvo und fuhren in Richtung Osnabrück. Das Winterwetter war am Sonntag morgen noch mal gnädig gewesen, es war zwar saukalt doch die Straßen waren einigermaßen frei. Nur hin und wieder eine Schneeverwehung. Aber mit guten Winterreifen war das auch kein Problem. In Oesede angekommen führte mich das Navi zum gewünschten Zielort. Schnell die Mannschaftsaufstellung abgegeben und schon ging es los.

SG Oesede-Gmht. – Hamelner SV
Raum, Sebastian (2148) – (2288) FM Bode, Wilfried
Düssler, Stefanie (2064) – (2172) Renner, Kai
Dittrich, Meik (1984) – (1998) Belov, Igor
Thumulka, Patrick (1988) – (2038) van Son, Lutz

Tatsächlich waren unsere Gastgeben in Bestbesetzung angetreten und da drei der vier Spieler noch Jugendspieler waren, war ihre tatsächliche Spielstärke vermutlich noch ein bissen höher. Am Spitzenbrett zauberte Wilfried wieder eine Schachpartie auf höchstem Niveau. Hier mal ein Bauernzug, dort mal eine Leichtfigur hingespielt. Das Risiko wurde stets minimiert und der Vorteil scheibchenweise vergrößert. Als Normalsterbliche kann ich das kaum erklären. Auf jeden Fall wurden die Lücken in der gegnerischen Stellung größer und ein Bauer wurde ins Visier genommen. Mit zunehmender Zeitnot wurde der Vorteil größer – eine schöne Kombination brachte den Bauerngewinn. Dann kurz zwei Figuren abgetauscht und das gewonnene Endspiel war erreicht. Das wollte sich der Gegner nicht zeigen lassen und gab auf. 1:0

Ganz zu filigran habe ich am vierten Brett nicht gespielt. Die ersten 15 Züge wurden in 5 Minuten gespielt – man sollte annehmen dass beide Spieler sich in der Französischen Verteidigung auskannten. Meine weißen Klötze marschierten am Königsflügel auf – das schwarze Heer nahm den Damenflügel unter Beschuss. Da beide Könige kurz rochiert hatten, hatte ich ein gutes Gefühl gehabt. Doch nur eine einzige positionelle Ungenauerigkeit war es, die meinen Damenflügel wie ein Kartenhaus zusammenbrechen ließ. Man oh man – nicht nur das seine Truppen anmarschiert kamen, mein Angriff erlahmte und ich verlor einen Bauern. Nachdem dann auch noch zwei Leichtfiguren getauscht wurden, sah ich eigentlich keine vernünftigen Gewinnchancen. Ein kurzer Blick auf Igors Stellung verhieß auch nichts Gutes – es drohte eine Doppelnull an den hinteren Brettern.

Ich war schon mächtig gefrustet, als ich meinen Kontrahenten in die Augen sehen wollte. Hoppla – der hatte doch glatt die Augen zu gemacht und schlief. Ob er nun zu lange gefeiert hatte oder mein Spiel ihn entkräftet hatte wusste ich nicht, aber meine Angrifflust entfachte es enorm. Und bevor ich positionell auseinander genommen werde, schleuderte ich ein Turm in die gegnerische Stellung. *Wumm* Da war mein Gegenüber auf einmal wieder wach geworden. 🙂 Das Qualitätsopfer musste angenommen werden und mein Läufer bekam neue Angriffsmöglichkeiten. Das Spiel verschärfte sich und nach dem Springergewinn hatte ich zwei Läufer gegen Turm und zwei Bauern. Die Zeitnot auf beiden Seiten war dann wohl der entscheidende Vorteil für mich. Im 39.Zug lugte der feindliche König um die Ecke – sein Todesurteil. Ein Läuferopfer kam und kurze Zeit später, zwei Züge vor dem Matt, gab mein Gegner auf. *Puhhhh* noch einmal Glück gehabt. 2:0

Kai musste sich gegen eine junge Schachamazone behaupten. Oesede-Georgsmarienhütte ist durch die gute Mädchenförderung bekannt geworden. Die amtierenden deutschen U14-Meister kommen aus Oesede-Georgsmarienhütte. Gut, so jung war seine Gegnerin nun nicht gewesen. 🙂 Die Partie verlief dann sehr zähhhhhhhflüssig. Ein Großteil der Bauern verkeilte sich ineinander. Die Figuren dahinter versuchten vernünftige Plätze zu finden. Da die Könige auf unterschiedlich Flügel standen, versuchte Kai die Stellung am Königsflügel zu öffnen. Notgedrungen, da ja zwischenzeitlich an den hinteren Brettern die Doppelnull drohte. Nun zeigte sich Kais positionelle und taktische Stärke. Ja mit genug Zeit kann man auch die schönen Züge finden. Auf jeden Fall brach seine Dame in die feindliche Stellung ein und wütete wie ein Fuchs im Hühnerstall. Nach einem Läufergewinn kam die Dame noch rechtzeitig zurück, um jegliches Gegenspiel im Keime zu ersticken. Mit einer Minusfigur wollte seine Gegnerin danach nicht mehr lange spielen und gab auf. 3:0

Wie schon mehrfach angedeutet, hatte Igor nicht seinen besten Tag. Es entstand so eine typische Kuddelmuddel-Igor-Stellung wobei seine Klötze relativ wenig Platz hatten. Der Gegner drückte im Zentrum und Königsflügel und Igor bemühte sich am Damenflügel um Gegenspiel. Als es so aussah, dass seine Kräfte am Damenflügel tatsächlich etwas erreichen konnte, brach die Mitte und vor allem der Königsflügel zusammen. Ein Figurenopfer gegen zwei Bauern sollte das Blatt wenden – doch die Betonung liegt hier auf „sollte“. Die Stellung verschlimmerte sich. Zwar versuchte Igor die freigewordenen Bauern nach vorne zu bringen, doch der gegnerische Bauer war schneller. Noch eine Figur musste gegeben werden. Der Rest war Qual – na gut wir konnten unsere Partien analysiert bis Igor endlich seine Partie aufgab. 3:1

Im Großen und Ganzen doch recht sicher, da unsere beiden Spitzenbrett ihre Stellungen gut ausgespielt hatten. Nun sind wir unter den letzten Acht und hoffen auf ein Heimspiel.

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