NDBMM: Drama in Berlin – Mannschaftsführer wechselt sich selber ein

Die gute Nachricht zuerst! Die Norddeutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft 2015 fand nicht (wie in den letzten Jahren) in Wittenberge statt. Nein, diesmal fand die NDBMM in Berlin statt und ich konnte vier weitere starke Spieler aus unserem Verein überzeugen, dort mit mir hinzufahren.

Da am Sonntag die Uhren auf die Sommerzeit vorgestellt wurden, war es leider eine verdammt kurze Nacht. Um 06:45 Uhr verließ ich mein Heim und holte als erstes Kai um 07:00 Uhr in Hameln ab. Um 07:05 Uhr stieg Adrian in Afferde dazu. Um kurz nach 07:30 Uhr sammelten wir Wilfried am Elzer Bahnhof ein und um ca. 07:50 Uhr Dennis vom Hildesheimer Bahnhof. Nun begann die Kuschelrunde in meinem Auto. 🙂 Wieder wurde gestöhnt, wie klein doch mein Wagen ist und ich unbedingt ein größeres Auto benötige. Vielleicht schießt ja der Verein ein paar große Geldscheine dazu?! Um 08:00 Uhr ging es dann auf die Autobahn – ab in den Osten. Da das Wetter einigermaßen gut und die Autobahn relativ leer war, hatte wir keinen Stress und kamen gut voran. Meine Planung mit ca. 3,5 Stunden war korrekt und um 10:30 Uhr betraten wir das Spiellokal. Kurz angemeldet und schon ging es um die Mannschaftsaufstellung. Gut, Brett 1 ging an Wilfried, wer denn auch sonst? Da Adrian wieder am Mädchenbrett spielen wollte und Kai und Dennis keine Angaben machten, setzte ich Kai an Brett 2 und Dennis an Brett 3. Selber notierte ich meinen Namen an Brett 5. Doch ich sagte gleich, dass ich gar nicht spielen wollte. Es sei denn, einer würde die „Kleine Rochade“ machen.

So gab ich die Mannschaftsaufstellung ab und bekam gleich den Begleitzettel ausgehändigt, wann wir in welcher Runde welchen Gegner niederringen müssen. In der Setzliste der 28 Mannschaften waren wir an Nummer 10 gesetzt. Da in den letzten Jahren immer die ersten 8 Mannschaften zur DBMM fuhren, mussten wir also zwei stärkere Mannschaften hinter uns lassen. Das sollte ja eigentlich kein Problem sein. Ich ging zur meinen Mannschaftskameraden und blickte kurz auf den Begleitzettel – upps – „Ich denke, ich werde wohl doch nicht automatisch einspringen, wenn jemand 0-0 spielt.“, bemerkte ich kurz. Meine Kameraden fragten mich warum. „Naja. Die Auslosung ergab, dass wir in Runde 1 gegen König Tegel und in Runde 2 gegen SF Berlin spielen müssen. Dann müsste ich ja in der 3. Runde gleich an drei Brettern spielen.“ 🙂 Na bravo, gleich am Anfang die beiden stärksten Mannschaften. Mit über 2400 DWZ im Schnitt lagen beide Teams gut 200 Punkte vor den anderen Mannschaften. Wir kamen mit knapp unter 2200 ja auf Rang 10.

„Folgend einige Aufnahmen, die uns freundlicher Weise von den Schachfreunden Lichterade zur Verfügung gestellt wurden. Vielen Dank an dieser Stelle!“

Also, das Team auf die ersten beiden Runden eingestimmt – 1 Punkt muss her, egal wie. Und tatsächlich nach der 2. Runde hatten wir auch einen Punkt. Einen Brettpunkt. Da haben sie mich wohl missverstanden. Wilfried hat in einer tollen Partie GM Rabiega geschlagen und auch die anderen Drei standen gegen König Tegel gut bis vielversprechend. Doch das reicht leider nicht gegen eine Gegnerschaft dieser Kategorie. Gut, Mund abputzen und weiter geht’s. Gegen Oberschöneweide gab es ein 2:2 – naja, nicht berauschend. Nun kam Kreuzberg und die nächste Peitsche. Mit 0,5:3,5 verloren wir recht deutlich. Mit einem Mannschaftspunkt aus den ersten 4 Runden lagen wir weit abgeschlagen auf Rang 24 schon mit 5 Punkten Rückstand zu Platz 8. Nun folgten endlich die ersten Siegen gegen Nord-Ost Berlin und Weiße Dame und gleich danach wieder eine 0,5:3,5 Peitsche gegen Queer-Springer Berlin. Es folgte der Gastgeber Lichterade, den wir recht locker mit 3:1 in die Schranken weisen konnten. Doch schon wieder der neunte Gegner Norderstedt bestrafte unsere Mannschaft. Hameln lag auf Rang 20 und hatte 6 Punkte Abstand zum Platz an der Sonne. Die Einzelzwischenergebnisse waren zum Teil verheerend. Willi 4,5 – Kai 0,5 – Dennis 5 und Adrian 5 aus jeweils 9 Partien. Da musste ich mich, wie einst Günter Netzer im DFB-Pokalfinale 1973, selber einwechseln und den völlig erschöpften Kai eine Pause gönnen. 🙂 Gegen Bargteheide erspielte ich gleich meinen ersten halben Punkt, trotzdem verloren wir mit 1,5:2,5. Dennoch sollte dieser halbe Punkt zum Schluss noch wichtig werden. Da Dennis nicht zu seinem Mittagsmahl gekommen war, spielte ich noch eine Runde und wir gewannen mit 3:1 gegen Bad Oldesloe. Der Knoten war gelöst, die Mannschaft glaubte wieder an ihre alte Stärke und dass wir es noch schaffen könnten. Es folgte eine fast beispiellose Aufholjagd, die kaum besser dargestellt werden konnte. Wieder mit der alten Stammmannschaft gewannen wir gegen Königsspringer Hamburg und Marmstorf. Ein 2:2 gegen St. Pauli (da wollte ich eigentlich Adrian aussetzen lassen – hätte ich es doch getan). Nun folgten zwei dicke Brocken. Rostock und Schwerin die noch an Tabellenplatz 2 lagen. Doch wir räumten die Straße zum Ruhm und besiegten darauf auch noch Wismar und Grevenmühlen.

