NIE WIEDER LANDESLIGA – nach der 6:2-Peitsche in Hildesheim ist der Aufstieg perfekt

Aus der Gedankenwelt eines Schachspielers…

Vor den Wettkampf, gab es kurzzeitig schon mal die Überlegung „sollten wir einfach ein 4:4 anbieten oder nicht“. Aber diese Gedankenspiele wurden einfach weggepustet. Wenn wir schon einen solch guten Lauf haben, dann wollten wir auch mit einer weisen Weste den Aufstieg packen. Doch als etwas später Hildesheim einen 2200-Spieler einfach nachgemeldet hatte, war die Aufregung groß. Wer war der Spieler und wer kannte ihn? Schließlich konnte ich unseren Mannschaftsführer wieder beruhigen mit der Tatsache, dass der Spieler seit über 7 Jahren keine Turnierauswertung hatte. 😉 *hüstel* Doch wer sollte gegen den Riesen an Brett 8 antreten? Das konnte nur einer sein – unser Quälix, der Schreckliche.
Diesmal brauchen wir nur ein Auto, da drei unserer Spieler schon vor Ort waren oder selber fuhren. Also schön kuschelig mit 5 Mann in Kai’s Wagen. Es folgte die Hinfahrt – mehr so eine Abenteuerreise mit Kai. Diesmal hatte unser Autoführer eine sehr einseitige Musik-CD eingelegt. Alle 30 Sekunden kam „Bitte achten Sie auf ihre Geschwindigkeit“ aus den Boxen. Die immer wieder von unseren Kommentaren „Achtung Blitzer“ und „das ist eine beliebte Blitzstelle“ unterbrochen wurden. Sehr pünktlich kamen wir in Hildesheim an und fanden auch recht schnell das schöne Spiellokal.

Ein kurzer Blick auf die gegnerische Aufstellung verriet, dass wir an vier Brettern nominell stärker waren. Das versprach ein heißes Match zu werden, nicht umsonst war Hildesheim das nominell zweistärkstes Team in der Landesliga. Doch wie sage ich immer: „Die DWZ spielt kein Schach.“ Nach eine kurzen Begrüßung begann der Wettkampf pünktlich um 10 Uhr.

Die Aufstellung lautete:

Hildesheimer SV – Hamelner SV
1 Wiege, André (2010) – (2295) FM Bode, Wilfried
2 Brandes, Stephan (2139) – (2110) van Son, Lutz
3 Ermel, Dirk (2116) – (2077) Renner, Kai
4 Hoffmann, Bernhard (2039) – (1969) Schmidt, Dennis
5 Raimann, Max Günther (2088) – (2168) FM David, Adrian
6 Verhoef, Helge (1976) – (2086) Dr. Gerstmann, Frank
7 Hartmann, Andreas (1694) – (1964) Koch, Yannick
8 Sperlich, Olaf (2285) – (2031) Jacobi, Felix-Hagen

Nach 1,5 Stunden ließ ich einen Blick über die anderen Bretter schweifen. Wilfried, Kai und Yannick standen schon ganz gut, Felix stand schon ein wenig verdächtig. Das restliche Quartett war noch ausgeglichen. Dann ging es ganz schnell los.

Adrian konnte diesmal mit den weißen Steinen keinen Stellungsvorteil erzielen. Und nach kurzen Spiel wurde das Remis vereinbart.
0,5:0,5

Bei Frank konnte man diesmal sagen. Figuren aufgestellt, einmal kurz entwickelt und dann schnell Remis gemacht. Gut, Energie gespart, um in der letzte Runde wieder zu gewinnen. 😉
1,0:1,0

Mit einer guten Eröffnungswahl Yannick konnte schnell einen kleinen Vorteil erzielen. Am Damenflügel schaften dann seine Truppen den entscheidenen Durchbruch und ein Bauer gelang auf die 7.Reihe. Zwar wurde eine schöne direkte Gewinnvariante verpasst, aber mit einen weiteren Bauerngewinnen wurden die Stellung pulverisiert und die Weichen auf den vollen Punkt gestellt.
2,0:1,0

Mein Gegner hatte sich eine interessante Eröffnung ausgesucht. Lange kam ich nicht damit zurecht und verbrauchte viel Bedenkzeit. Doch nach 15 Züge konnten meine Truppen sich endlich befreien und nach einigen Figurenabtäuschen entstand ein remises Endspiel. Doch dann schlug mir der Zeitmesser ein Schnippchen. Nach einem überraschenden Turmzug fiel ich kurzzeitig in eine Art Schockstarre und verlor durch Zeitüberschreitung. Man oh man, dass ist mir schon lange nicht passiert.
2,0:2,0

