Deutsche Familienschachmeisterschaft 2014 in Hildesheim–Familie Helmer wird deutscher Vizemeister

Am 20.09.2014 wurden in Hildesheim die deutschen Meisterschaften im Familienschach durchgeführt.
Unter der Schirmherrschaft des deutschen Schachbundes fanden zahlreiche Vertreter aus ganz Deutschland den Weg in die niedersächsische Domstadt. Sogar die Starnberger Schachfamilie Stangl, bei der Vater und Mutter jeweils den Titel GM und FM tragen, nahmen die weite Anreise in Kauf, um am Titelkampf teilzunehmen.

Neben weiteren Vertretern aus ganz Deutschland stellten sich auch Jan und Andreas Helmer
dem Wettkampf.

Gespielt wurden 7 Runden Schnellschach mit einer Bedenkzeit von jeweils 15+2 Minuten (Fischer-Modus) pro Spieler und Partie.

In der ersten Runde bekamen es die beiden Hamelner ebenfalls mit einer Vater / Sohn Kombination zu tun, bei der Jan gegen den Vater und Andreas gegen den neunjährigen Sohn spielen musste. Während Jan kurz und schmerzlos gewann, benötigte Andreas fast die vollständige Spielzeit um kleinste Vorteile
aufzuaddieren und dann in Zeitnot des Gegners eine tödliche Springergabel anzusetzen. 2:0 zu Beginn, das konnte sich sehen lassen.

In der zweiten Runde wartete dann ein ganz anderes Kaliber auf die beiden. Mit Andrè Wiege (DWZ 2064) und seinem Onkel Matthias bekamen es die beiden Hamelner erstmals mit zwei Erwachsenen zu tun. Beide entwickelten sich gut und konnten sich leichte Vorteile erarbeiten. Doch das Blatt wendete sich bei Jan durch eine Ungenauigkeit, so dass er den Verlust nicht mehr abwenden konnte. Vater Andreas machte es besser und glich zum 1:1 aus.

In der dritten Runde die nächsten Schwergewichte: Sebastian (DWZ 2014) und Claus-Peter Lämmel (DWZ 1713) aus Thüringen erneut nominell von der DWZ Zahl her den beiden Hamelnern deutlich überlegen. Während Andreas in einer selten gespielten Eröffnungsvariante nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen wurde, zeigte sich Jan einmal mehr von seiner Schokoladenseite. Durch eine traumhaft herausgespielte Doppeldrohung in einem Mattangriff, konnte er seinem Gegner die Dame abnehmen, was dieser nur mit minutenlangem Kopfschütteln kommentierte. Nach ein paar weiteren Zügen gab Sebastian Lämmel die hoffnungslose Partie auf. Erneut ein 1:1 und ungeschlagen nach drei Runden. Das konnte sich sehen lassen.

Damit ging es in Runde 4 wieder gegen sehr starke Gegner. Bernhard Hoffmann (DWZ 2055) und Felix Schmidt hießen die Gegner. Nominell lediglich für Jan ein großer Brocken. Diesmal war der Gegner für Jan zu stark, aber Vater Andreas konnte sich in seiner Partie wieder deutliche Vorteile erarbeiten und stand mit einer Figur mehr klar auf Gewinn. Ein weiteres 1:1 war greifbar nah, doch leider übersah Andreas in einer hektischen Endphase, in der er vollständig auf das Mattsetzen fixiert war, ein Schachgebot des Gegners und führte somit einen falschen Zug aus.

Da nach den FIDE-Blitzregeln gespielt wurde, bedeutete das den sofortigen Partie-Verlust. Damit mussten die Hamelner die erste Niederlage einstecken.

Es ging Schlag auf Schlag: Mit Ehepaar Haustein aus dem Erzgebirge wieder ein Gegner mit DWZ 1954 an Brett 1 für Jan. Andreas konnte sich in einer Französisch-Variante Vorteile gegen Heike Haustein erarbeiten und erspielte sich erst positionelle und dann materielle Vorteile. Souverän und abgeklärt führte er die Partie mit guter Zeiteinteilung zum Sieg durch Matt. In Jans Partie sollte es wieder sehr hektisch zugehen. Die von beiden Seiten gut geführte Partie mündete in ein
Endspiel, bei dem Jans Gegner sich einen Qualitätsvorteil erarbeitet hatte (Turm/Springer gegen Springer/Springer). Auf beiden Seiten waren noch zahlreiche Bauern vorhanden. Doch Mario Haustein hatte im Endspiel bereits nur noch eine Minute auf der Uhr. So sah sich Mario Haustein permanent einem Trommelfeuer von Gabeldrohungen der beiden Springer ausgesetzt. Die Züge flogen in schneller Abfolge über das Brett und schließlich wurde eine Gabeldrohung übersehen und Jan konnte den ganzen Turm gewinnen. Im weiteren Verlauf wurden jedoch weitere Bauern getauscht und Jan verlor schließlich seinen letzten Bauern. Damit endete die spannende Partie Remis und die Hamelner gewannen erneut eine Runde mit 1,5:0,5.

In der Vorschlussrunde ging es nun um die Wurst: Gegner waren das Lingener Vater / Tochter Paar Christian und Hannah Möller.

Jan setzte Vater Möller unter Druck, der gerade erst eine hochdramatische Partie remisieren konnte. Andreas stellte in der Eröffnung gegen Hannah leichtfertig zwei Bauern ein, konnte allerdings im weiteren Verlauf Druck auf den gegnerischen Königsflügel ausüben. In Zeitnot von Andreas kam es dann zur Stellungswiederholung und einer Remis-Einigung.

Jan stand zu diesem Zeitpunkt bereits klar schlechter und hatte leichtfertig eine Figur eingebüßt. Nach weiterer Vereinfachung und Überleitung ins Endspiel gab er die Partie auf. 0:5 – 1,5.

In der letzten Runde folgte dann noch ein leicht und locker herausgespielter 2:0 Sieg gegen eine Familie Sendelbach (Mutter/Sohn) und das bange Warten auf die Endtabelle begann.

Nach einer halben Stunde dann die Erlösung: Jan und Andreas Helmer wurden mit einem Sieg Rückstand Zweiter in der Kategorie Eltern / Kind hinter den Siegern Christian und Hannah Möller und können sich nun mit dem Titel Deutscher Vizemeister im Familienschach schmücken. In der Gesamtwertung landeten die beiden Hamelner auf einem sehr guten 6. Platz.

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Eröffnung um 13:30 Uhr

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Impressionen vom Spiel

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Platz 1 (Gesamtwertung): Andrè und Matthias Wiege

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Platz 2: Jan und Andreas Helmer (Kategorie Eltern/Kind, Platz 6 gesamt)

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Platz 1: Robin und Florian Luther (Kategorie Kind/Kind, Platz 12 gesamt)

Mittlerweile gibt es auch den offiziellen Bericht auf der Homepage des DSB sowie einen Bericht des Hildesheimer SV.

Abschlusstabelle:

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5 Kommentare

  1. Gratulation an Euch beide.
    Klasse Leistung, besonders von Jan, der sich gegen ein offensichtlich deutlich stärkeres Feld wacker geschlagen hat.
    Zudem schöne Bilder.
    Gibt es zufällig einen Link zum Ausrichter und damit zur Gesamttabelle?

  2. Jetzt gibt es auch einen offiziellen Bericht auf der Homepage des DSB (s. Bericht). Die Abschlusstabelle habe ich auch noch hinzugefügt. Heute gab es auch noch einen großen Zeitungsbericht in der NDZ.

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