Eine kurze Pause unterbrach unsere Siegesserie, allerdings verkündete der Turnierleiter, dass sich sogar die ersten 9 Mannschaften für die DBMM qualifizieren, da sich nicht eine sondern sogar zwei Berliner Mannschaften im letzten Jahr vorqualifiziert hatten. Ein kurzer Blick auf die Tabelle – wir lagen tatsächlich auf Platz 9 mit einem Punkt Vorsprung. Die Freude war groß, doch ich musste wieder unsere Mannschaft einpeitschen, damit sie nicht leichtfertig den Vorsprung verspielte. Gegen Lübbenau, Potsdam und unseren direkten Kontrahenten Cottbus gewannen wir und hatten nun 2 Mannschaftspunkte Vorsprung auf Platz 10. Nun mussten wir im Niedersachsenduell gegen Hannover 96 antreten, die wir bei der Niedersachsenmeisterschaft geschlagen hatte. Ein packender Wettkampf, den wir leider zum Schluss unnötigerweise mit 1:3 verloren. Nun folgten zwei leichtere Gegner – Weißensee und Lichterade 2 – die wir beide souverän besiegen konnten. Drei Runden vor Schluss lagen wir mit 3 Mannschaftspunkten und 4 Brettpunkten Vorsprung deutlich vor Platz 10. Was sollte nun noch schief gehen?

Die letzten drei Gegner waren Lister Turm, Bremen-Nord und der Bundesligist Werder Bremen. Schwer, doch nicht unmöglich. Was nun folgte war dramatisch – kaum zu beschreiben. Gegen Lister Turm führten wir schon mit 2:1 und der Gegner von Adrian hatte nur noch wenige Sekunden auf der Uhr. Doch als er noch 1 Sekunden auf der Uhr hatte, stellte Adrian seinen König auf ein bedrohtes Feld und verlor die Partie. 2:2 – nun gut, dann also gegen Bremen-Nord. Auf dem Papier waren wir klarer Favorit. Schade, dass das nicht immer reicht und wir verloren mit 1,5:2,5.

Vor der letzten Runde hatten wir noch 2 Brettpunkte Vorsprung vor Königsspringer Hamburg, die gegen den Tabellenletzten Lichterheide 2 spielten. Da war klar – wir mussten den Bundesligisten Werder Bremen schlagen, um uns zu qualifizieren. Nach drei Minuten ging das Drama weiter, Adrian verlor. Das ist doch zum Mäusemelken! Als dann Kai ein ausgeglichenes Läuferendspiel Remis gab, wuchs der Druck auf Dennis und Wilfried ins Unermessliche. Doch wer das Stahlbad von Lutz‘ Training unbeschadet überstanden hat, der nimmt auch diese Hürde und Dennis konnte seinen Gegner niederringen. Nun musste Wilfried gegen IM Sven Joachim eine schwierige Stellung gewinnen. Das machte er mit Bravour. Mit einem Damenopfer gegen drei Figuren kam es zu einem tollen Mittelspiel, dass der Hamelner im Kasparov-Stil gewinnen konnte. 2,5:1,5. JUHU wir hatten es geschafft!!

Mit 35:19 Mannschaftspunkten und 62,5 Brettpunkten (einen halben Punkt mehr als Königsspringer Hamburg) belegten wir den 9. Platz. Und wer hat diesen einen halben Punkte geholt? 🙂

Hier die Endtabelle:

NBMM2015

Hier die Einzelergebnisse:

Brett 1: Wilfried mit 20 / 27
Brett 2: Kai mit 10/ 26
Brett 3: Dennis mit 15 / 26
Brett 4: Adrian mit 17 / 27
Brett 5: Lutz mit 0,5 / 2

Wilfried hatte nach einer schwachen Anfangsphase 10 Partien hintereinander gewonnen und somit wieder ein klasse Ergebnis erzielt. Kai hatte nach 0,5 / 9 Desasterstart sich wieder gefangen und an Brett 2 auch gut gepunktet. Dennis und Adrian konnten in der zweiten Hälfte des Turniers gut zulegen und ein gutes Ergebnis erzielen.

Die Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft findet am 30. Mai (Samstag) in München statt. Na mal sehen, welche Dramen sich dort abspielen werden.

7 Kommentare

  1. Die Berliner Schachfreunde haben auch schon ihren Bericht veröffentlicht. Die Einzelergebnisse sind recht beeindruckend, wie ich finde.

    Dann die „Neuerung“: Angetrieben von Ilja Schneider, der mit phantas­tischen 25 aus 25 (!!) an Brett 1 (!!!) in das Turnier „startete“, gelang Sieg um Sieg und nach 25 Runden stand der Meistertitel bei nur einem Verlustpunkt bereits fest. Schade, dass Ilja seine grandiose Leistung nicht mit zwei weiteren Siegen krönte und bei 25 Punkten (aus 27 Runden stehen blieb). Die Bretter 2-4 agierten sehr ausge­glichen: Dennes Abel 22 Punkte, Lars Thiede 23 Punkte, Rainer Polzin 23 Punkte.

    http://schachfreunde.berlin/2015/03/schachfreunde-norddeutscher-blitzmeister/

    Glückwunsch zu der tollen Leistung!

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