Was für eine Partie! Man muss sich mal vorstellen, man spielt etliche Jahren keine Turnierpartie und dann muss man gegen Felix antreten. Aus der Eröffnung heraus musste Felix einige Probleme lösen. Zwar konnten seine Schwerfiguren die offene C-Linie kontrollieren, doch am Königsflügel herrschte gähnene Leere von schwarzen Figuren. Da musste wieder einmal eine unorthodoxe Verteidigungsstrategie herhalten. Leider war die Notation da zuende, weil Felix wieder diese Sauklaue hatte. Doch denke ich schon, dass das Opfer korrekt war und Felix musste eine heiße Abwehrschlacht schlagen. Man konnte kaum vorraus sehen wie es ausgehen konnte. Die Zeit war vielleicht dann ein entscheidenes Element. Der Angriff verlor an Durchschlag und der Rattenfänger konnte noch eine Figur gewinnen. Nach dem Damentausch stand das Endergebnis fest- Felix hatte sich wieder zum Sieg erklammert. 🙂
3,0:2,0

Einen langen Atem hatte diesmal auch Wilfrid gehabt. Unser Fidemeister konnte seine Stellung immer weiter verbessern, bis ein endscheidener Einschlag auf h7 drohte. Mit einem schönen Läuferopfer hätte Willi den Angrif starten sollen, doch zog er den strategischen Gewinn vor. Statt dem Opfer wurde sein Gegner am Damenflügel auseinander gespielt. Hier zeigte sich wieder einmal, dass der Springer dem Läufer überlegen ist. 😉 Eine klare Sache für uns.
4,0:2,0

Das 4:4 war schon mal sicher und somit der Aufstieg. Die restliche zwei Partien versprachen noch weitere Punkte für uns. Kai hatte ein sehr gutes Läuferendspiel mit viel Gewinnpotential und Dennis Angriff sah auch sehr gefährlich aus.

Der Topscorer der Landesliga lehnte schon früh das Remisangebot ab. Kai konnte wieder einmal beweisen, dass seine Mittelspieleinschätzung sehr gut war. Es wurde recht schnell recht viel getauscht, so dass ein Springer-/Läuferendspiel mit ein wenig mehr Raum für Kai entstand. Hier zeigte sich seine wahre Spielstärke und er provozierte einige Bauernschwächen.
einmal hatte Kai einen schönen Bauerndurchbruch am Königsflügel nicht beachtet. aber nachdem dann noch die Springer getauscht wurden, sprang noch ein Bauer für ihn ab. Der Rest war Technik und Kai verwandelte sicher das Endspiel in einen vollen Punkt.
5,0:2,0

Ich denke mit „wilde Sau spielen“ kann man die Partie von Dennis sehr gut auf einen Nenner bringen. Das Brett brande lichterloh, weil beide Spieler mit offenen Visier spielten. Dennis am Königsflügel und sein Gegner am Damenflügel. Der Vorteil wechselte in regelmäßigen Zügen. Da war es auch nicht verwundert, dass 3 – 4 Mal das Remisangebot abgelehnt wurde. Irgendwie hatte Dennis eine Qualität geopfert und dafür den Königsflügel entblöst. Leider griff der Rattenfänger einmal böse daneben, als er eine Gewinnstellung nicht verwerten konnte. Aber auch sein Gegenüber spielte nicht immer die besten Züge. Irgendwann nach der Zwitnotphase behielt Dennis den kühleren Kopf und konnte mit Springer und Dame matt setzen.
6,0:2,0

Der Wettkampf wurde glatt gewonnen, vermutlich ein wenig zu hoch. Felix und Dennis hatten ein wenig Glück gehabt, dafür brauchte ich nicht in remiser Stellung die Zeit überschreiten. Insgesamt berachtet geht der Sieg in Ordnung. Nachdem auch noch Wolfsburg verloren hat, haben wir Sage und Schreibe 6 MP Vorsprung vor dem letzten Spieltag und sind vorzeitig Meister. *JUBEL* Es zeigte sich, dass fast alle knappen Spiele in dieser Saison zu unseren Gunsten ausgegangen waren. Mit nur 6 Niederlagen aus 64 Partien haben wir eine wahnsinnige Quote. Dazu mit Topscorer Kai und Wilfried wahre Punktesammler. Aber auch unsere Ersatzspieler aus der Zweiten Mannschaft haben ihre Sache riesig gemacht. Keins der 10 Partien wurde verloren und tolle 7 Punkte eingesammelt. Vorraus schauend für die kommende Oberligasaison sei noch gesagt, „wir werden nicht mehr der Hecht im Karpfenteich sein, mehr der Goldfisch“. Trotzdem freuen wir uns auf den Saisonabschluss und die neue Saison.

5 Kommentare

  1. Glückwunsch zum souveränen Aufstieg. Ihr habt die wahrscheinlich letzte Aufstiegschance sehr überzeugend wahrgenommen. Hoffentlich entwickelt ihr euch zu „Kampfgoldfischen“ in der Oberliga.

  2. Wir haben uns deutlich gesteigert im Vergleich zum letzten Jahr.
    Fortuna war uns dieses Mal vor allem in den Partien unserer Aushilfen immer zur Seite.
    Ob das für nächste Saison so reicht, muss man sehen.

    1. Mich freut es ja, das die Brettwechsel den ein oder anderen Schachfreund durchaus angespornt und ein tolles Ergebnis beschert haben. Und du warst ja auch gut drauf, Yannick!

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